Agrarroboter: Autonome Maschinen kommen

Der Xaver von Fendt wurde in der zweiten Generation praxisnäher, er sorgt für zentimetergenaue Saat. Das hintere einzelne Rad sorgt dabei auch für die nötige Rückverfestigung. (c) Werkbilder
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Zunehmend kommen Agrarroboter auf den Markt, und sie werden vielseitiger. Noch gilt es, Kinderkrankheiten abzustellen. Dennoch finden sie vermehrt Nutzer. Ein Überblick in zwei Teilen.

Von Tobias Meyer, Zirndorf

Ob sich Roboter auf dem Acker durchsetzen oder nicht, muss man sich nicht mehr fragen. Es ist lediglich noch nicht ganz absehbar, wann genau sie flächendeckend zum Standard werden. Dass sie aber kommen, ist absolut sicher. Die Erklärung dafür ist simpel: Der Mensch wird es sich immer so einfach wie möglich machen und was nur geht an die Maschine delegieren.

In der Industrie ist das Thema inzwischen Usus, 2019 wurden weltweit etwa 250.000 neue Roboter in den Produktionshallen installiert. Der Markt wuchs im Schnitt seit 2014 jährlich konstant um 11 %, aktuell flacht der Trend aber bereits etwas ab.

Das neueste große Ding heißt fahrerlose Transportsysteme, womit Maschinen autonom mit Material versorgt werden oder ihre fertigen Produkte abtransportiert werden. Dieser Markt soll laut International Federation of Robotics (IFR) von 176.000 Einheiten im Jahr 2019 auf bis zu 712.000 im Jahr 2022 wachsen.

Und auch im privaten Umfeld gibt der Mensch möglichst viel an Maschinen ab, Roboter für das Rasenmähen und Staubsaugen verbreiten sich immer mehr. Natürlich war anfangs so mancher skeptisch – oft zurecht – doch inzwischen liefern viele Geräte sehr gute Ergebnisse. Ebenso wird es den Agrarrobotern ergehen.

Neue Technologie etabliert sich langsam

„Als nach der Jahrtausendwende die ersten Spurführungssysteme für Traktoren vorgestellt wurden, dauerte es etwa vier Jahre, bis deren Verkäufe wirklich anzogen. Mit den Robotern steigen wir aktuell auch gerade erst in den Markt ein. Wir erwarten daher ebenfalls keinen sofortigen Ansturm, sondern eine eher vorsichtige Annäherung des Kunden an die neue Technologie“, prognostiziert Ole Green, CEO von Agrointelli in Dänemark. Natürlich gibt es auch immer Neugierige, die gleich einsteigen. Diesen Pionieren ist das eventuell noch verbesserungswürdige Stadium solcher Maschinen durchaus bewusst, sie verkraften es dann auch leichter, wenn der Roboter beim Jäten 10.000 Rüben köpft, wie 2020 in Niedersachsen passiert.

Agrointelli setzt – im Gegensatz zu vielen anderen – nicht nur auf Sonderkulturen, ihr „Robotti“ kann auch klassischen Ackerbau, sprich in Getreide, Mais, Kartoffeln, Rüben oder Bohnen arbeiten. Er kann säen, Unkraut hacken oder Pflanzenschutzmittel ausbringen. Schneller rentabel werden die neuen Systeme aber auf Flächen mit höherem Ertrag, weshalb aktuell Kartoffeln oder Zuckerrüben interessant sind.

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autonomen Agrarsysteme für Düngung und Pflanzenschutz

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Raven Industries aus den USA. Das auf Agrarnavigation für Pflanzenschutz fokussierte Unternehmen kaufte die als DOT bekannt gewordene Technologie-Plattform vom Hersteller Seedmaster. Inzwischen heißt das System OmniPower und soll bald in den Verkauf gehen, man wolle mit autonomen Agrarsystemen einen weiteren Unternehmensschwerpunkt etablieren. Kundschaft hat man bereits: Ein auf Düngung und Pflanzenschutz ausgerichteter Händler kaufte bereits die zweite Maschine und will damit einen Lohnunternehmer-Service aufbauen, der rein auf Roboter setzt.

Auf den Großflächen im kanadischen Ontario könnte „Haggerty AgRobotics“ viele Kunden glücklich machen, denn eine Hauptsorge dort sind mangelnde Fachkräfte. Der Unterschied zum dänischen Robotti sind die speziellen Arbeitsgeräte. Streuer und Co. müssen speziell auf den Roboter ausgelegt sein, bereits vorhandene Standardgeräte passen nicht. Der Robotti von Agrointelli dagegen setzt auf Geräte, die auch am Traktor im Dreipunkt-Hubwerk hängen: „Diese sind zudem seit Jahrzehnten optimiert und sehr ausgereift, wir müssen das nicht alles neu erfinden.“

Agrarroboter: Vorschriften und Regeln existieren

Immer wieder werden Agrarroboter skeptisch beäugt, da rechtlich vieles ungeklärt sei. „Es existieren aber bereits gute Vorschriften, die auch für uns gelten, etwa für das autonome Fahren auf Straßen. Denn fast jedes Feld in Europa ist ebenso zugänglich wie der dazugehörige öffentliche Weg, womit die gleichen Regeln gelten“, sagt Ole Green.

