Rückschau Öko-Feldtage 2023: Für den Klimawandel
Es wurden vor allem Lösungen für wärmere und trockenere Zeiten gezeigt, unter anderem wassersparende Bewässerungssysteme, elektrisch angetriebene Feldroboter und trockenheitsresistente Kulturen.
Von Bettina Karl, Berlin
Wasser ist knapp und kostspielig. Doch mit zunehmender Trockenheit kommen vor allem viele Gemüsekulturen oder Kartoffeln ohne Bewässerung nicht mehr aus. Auf den Demonstrationsflächen der Öko-Feldtage wurden verschiedene, unterschiedlich aufwendig und energieintensive Bewässerungsverfahren vorgestellt.
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Rückschau Öko-Feldtage 2023: Wasser auf der Gemüsefläche
Für den Einsatz von Kleinregnern, auch Mikrosprinkler genannt, waren dafür beispielsweise in einem Selleriebestand Kunststoffschläuche verlegt worden und in einem Abstand von zehn Metern Sprinkler auf Stativen im Dreiecksverband positioniert. Das System arbeitete mit einem geringen Druck von 2,5 und 4 bar und verteilte das Wasser relativ gleichmäßig auf der Gemüsefläche des Biolandhofes. Auf dem gleichen Acker wurde auch das Tropfbewässerungsverfahren vorgestellt. Dabei unterscheidet man zwischen oberirdischer und unterirdischer (Unterflurbewässerung) Tropfbewässerung. Bei letzterer liegen die Tropfschläuche mehrere Zentimeter unter der Erde.
Auf den Öko-Feldtagen waren beide Varianten zu sehen. Tropfschläuche bewässern noch effizienter und verbrauchen weniger Energie. Sie sollen im Vergleich zu anderen Bewässerungsverfahren bis zu 50 % Wasser sparen können. Da das Wasser sehr dicht an der Pflanze abgegeben wird, sind die Verdunstungsverluste gering. Der gesamte Wasserverlust liegt nur noch bei zwei bis drei Prozent. Allerdings sind die Arbeitskosten verhältnismäßig hoch, auch die Installation und Instandhaltung sind aufwendig.
Der Beratungsdienst Heilbronn hatte zum Sichern von Ertrag und Qualität ein Tropfbewässerungssystem in einem Biokartoffelbestand installiert. Kleine Gaben Wasser bewirken seltener Staunässe im Wurzel- und Knollenbereich. Das kann die Ausbreitung von Kraut- und Knollenfäule sowie von bakteriellen Krankheiten wie Pectobacterium und Dickeya hemmen.
Autonom fahrende Hackroboter
Die Vorführungen der Bewässerungstechniken zogen genauso wie die der Hacktechnik viele Interessierte an. Dabei konzentrierten sich diese auf die Beikrautregulierung im Feldgemüse und zeigten sowohl moderne klassische, schleppergeführte Maschinen als auch autonom arbeitende Feldroboter, die teilweise mit Künstlicher Intelligenz trainiert werden.
Das Hacken innerhalb der Reihe stellte eine besondere Herausforderung dar, da die Maschinen mithilfe spezieller Sensor-oder Erkennungstechnik, beispielsweise mit einer Kamerasteuerung, zwischen Kulturpflanzen und Beikräutern unterscheiden mussten. Jonathan Kern, Bioland-Ackerbauberater und Moderator in der Maschinenvorführung zeigte sich beeindruckt, wie genau die vorgeführten In-Row-Hacken und Hackroboter arbeiten.
„Die Einstellungen waren sehr exakt und die Geräte haben das weggehackt, was sie sollten. Die autonomen Hackroboter sind inzwischen praxisreif und effizient. Die Leichtgewichte mindern die Gefahr der Bodenverdichtung. Sie sind zudem teils elektrisch betrieben und damit angenehm leise“, so Kern.
Bildergalerie: Rückschau Öko-Feldtage 2023 – Feldroboter
Winterleguminosen blühen früher
Auf den Demonstrationsflächen der Öko-Feldtage standen rund 100 Kulturen mit 520 verschiedenen Sorten, darunter Getreide, Kartoffeln, Feldgemüse und Leguminosen. Letztere sind gerade für die Fruchtfolge, Bodenfruchtbarkeit und zur Unterdrückung von Beikraut in ökologisch wirtschaftenden Betrieben sehr wichtig. „Die Umverteilung von Niederschlägen im Jahresverlauf, höhere Temperaturen und Trockenheit, steigender Schädlingsdruck und zunehmende Pflanzenkrankheiten – das sind Probleme, die durch den Klimawandel für unsere einheimischen Körnerleguminosen entstehen werden“, stellte Annemarie Ohlwärter, Naturland, in ihrem Vortag im „Forum Pflanze“ fest.
