Dino gegen Unkraut – Agrarroboter im Einsatz
Agrarroboter im Praxiseinsatz: Die BayWa demonstrierte den Hackroboter erstmalig im Salat. Sie setzt den Roboter seit dieser Saison im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit zur Beikrautregulierung im Gemüseanbau ein.
Von Helmut Süss, Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt
Arbeitskräftemangel und steigende Kosten stellen vor allem den handarbeitsintensiven Sonderkulturbereich vor wachsende Herausforderungen. 2020 startete die BayWa den Vertrieb der Hackroboter Dino und Oz des französischen Herstellers Naio Technologies für Süddeutschland, Sachsen und südliches Brandenburg sowie Holland. Nun war Premiere: Erstmals zeigte die BayWa den Roboter Dino live im Praxisbetrieb beim Anwender: Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) mit Sitz in Veitshöchheim setzt ihn seit dieser Saison am Standort Bamberg im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit zur Beikrautregulierung im Salat ein (Kasten).
Einsatz in anderen Kulturen prüfen
Der Leiter des Instituts für Erwerbs- und Freizeitgartenbau der LWG, Gerd Sander, nannte als Beweggründe und Ziele für die Anschaffung, dass es eine wesentliche Aufgabe der LWG sei, die technischen Möglichkeiten der Automatisierung im Gartenbau zu prüfen. „Die Einsatzmöglichkeiten wie auch -grenzen des Hackroboters sollen ausgiebig erprobt werden, um einerseits den Landwirten und Gärtnern neutrale Empfehlungen geben zu können, und zu prüfen, inwieweit ein Einsatz auch in anderen Kulturen möglich ist“, so Gerd Sander. Die Forschungsergebnisse sollen dabei auch in die weitere Optimierung der Agrarrobotertechnik einfließen, um diese auf die besonderen Bedürfnisse des Sonderkulturanbaus anzupassen.
Es wird ein großes Potenzial gesehen, um den Einsatz chemischer Mittel reduzieren zu können und weniger Aushilfskräfte einsetzen zu müssen, die für diese schweren Arbeiten nur sehr begrenzt verfügbar sind. Beides wird von der Gesellschaft gefordert. „Der Anspruch, unseren Kunden frühzeitig Teilhabe an Innovationen zu ermöglichen, steckt seit 1923 in unserer DNA“, sagte Jörg Migende, der als Chief Development Officer das Zukunftsgeschäft der BayWa bei Agrar und Technik leitet, dazu.
Satellitennavigation plus Kamera
Der Agrarroboter Dino ist ein vollautonomer landwirtschaftlicher Hackroboter, der per Satellitennavigation mit einer Genauigkeit von 2 cm zwischen den Reihen hackt. Voraussetzung dafür ist, dass schon während der Pflanzung die einzelnen Spurlinien exakt aufgezeichnet werden. Diese werden von Naio entsprechend aufbereitet und dann weitergegeben. Zusätzlich kann der Dino mit einer Kamera ausgestattet werden, die kleinere Abweichungen zur Reihe erkennt und mit einem Verschieberahmen korrigiert. Er verfügt über Spurbreiten von 1,60 bis 2 m. Die Akkus des Dino sind für eine Laufzeit von rund acht Stunden ausgelegt. So schafft er pro Tag etwa 5 ha im Salat, im Lauch oder in Zwiebeln.
Die LWG setzt den Dino Agrarroboter seit August 2020 auf Versuchsparzellen im Salat ein. „In unserem Forschungsprojekt zur herbizidfreien Beikrautregulierung stellen wir unter Praxisbedingungen verschiedene Alternativen zum herkömmlichen Herbizideinsatz auf den Prüfstand. Dabei kommt mit der Robotik vor allem auch modernste Technik zum Einsatz“, so LWG-Versuchsingenieurin Anna Maria Molitor. Im August war der Roboter bereits in verschiedenen Salatsorten und in Buschbohnen im Einsatz. Durch den Einsatz der RTK-Steuerung (Real Time Kinematic) ist ein sehr genaues Hacken möglich. „Bei einem weiterem Pflanztermin wurden, wie in der Praxis üblich, zusätzlich zu grünblättrigen auch rotblättrige Salatsorten gepflanzt“, berichtete Molitor weiter: „Hier kam die Kamerasteuerung, die den Verschieberahmen der Werkzeuge nachjustieren soll, an ihre Grenzen. Aber es konnte auch ohne Kamerasteuerung ein gutes Hackergebnis erzielt werden.“
Im weiteren Projektverlauf sollen auch andere Kulturen gehackt werden, mit der Zielsetzung die Effizienz wie Arbeitszeiten, Arbeitsgenauigkeit und nötige Nacharbeiten, sowie eventuelle Anpassungen in der Kulturführung aufzuzeigen.
Dino Agrarroboter: Mehrere Sicherheitssysteme
Bei autonomen Maschinen spielt der Sicherheitsaspekt eine entscheidende Rolle. Deshalb ist der Dino mit verschiedenen Sicherheitssystemen ausgestattet: An den Ecken sind sogenannte LidarSensoren angebracht, die mit Laserstrahlen das Umfeld des Roboters erfassen. Nähern sich Personen oder Hindernisse, kommt der Roboter zum Stillstand. Vor jedem Rad sind drucksensitive Taster angebaut, die bei einer Berührung den Roboter ebenfalls sofort stoppen lassen. Wenn kein GPS-Signal empfangen wird, kommt der Roboter ebenfalls zum Stillstand und setzt seine Fahrt erst fort, wenn er ein zuverlässiges GPS-Signal aufnimmt.
„Bisher kann der Hackroboter zwischen den Reihen hacken“, erläutert Tobias Rapp, Produktmanager Zukunftstechnologien bei der BayWa. „Ein Hackwerkzeug, das nicht nur zwischen den Salatreihen, sondern innerhalb der Reihe zwischen den einzelnen Salatpflanzen hackt, wird in Kürze verfügbar sein.“ Dieses aktive Werkzeug wird mittels einer Kamera die Umrisse der Salatpflanze erkennen und ein Werkzeug aktivieren, das sich in den Zwischenräumen der Salatpflanze hin- und herbewegt. Dadurch soll ein noch effektiveres Hacken mit weniger Nacharbeit möglich sein.
FAZIT:
■ Der Dino ist ein vollautonomer Agrarroboter, der per Satellitennavigation mit einer Genauigkeit von 2 cm zwischen den Reihen hackt.
■ Zusätzlich kann der Dino mit einer Kamera ausgestattet werden, die kleinere Abweichungen zur Reihe erkennt und mit einem Verschieberahmen korrigiert.
■ Ein Hackwerkzeug, das nicht nur zwischen den Salatreihen, sondern innerhalb der Reihe zwischen den einzelnen Salatpflanzen hackt, soll in Kürze ebenfalls getestet werden.
■ Die Akkus des Dino Agrarroboters sind für eine Laufzeit von rund acht Stunden ausgelegt. So schafft er pro Tag etwa 5 ha im Salat, im Lauch oder in Zwiebeln.