Zu Gast in der Mast
Bauernhof als Klassenzimmer: Das Projekt „Grünes Erleben – Bauernhof als Klassenzimmer“ bietet Schülern die Möglichkeit, Einblicke in die praktische Landwirtschaft zu bekommen.
Von Barbara Ilse, Bauernverband Sachsen-Anhalt e.V.
Für knapp 50 Sechstklässler des Magdeburger Werner-von-Siemens-Gymnasiums ging es kürzlich zur Exkursion aufs Land. Im Rahmen des Projektes „Grünes Erleben – Bauernhof als Klassenzimmer“ besuchten sie den Liemershof in Ohrsleben, einen Betrieb mit Ackerbau, Schweinemast und Biogaserzeugung im westlichen Teil des Bördekreises an der Landesgrenze zu Niedersachsen.
Mitarbeiterin Anja Richter organisierte gemeinsam mit ihrem Team diesen Unterrichtstag in der Landwirtschaft. Im Mittelpunkt standen die Schweine, die auf dem Betrieb gemästet werden. „Saudumm“ oder „Schweinerei“ waren Wörter, die den Kindern gleich in den Sinn kamen, als sie nach Redewendungen zu diesen Nutztieren gefragt wurden.
Schweinestall: Einblicke von draußen
„In der Realität sind Schweine sehr intelligente, reinliche und soziale Geschöpfe“, klärte Anja Richter auf. Die Tiere teilten sich ihre Buchten ein, haben Bereiche zum Fressen und Saufen, Liegen und Koten. In den Buchten findet sich auch Beschäftigungsmaterial.
Weil für einen Zutritt zum Stall strenge veterinärhygienische Anforderungen gelten und die vorgeschriebenen Biosicherheitsmaßnahmen, etwa das Ein- und Ausduschen mit Kleidungswechsel, bei zwei Klassen ein zu großer Aufwand wären, konnten die Schüler in Ohrsleben von draußen in den Stall schauen und das Borstenvieh so beim Fressen, Schlafen und Spielen beobachten. Die Schweine werden in Ohrsleben als Läufer mit etwa 30 kg Gewicht eingestallt. Der Liemershof nimmt an der Initiative Tierwohl teil. Deshalb steht den Tieren hier mehr Platz zur Verfügung als gesetzlich vorgeschrieben ist.
Kartoffelchips und Brezeln als Schweinefutter
Wie das Futter zubereitet wird und welche Komponenten dabei auf dem Liemershof Verwendung finden, konnten sich die Schüler in der Futterküche anschauen. Neben Getreide werden hier Nebenprodukte aus der Nahrungsmittelerzeugung zu einem Brei verkocht, der den Schweinen gut schmecken soll. Kartoffelchips, die den Qualitätskriterien der Hersteller nicht entsprechen, Brezeln, Kartoffelstücken oder Biertreber sind Bestandteile der Futterration.
Nach etwa dreimonatiger Mast werden die Tiere für ihre Fahrt zum Schlachthof auf betriebseigene Fahrzeuge verladen. Dann haben sie, entsprechend der Nachfrage nach magerem Schweinefleisch ohne große Fettauflage, ein Endgewicht von 120 kg.
Anschließend besichtigten die Schüler noch die Biogasanlage des Betriebes. Anlagenfahrer Michael Globisch erklärte, wie Bakterien aus Gülle und Mais im Inneren der Anlage Biogas produzieren, das im Gasmotor des Blockheizkraftwerkes verbrannt wird. Der Motor treibt einen Generator zur Stromerzeugung an und gibt Prozesswärme in einen Kreislauf zum Heizen der Ställe und der Futterküche ab.
Gefördertes Angebot
Die Gärreste sind wiederum wertvoller Dünger für die umliegenden Felder, auf denen Getreide, Raps oder Rüben wachsen. Obwohl es bei regnerischem Wetter einigen schon „schweinekalt“ war, verließen die Kinder um einige Erfahrungen reicher den Landwirtschaftsbetrieb.
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Im Schnitt besuchen jedes Jahr etwa 50 Schulklassen Landwirtschaftsbetriebe aus dem Bauernverband Börde. In diesem Jahr konnten pandemiebedingt nur zehn Schulklassen diese praktische Ergänzung zum Schulunterricht erleben. Dieses außerschulische Lernangebot wird vom Bildungsministerium über das Landesschulamt aus Mitteln des Landes Sachsen-Anhalt gefördert.