Die Winterformen von Erbsen und Ackerbohnen gewinnen darum an Bedeutung, da sie vier Wochen früher blühen. Zu dieser Zeit ist es noch nicht zu heiß und die Bodenfeuchtigkeit höher. Durch die zunehmend milderen Winter nimmt aber auch der Blattlausbefall zu, was auch die Gefahr von Virusübertragungen erhöht. Das könnte jedoch durch eine angepasste Sortenwahl abgefedert werden, empfahl die Fachfrau.
Klimaveränderungen bieten Potenzial für den Anbau von neuen Kulturen, die mit höheren Temperaturen besser zurechtkommen. Dazu gehören Sojabohnen, die allerdings besonders von der Blüte bis zur Abreife Wasser benötigen. Deshalb sollte vor dem Anbau über eine Bewässerung nachgedacht werden. Schon 50 l Wasser/m² haben in Praxiserhebungen durchschnittliche 3,7 dt/ha Mehrertrag erbracht, informierte die Mitarbeiterin aus dem Projekt LeguNet.
Kichererbsen brauchen Trockenheit zur Ernte
Linsen kommen in einem gewissen Maße gut mit Trockenheit zurecht, lieben kalkreiche, warme Standorte. Sie können jedoch aufgrund fehlender Standfestigkeit nur im Gemenge stehen. Zu den neuen Leguminosen für unsere Breiten gehört die Kichererbse, die früh ausgesät werden kann.
Sie ist sehr trockenheitsresistent und kommt mit feuchten Bedingungen sogar nur schwer zurecht. Zur Ernte ist absolute Trockenheit notwendig, da die Kichererbse sonst weiterblüht. Der Anbau sei riskant, erklärte Annemaria Ohlwärter und empfahl, gerade für neue Kulturen unbedingt vor dem Anbau die Vermarktung zu klären.
Unser Ziel ist es, Landwirtschaftsbetriebe dabei zu unterstützen, auf ihren Höfen mehr Biodiversität zu schaffen, erklärte Wolf Gutmann von der Bioland-Stiftung. Er appellierte, dass mit schwindender Artenvielfalt unter anderem die Bestäubung im Obst-und Gemüseanbau gefährdet sei mit der Folge, dass diese Waren immer teurer werden. Der kurze Praxiskurs „HÖFE.BILDEN.VIELFALT“ war einer von 200 Programmpunkten an beiden Tagen, zu denen Fachforen, Workshops und Vorträge gehörten.
Strategien für mehr Biodiversität
Die Hälfte der Flächen in Deutschland werden landwirtschaftlich genutzt. Daher hat gerade die Landwirtschaft ein enormes Potenzial, die Biodiversität zu fördern“, forderte Gutmann und empfahl neben heimischen Sträuchern und Obstbäumen, Blühflächen, Nistkästen oder beispielsweise auch das Anlegen von Schwalbenpfützen.
Dafür sollte eine etwa einen Quadratmeter große lehmige Stelle immer feucht gehalten werden, damit die Vögel Material zum Nestbau finden. Sinnvoll sei auch, Pflanzen wie die Nachtkerze zu verbreiten, die in der Dunkelheit blühen und als Nahrung für Nachtfalter dienen, die dann wiederum von Fledermäusen gefressen werden können, oder Steinhaufen für die Mauswiesel anzulegen.
Im Ackerbau könnten beim Drillen vereinzelt etwa 20 m² große Drilllücken in den Feldern gelassen werden, um Raum für Ackerwildkräuter zu schaffen und Bodenbrütern wie der Feldlerche Nistplätze zu bieten. Bei der Mahd von Grünland oder der Pflege von Säumen sollten hin und wieder blühende Restflächen stehengelassen werden.
Öko-Feldtage 2023 – Ein Fazit
Die Öko-Feldtage haben sich zu einem wichtigen Treffpunkt der gesamten Branche entwickelt. Forschende, Praktikerinnen und Praktiker diskutierten mit der Politik, was die ökologische Landwirtschaft jetzt braucht, um zu wachsen und sich weiterentwickeln zu können. Dazu präsentierten rund 330 Unternehmen, Verbände und Organisationen ihre Leistungen. Wie schon im letzten Jahr auf den Öko-Feldtagen, war die Stimmung locker und optimistisch, auch das Wetter spielte mit und bescherte strahlenden Sonnenschein mit einer erfrischenden Brise Wind. Darüber hinaus waren die Feldtage rundherum gut organisiert.
Insgesamt drehte sich alles darum, wie die ökologische Landwirtschaft mit den sich verändernden Klimabedingungen zurechtkommen kann, um weiterhin wertvolle Lebensmittel zu produzieren. Ein wichtiges Thema, für das auch in Zukunft begleitend viele Forschungen, Züchtungen und Versuche notwendig sein werden.