Alles vom Krügerhof ist hausgemacht
Ein Ehepaar im mecklenburgischen Kobrow vermarktet Eier, Fleisch und Obst aus seinem kleinen Landwirtschaftsbetrieb im eigenen Hofladen. Die Grillspezialitäten werden von Campingurlaubern geschätzt.
Text und Fotos von Birgitt Hamm
Eine kleine Flasche Eierlikör müssen wir aber auch noch mitnehmen.“ Das Ehepaar Knappe aus Leipzig ist Stammkunde im Krügerschen Hofladen von Kobrow, Landkreis Ludwigslust-Parchim. Kennen und schätzen gelernt haben die Sachsen die hausgemachten Produkte aus Mecklenburg-Vorpommern auf dem benachbarten Campingplatz in Sternberg. Dort gehören Krügers Grillspezialitäten zu den Highlights des Urlaubs.
selbstgemachte spezialitäten
Cerrien und Volker Krüger führen ihren kleinen Hof im Nebenerwerb. Hier tummeln sich Enten, Hühner, sechs bis acht Schweine, etwa 30 Rinder und ein Pferd, das zwischen seinen Kühen die Rente genießt. Dazu kommen 42 Hektar Land fürs Viehfutter – Sommergerste, Hafer, Kartoffeln. Und der Hofladen. Vor zehn Jahren eröffnet und inzwischen Anlaufpunkt für Kunden nicht nur aus dem näheren Umkreis, sondern aus Güstrow, Schwerin, Rostock, der Prignitz. „Alles, was wir verkaufen, kommt von unserem Hof und ist selbstgemacht“, betont der Landwirt, der einst Metallbauer gelernt hat und nun im Hauptberuf in einem Demeter-Betrieb bei Schwerin in der Mosterei und der Imkerei tätig ist.
„Ich verarbeite auch, was mir die Nachbarn aus ihrem Garten bringen“, ergänzt seine Ehefrau, die mit ihrem Eierlikör, fantasievollen, fruchtigen Marmeladen und Gelees nicht nur die Kundinnen begeistert. Für ihre Produkte gilt ebenfalls, was ihr Mann als Credo nennt: „Ich verarbeite alles Fleisch unverdünnt, strecke es nicht mit Wasser. Mein Kochschinken ist kein Pressfleisch, sondern Schinken.“
Den tieren geht es gut
Am Fleisch spüre man auch, dass es den Tieren gut gehe, so Krüger: „Die Schweine feiern bei uns Geburtstag. Wir schlachten sie erst mit 160 bis 180 Kilogramm. Die Kälber bleiben ein halbes Jahr mit ihrer Mutter auf der Weide; die Schweine liegen auf Stroh; die Hühner und Enten haben alle Freiheiten, die sie brauchen.“ Das schmecken die Kunden beziehungsweise das schmeckt ihnen. Deshalb floriert der kleine Laden seit zehn Jahren, ohne dass Krügers ständig auf Märkten unterwegs sind oder ihre Kunden extra beliefern. „Das würden wir auch gar nicht schaffen“, bekennt Bauer Krüger. Der Grillsommer in Sternberg ist die einzige Ausnahme.
Kurz bevor im September 2011 der kleine Laden öffnete, hatte das Ehepaar seinen Landwirtschaftsbetrieb gegründet. Nicht, weil sie unbedingt wollten, sondern um den seit 1921 im Familienbesitz befindlichen Hof zu retten. Volker Krüger erzählt: „Als mein Urgroßvater ihn kaufte, war hier eine Molkerei. Bis 2011 hat meine Mutter noch Milchkühe gehalten. Als sie in Rente gehen wollte, hätte sie den Krügerhof aufgeben müssen.“ Also haben Sohn und Schwiegertochter ihn übernommen und investiert. In Verarbeitungsmaschinen, in Kühltechnik. Immer Schritt für Schritt und nicht immer das Allerneueste. „Unsere aktuellste Investition ist die Solaranlage auf dem Dach. Die Stromkosten für die Kühlung nahmen einfach überhand; so können wir sie etwas minimieren“, erklärt der Bauer.
Harter Arbeitsalltag
Dass sein Nebenerwerb kein Hobby ist, merkt man am Arbeitsalltag. Der beginnt früh um sechs Uhr, wenn die Enten herausgelassen werden müssen. Um 6.15 Uhr gönnt sich Volker Krüger dann die erste kleine Tasse Kaffee, bevor die Kühe und Schweine gefüttert werden. Erst danach gibt es Frühstück für die Menschen.
Auch die Ackerwirtschaft fordert ihre Zeit, zumal er auch die Wiesen des benachbarten Agrarbetriebes zur Futtergewinnung nutzen darf. Im Herbst und Winter wird geschlachtet und Wurst gemacht. Volker Krüger: „Wir kochen, räuchern heiß und kalt nach alten Rezepten. Angefangen haben wir vorsichtig mit vier, fünf Sorten. Inzwischen sind wir bei 25 verschiedenen Würsten von Blut- bis Mettwurst – und halten stets Fleisch vor, damit wir nachliefern können, weil wirklich alle Sorten beliebt sind.“
kein beruf sondern berufung
Etwa 400 Kilo Fleisch verarbeitet die Familie, zu der zwei Töchter gehören, an einem Wochenende. Cerrien Krüger: „Da heißt es: Machen, bis die Arbeit fertig ist.“ Das Geflügel schlachtet der Landwirt selbst, die Rinder bringt er nach Parchim, Schweine nach Prislich. Sein Prinzip: Nicht länger als eine Stunde mit den Tieren fahren. Bei den Produkten, die er aus seinem Fleisch kreiert, helfen ihm die eigenen Erfahrungen aus der Familie und ein Bekannter, der Schlachter und Fleischer ist.
Der Hof ist für Krügers kein Beruf, sondern Berufung. „Wir haben unser Auskommen und sind zufrieden“, sind sich die Eheleute einig. „Wir wären es noch mehr, wenn die Bürokratie uns nicht so viel Zeit stehlen würde“, ergänzt Cerrien. „Für den Agrarantrag muss ich jedes Jahr die Anbaufläche für jede Frucht genau auf-zeichnen. Aber zeichnen Sie mal drei Reihen Mais oder eine Reihe Kartoffeln in das Onlineformular. Reicht es nicht, wenn ich das genau aufschreibe?“