Aus der Wirtschaft

Arla-Molkerei macht Klimacheck für Milcherzeuger

Pro Futtereinheit mehr Milch produzieren und Proteinüberschüsse in der Ration verringern, sind zwei Wege, den Fußabdruck zu reduzieren. © Sabine Rübensaat
Agrarpraxis
Artikel teilen

Die Arla-Molkerei möchte die CO2e-Emissionen ihrer verarbeiteten Milch deutlich reduzieren – um 30 % bis 2030. Um zu erfahren, welche Emissionen bei der Milcherzeugung anfallen, hat das Unternehmen mit fast 8.000 seiner Milch liefernden Betriebe einen Klimacheck durchgeführt.

Von Klaus Meyer

Die Molkereigenossenschaft Arla Foods geht das Thema Klimawandel systematisch an und hat im vergangenen Jahr ein europaweites Klimacheck-Programm für deren Milch liefernde Landwirte gestartet. Im Rahmen eines Webcast Anfang Juli hat Dr. Maike Brask, Expertin des Arla-Nachhaltigkeitsteams, wichtige Ergebnisse des Klimachecks vorgestellt und über aktuelle Entwicklungen des Programms informiert.

Arla Foods hat sich ehrgeizige Umweltziele gesetzt: 30 % weniger CO2e-Emissionen pro Kilogramm Milch bis 2030 und Netto-Null- CO2e-Emissionen bis 2050. Um diese Ziele zu erreichen, führte die Molkereigenossenschaft im Mai 2020 ein europaweit einheitliches Klimacheck-Programm ein, um den individuellen CO2e-Fußabdruck der Milchlieferanten zu ermitteln. Teilnehmende Landwirte haben als Anreiz sieben Monate eine zusätzliche Vergütung von einem Cent pro Kilogramm Milch erhalten. Insgesamt haben 7.986 Betriebe aus sieben europäischen Ländern, 1.267 davon aus Deutschland, den Klimacheck durchgeführt.

Ablauf des Klimachecks der Arla-Molkerei

Die Landwirte werten Daten aus ihren Betrieben zu etwa 200 Fragen aus und übermitteln sie Arla. Aus den Daten ergibt sich der CO2e-Fußabdruck des Betriebes. Anschließend wird ein Betriebsbesuch vereinbart, in dessen Rahmen Stärken und Verbesserungspotenziale erläutert und Maßnahmen abgeleitet werden. Die im Klimacheck erfassten Daten umfassen die Anzahl der Tiere, die Futterzusammensetzung, die Pflanzenproduktion, den Einsatz von Düngemitteln, den Umgang mit Gülle sowie die Nutzung von Strom, Kraftstoff und erneuerbaren Energien. Beim CO2e-Fußabdruck werden die drei Treibhausgase Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O) berücksichtigt und in CO2-Äquivalente (CO2e) umgerechnet, um das Ergebnis in einen Gesamtwert zusammenfassen zu können. Dr. Brask erklärte dazu: „Eine Faustregel ist, was in den Betrieb kommt, hat einen CO2-Fußabdruck – und was den Betrieb verlässt, verlässt ihn mit einem CO2-Fußabdruck.“

Im April 2021 wurde die erste Klimacheck-Runde mit folgendem Ergebnis abgeschlossen: Der durchschnittliche Fußabdruck beträgt 1,15 kg CO2e/kg Milch bzw. 1,06 kg CO2e/kg Milch (ohne anmoorige Böden). Im Juni ist die zweite Klimacheck-Runde mit der neuen IT-Plattform Arlagården gestartet. Damit können die teilnehmenden Landwirte ihre eigenen Fortschritte verfolgen und mit den Daten anderer Betriebe vergleichen, um von den Erfahrungen anderer zu profitieren. Die Daten zeigen, dass die leistungsstärksten Landwirte in der Lage sind, auf Betriebsebene Milch mit einem Fußabdruck unter 0,9 kg CO2e/kg zu produzieren.

Im Einzelnen liegt der durchschnittliche Fußabdruck pro Kilogramm Milch (ohne anmoorige Böden) in Zentraleuropa bei 1,08 kg CO2e, in Dänemark bei 1,03 kg CO2e, in Großbritannien bei 1,13 kg CO2e und in Schweden bei 1,00 kg CO2e. Die wichtigsten Ergebnisse dabei:

  • Der Fußabdruck variiert stärker innerhalb einer Region als zwischen den Regionen,
  • Betriebe in allen Regionen haben Wege gefunden, um sehr klimaeffizient zu sein,
  • einige Betriebe aller Regionen haben ein hohes Verbesserungspotenzial,
  • biologisch wirtschaftende Betriebe haben eine leichte Tendenz zu einem niedrigeren Fußabdruck,
  • der Effekt des Produktionssystems hängt stark von den regionalen Gegebenheiten ab,
  • Betriebe mit mittlerer (7.283– 9.479 kg Milch pro Kuh) oder hoher Milchleistung (über 9.479 kg Milch pro Kuh) haben meistens einen geringeren Fußabdruck,
  • trotzdem gibt es Betriebe mit extrem guten Klimawerten, aber niedriger Milchleistung,
  • letztendlich muss die Effektivität gesteigert werden, denn die Intensität ist nicht entscheidend,
  • es gibt zahlreiche Wege, um einen niedrigen Fußabdruck zu erreichen.

Für Milcherzeuger: Fünf Hebel zum Besserwerden

Laut Dr. Brask lassen sich anhand der Daten fünf allgemeingültige Hebel identifizieren, mit deren Hilfe sich der CO2e-Fußabdruck der Milchproduktion auf allen Betrieben verringern lässt:

  • eine bessere Futtereffizienz zur Verbesserung der Milchleistung,
  • eine gezielte Fütterung, um einen Proteinüberschuss in den Futterrationen zu vermeiden,
  • ein gesundes und langes Leben für die Kuh zur Verbesserung der Milchleistung,
  • ein präziser Düngemitteleinsatz zur Reduzierung des Stickstoffüberschusses aus der Futterproduktion,
  • eine verbesserte Flächennutzung, um höhere Ernteerträge zu erzielen.

Um vergleichbar zu sein mit anderen großen internationalen Molkereien und Lebensmittelunternehmen, basieren die Berechnungen des Arla-Klimachecks auf den Standards der ISO-Norm für Ökobilanzen/ Lebenszyklusanalysen (14044) und folgen den Richtlinien der International Dairy Federation (IDF) zur Methodik der Berechnung des Klima-Fußabdrucks. Die Emissionen von Tieren, Dung und Böden werden basierend auf den Vorgaben des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) ausgewertet. Die Berechnungsmethode von Arla unterscheidet sich vom nationalen Berechnungsstandard für einzelbetriebliche Klimabilanzen (BEK), der u. a. vom Bundeslandwirtschaftsministerium genutzt wird. Die Werte des Arla-Klimachecks sind deshalb nicht direkt mit Werten nach BEK-Berechnungen vergleichbar.


Weitere Nachrichten aus den Bundesländern