Sommerung anbauen: Die Wünsche und die Wirklichkeit
Mehr Ackerland als in Vorjahren muss noch in diesem Frühjahr bestellt werden. Saatgut ist aber knapp. Leguminosen böten sich an. Damit verdienen sich Landwirte zwar ein Lob der Politik, aber kein Geld, kommentiert Erik Pilgermann.
Sind Sie sicher, dass es Sommerkulturen sein sollen? Für die meisten von Ihnen wird die Kartoffel keine Alternative sein. Ihr Anbau ging 2023 weiter zurück. Diese Entwicklung zeigte sich, mit Ausnahme von Mecklenburg-Vorpommern (+500 Hektar) auch in Ostdeutschland. Die nasse Ernte des Vorjahres hat die verfügbare Saatgut-Menge vor allem bei den Sommerungen geschmälert. Das geringere Angebot trifft nun auf eine hohe Nachfrage.
Aufgrund der schwierigen Bedingungen wurden im Herbst bundesweit rund 300.000 Hektar weniger Winterkulturen ausgesät als im Vorjahr. Hinzu kommen Auswinterungsschäden bedingt durch die Frostwoche ab dem 8. Januar. In einigen Teilen Thüringens etwa gab es in mehreren Nächten Tiefstwerte von -20 °C, in Erdbodennähe ohne schützende Schneedecke. Lokal führte das zu einigen Totalausfällen.
Die Herbstaussaat von Sommergetreide ging diesmal vielerorts in die Hose. Den Löwenanteil können nur die Sommerungen übernehmen – vor allem Getreide und Mais. Verspätet kommen die ersten Frühjahrssaaten gerade in die Erde. Noch ist es nicht zu spät – aber jede Woche kostet Ertrag.
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Welche Sommerung anbauen?
Mit Leguminosen als Sommerung könnten Sie sich ein Lob aus Berlin verdienen. Bereits die Vorgängerregierungen entwickelten die Eiweißpflanzenstrategie. Insgesamt wurden bisher durch den Bund Fördergelder in der Höhe von 41,6 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Agrarstaatssekretärin Silvia Bender (Grüne) erklärte Ende vergangenen Jahres stolz, dass sich seit der Veröffentlichung dieser Strategie der Leguminosen-Anbau in Deutschland durchweg positiv entwickelt habe. Demnach hat sich die Anbaufläche von Körnerleguminosen von 2011 bis 2022 fast verdreifacht.
Ebenso hat sich der Anbau von Futterleguminosen ausgedehnt. Der Anteil der Leguminosen an der Ackerfläche beträgt insgesamt gut 6 %. Allerdings stieg in dieser Zeit der Selbstversorgungsgrad bei Hülsenfrüchten (ohne Sojabohnen) für den Futter- und Nahrungsbereich nur geringfügig um 8 %. Mit der Folge, dass sich parallel aufgrund der Nachfrage die Importe nahezu verdoppelten.
Soja auf dem Markt
Heimische Ware kann nicht mit dem Weltmarkt konkurrieren. Soja etwa bleibt dort unschlagbar. Im Vorjahr wuchs deutsches Soja auf 43.500 Hektar heran. Allein in Bayern wurde der Anbau um 4.100 Hektar und in Ostdeutschland um insgesamt 900 Hektar zurückgenommen. Die Anbauschwerpunkte lagen in Bayern (26.200 Hektar) und Baden-Württemberg (7.400 Hektar). In Ostdeutschland standen gerade mal 7.000 Hektar Sojabohnen im Feld. Über die Anbauwürdigkeit entscheiden nicht nur neue Sorten, klimatische Bedingungen oder Ernährungstrends. Genauso wichtig sind die Möglichkeiten des Pflanzenschutzes und attraktive Absatzkanäle für Nahrung und Futter.
Sommerung – Der Anbau muss sich rechnen
Keine (Sommer-)Kultur kann auf Dauer bestehen, wenn Landwirte sie nicht angemessen schützen und vermarkten können. Wenn Sie mich fragen, täte die Bundesregierung gut dar an, weniger in Demo-Netzwerke zu investieren und stattdessen für eine echte Unterstützung des heimischen Leguminosen-Anbaus zu sorgen: Dazu zählt das Fachrecht, das einer Kultur eine Chance geben muss. Attraktive Anreize, etwa über die Ökoregelungen, können einen echten Schub verleihen. In der vorigen Förderperiode haben es einige Länder mit eigenem Programm erfolgreich vorgemacht. Denn am Ende ist entscheidend, dass sich der Anbau für Sie rechnet.
Kommentar aus der Ausgabe 11/2024
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