Anbau von Zuckerrüben: Conviso-Smart-System in der Praxis
Auf seiner gesamten Zuckerrübenfläche setzte der Ackerbaubetrieb GbR Groß Germersleben in der Magdeburger Börde auf ein neues System zur Unkrautbekämpfung. Die Risikobereitschaft wurde in mehrfacher Hinsicht belohnt.
Von Dr. Rudolf Haberland, Produktionstechnik Zuckerrüben & Kartoffeln, Oschersleben, Sachsen-Anhalt
Die spürbaren Auswirkungen von witterungsbedingten Ertragsverlusten werden immer deutlicher. Selbst wenn sich die gegenwärtig bessere Rübenbezahlung für den Landwirt positiv auswirkt, sind Bestrebungen in allen Bereichen der Produktionstechnik zur Kostenminimierung und Ertragssicherung gefragt. Immer richtig ist es daher, einzelne produktionstechnische Maßnahmen auf effektiven und kostengünstigen Einsatz zu überprüfen.
Neu zur Kontrolle von Schossern, Unkrautrüben und gleichzeitig einer sicheren Unkrautbekämpfung ist das für Deutschland jetzt zugelassene Conviso-Smart-System. Erstmals in diesem Jahr wurde es in der GbR Groß Germersleben auf der gesamten Rübenfläche praktiziert. Das neue System unterscheidet sich grundsätzlich von dem bisher angewendeten Herbizideinsatz und erfordert andere Entscheidungskriterien, die strikt einzuhalten sind. Eine Verträglichkeit gegen traditionell bekannte Rübensorten liegt nicht vor und kann zu einem totalen Rübenverlust führen.
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Conviso-Smart-System: Wie funktioniert es?
Das System ist so beschaffen, dass nur eine auf Toleranz gegenüber Wirkstoffen aus der Gruppe der Acetolactat-Synthase(ALS)-Inhibitoren gezüchtete Zuckerrübensorte zusammen mit einem Herbizid auf der Basis eines ALS-Hemmers eingesetzt werden kann. Die Saatgutfirma KWS vermarktet derartige Sorten erstmals 2023. Angeboten werden drei Smart-Sorten mit unterschiedlichen Toleranzen.
Die Wirkortresistenz der Rüben gegen ALS wurde durch klassische Züchtungsmethoden erreicht. Grundlage der Resistenz ist eine natürliche Mutation im Rüben-Genom. Es erfolgt keine schnelle Metabolisierung des Wirkstoffes in der Rübe, sondern eine sofortige Unwirksamkeit. Dadurch wird eine sichere Rübenverträglichkeit erreicht.
Das breit wirksame Herbizid Conviso One von der Firma Bayer basiert auf Sulfonylharnstoff mit der Wirkstoffkombination aus Foramsulfuron (50 g/l) und Thiencarbazone (29 g/l). Es wirkt blattaktiv gegen ein- und zweikeimblättrige Unkräuter einschließlich schwer bekämpfbarer Unkräuter und gleichfalls gegen Wild- und Unkrautrüben.
Eine Bekämpfung von bereits ALS-resistenten Unkräutern wie Ackerfuchsschwanz oder Vogelmiere und von Kulturen wie Clearfield-Raps-Durchwuchs ist dagegen nicht möglich. Auch Unkrautrüben, die in Conviso-geführten Beständen auflaufen oder noch überleben, werden resistent. Der Hersteller empfiehlt, das Mittel Conviso One als Splittingbehandlung mit 2 x 0,5 l/ha plus 0,5 l/ha Mero. Daneben sind 14 weitere Anwendungen mit einer Aufwandmenge von 0,125–1 l/ha als Flächen- oder Bandbehandlung zugelassen.
Entsprechend der Aufwandmenge sind für die einzelnen Anwendungen sehr unterschiedliche Bestimmungen einzuhalten. Das macht das System in der Handhabung für den Landwirt nicht einfach. Auf Flächen mit Drainage ist die Anwendung in der gleichen Aufwandmenge mit einer Hacke-Band-Kombination erlaubt. Dadurch wird auf dem Bandstreifen die volle Menge ausgebracht, während auf der gesamten Fläche nur etwa die halbe Mittelmenge und damit halb so hohe Mittelkosten anfallen.
GbR Groß Germersleben: Was zeigt der Sprung in die Praxis?
Der Ackerbaubetrieb der GbR Groß Germersleben hat – frei nach Goethe: „Grau, ist alle Theorie und grün der goldne Baum der Praxis“ – das neue Conviso-Smart-System für den gesamten Rübenbau übernommen.
Der Betrieb liegt am Westrand der Magdeburger Börde in Sachsen-Anhalt. Der typische Lössstandort der Betriebsgemeinschaft ist gekennzeichnet durch hohe Bodenwertzahlen von durchschnittlich 80 Bodenpunkten, aber auch immer durch geringe Niederschläge von jährlich 515 mm (Betriebsspiegel). Der Zuckerrübenanbau auf jährlich 200 ha ist eine wichtige wirtschaftliche Säule.
Relativ hoch sind die Kosten für einen gezielten Pflanzenschutz, besonders für den Herbizideinsatz. Es ist daher richtig, neue Möglichkeiten zu prüfen und umzusetzen. Vorteilhaft und für eine kombinierte chemisch/mechanische Unkrautbekämpfung notwendig ist eine Hacke-Band-Kombination. Der Betrieb in Groß Germersleben besitzt eine Hoe & Spray-Kombination von der Firma Schmotzer, die sie seit Jahren sehr erfolgreich einsetzt.
Die Kombination steuert den Verschieberahmen mit einer optoelektronischen Kamera. Zwischen den Reihen wird mit Vibromessern gehackt, in den Reihen das Herbizidband ausgebracht. Die Messer sind höhenverstellbar in gut beweglichen Parallelogrammen aufgehängt. Eine Hacktiefe von 3–5 mm hat sich bewährt. Mit jedem Hackgang kann zunehmend tiefer gehackt werden. Je nach Bandbreite ist eine deutlich verringerte Herbizidmenge um 50–70 % möglich. Bei allen Vorteilen sind auch Nachteile zu beachten. …
Bildergalerie: Unkräuter
Das erwartet Sie weiter in diesem Artikel der Ausgabe 27/2023 Seite 25-27:
- Das neue Verfahren im Praxiseinsatz
- Was hat das System dem Betrieb gebracht?
- Betriebsspiegel
Schwerpunkt Junges Land:
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- Zuckerrüben unkrautfrei, ungleiche Bestände dreschen u. v. m.
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