Im Normalfall sind weder mitten auf der Straße noch auf dem Acker Leute unterwegs – man muss aber dennoch damit umgehen können. Ein Agrarroboter bleibt daher im Zweifel stehen und gibt eine Meldung aufs Smartphone des Landwirts. Denn wirklich autonom ist heute noch keine der Maschinen, sie alle brauchen einen Aufpasser, der wenigstens aus der Ferne per Laptop oder Smartphone überwacht, ob alles glatt läuft. „Ein vollständig autonom agierendes Fahrzeug gibt es noch nirgends, auch bei Autos nicht – dort muss noch immer eine Person im Fall des Falles ans Lenkrad greifen können.


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klare definitionen für überwachung nötig

Die Agrarroboter sind durch die Fernüberwachung meist schon ein Stück weiter. Für den komplett ohne Überwachung erlaubten Betrieb müssten die Systeme aber imstande sein, auf unvorhergesehene Dinge angemessen zu reagieren. Aktuell ist dies laut Ole Green noch nicht möglich. Dennoch braucht es noch klarere Definitionen: Von wie weit entfernt muss die Überwachung erfolgen: In Sichtweite oder auch vom Büro aus? Ohne Aufsicht dürfte die Maschine allerdings in einem abgesperrten Gebiet arbeiten, aber wie muss das aussehen? Reicht schon rot-weißes Flatterband ums Feld oder muss ein Maschendraht her?

„Die Corona-Pandemie hat es für uns etwas schwerer gemacht, da wir sehr auf Vorführungen im Feld angewiesen sind, um Kunden zu überzeugen. Ein guter Händler kann vielleicht einen Standard-Traktor online oder am Telefon verkaufen – so etwas Neues wie einen Roboter aber auf keinen Fall“, sagt Green. Denn online und in den sozialen Medien präsentieren sich natürlich inzwischen diverse Hersteller und Start-ups. Ob das System aber ausgereift, stabil und durchdacht ist, oder lediglich der erste Prototyp, erkennt der Landwirt nicht anhand eines You-Tube-Videos, hier hilft nur eine Vorführung.

Standardgeräte mit 156 PS bewegen

Aus den Niederlanden kommt das Start-up AgXeed. Ihr AgBot basiert auf diesel-elektrischem Antrieb, wahlweise Rad- oder Raupenfahrwerk, bis zu 156 PS und Standard-Dreipunktkraftheber. Hier werden also ähnliche Ansätze wie bei Agro intelli verfolgt. Die Daten dieser Geräte lassen Ähnlichkeiten zum Traktor erkennen, zumal das Leergewicht 6 t beträgt. Damit sind dafür auch Geräte wie Scheibenegge und Co zu handhaben.

Das Fahrzeug kann darüber hinaus seine Spurbreite verstellen und verfügt auf Wunsch über eine Load-Sensing-Hydraulik, vier Steuergeräte sowie einen 8-t-Kraftheber. Optional sind eine elektrisch und damit motordrehzahlunabhängig angetriebene Zapfwelle sowie externe Hochvoltanschlüsse erhältlich. Der Vertrieb des AgBot und der dazugehörigen Softwarelösungen und Plattformen beginnt voraussichtlich 2022. Dabei sollen unterschiedliche Größen- und Leistungsklassen angeboten

werden.

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(c) Matthias Lech

Agrarroboter: auch für große hersteller interessant

Kürzlich ist Claas mit einer Minderheitsbeteiligung in das Unternehmen eingestiegen. Das verdeutlicht, dass das Thema Agrarroboter auch an den großen Herstellern nicht vorbeigeht. Fendt etwa ist mit der zweiten Generation seiner Xaver-Roboter auf den Versuchsfeldern unterwegs. Sechs Roboter säen zusammen drei Hektar pro Stunde – im Schwarm kombiniert werden könnten auch über 100 Xaver. Fendt hat den Fokus auf die Saat gelegt, da diese der erste Schritt im Leben der Pflanze ist. Durch den Roboter kennt man ihre Position auf den Zentimeter genau ab dem ersten Tag. Alle folgenden Schritte können dann sehr viel leichter per Roboter erledigt werden, da sie auf die Positionsdaten jeder Pflanze zugreifen können. Andere Systeme müssen diese erst erkennen, während sie etwa Unkraut hacken.

roboter für sonderkulturen schneller wirtschaftlich

Dieses Prinzip hat Farmdroid aus Dänemark bereits umgesetzt, der FD20 sät und jätet das Unkraut völlig alleine. Im Jahr 2020 haben Landwirte damit unter anderem Zuckerrüben, Zwiebeln, Rote Bete, Spinat, Grünkohl, Baldrian, Blumensaat und Raps auf über 1.500 ha bewirtschaftet, prinzipiell sei aber jede Frucht möglich, die gesät werden kann. So ein Agrarroboter kann dabei ungefähr 20 ha in einer Saison abdecken, auch verschiedene Kulturen auf einem Schlag. „Sonderkulturen bringen mehr finanziellen Ertrag pro Hektar, daher ist ein Roboter hier schneller wirtschaftlich.

Wann und ob die Roboter die Traktoren komplett verdrängen, kann man nicht sagen, denn auch die klassischen Maschinen werden bereits immer mehr automatisiert und von Sensoren und Drohnen unterstützt. Da verschwimmen auch die Grenzen“, erklärt Kristian Warming, Chief of Farming Robots bei Farmdroid. Angetrieben wird das System elektrisch und per Solarzelle mit Batterie, 24 Stunden Einsatz seien möglich, externes Laden dafür nicht notwendig.


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