Kitzsuche mit Drohnen

Bei Anruf Kitzrettung

Beim Auffinden von Kitzen helfen immer häufi ger Drohnen. Im Bild: Carljohannes und Kathleen Rotter mit Oxa, einem Bayerischen Gebirgsschweißhund, der speziell für die Kitzsuche ausgebildet ist. (c) Silvia Kölbel
Agrarpraxis
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In guter Zusammenarbeit können Landwirte und Jäger sowohl Schäden durch Wild vermindern als auch für Tierschutz bei der Grünlandmahdsorgen. Das zeigt ein Beispiel aus dem Vogtland.

Von Silvia Kölbel

Rehkitze schweben in den ersten zwölf Tagen nach der Geburt in Lebensgefahr. Sie sind nicht nur eine willkommene Beute für Füchse, Dachse und Greifvögel. Meist fällt das Setzen der Kitze auch mit dem ersten Schnitt auf dem Grünland zeitlich zusammen – und es droht die Gefahr, dass sie in das Mähwerk der Erntetechnik geraten. Doch es gibt Möglichkeiten, den Mähtod der Kitze zu verhindern, wie ein Beispiel aus dem Vogtland zeigt.

Klaus Jakob im Gespräch mit Jungjäger Carljohannes Rotter. Dem Nebenerwerbslandwirt ist die Rettung der Kitze wichtig.
Klaus Jakob im Gespräch mit Jungjäger Carljohannes Rotter. Dem Nebenerwerbslandwirt ist die Rettung der Kitze wichtig. (c) Silvia Kölbel

In Trieb, einem Ortsteil von Falkenstein, stehen der Nebenerwerbslandwirt Klaus Jakob und die beiden Jagdaufseher Kay und Kathleen Rotter aus Lauschgrün bei Reichenbach in engem Kontakt. Nebenerwerbslandwirt Jakob bewirtschaftet insgesamt 14 ha. Auf dem artenreichen Grünland grasen eine achtköpfige Fleckviehherde und zwei Pferde.

Enges Miteinander von Jägern und Landwirten

Ein kleiner Teil der Fläche dient dem Getreideanbau. Jakob nutzt das Grünland sowohl für Silage, als auch für Heu. Ihm ist die Kitzrettung wichtig. Kurz vor der geplanten Mahd ruft Klaus Jakob die beiden Jäger an. Diese laufen die Fläche ab oder überfliegen sie mit einer Drohne. Manchmal ist auch Sohn Carljohannes mit dabei. Er bedient die Drohne. Mit seinen 16 Jahren ist er zudem einer der jüngsten Jagdscheininhaber in Sachsen.

Die engagierte Familie plädiert für ein enges Miteinander von Jägern und Landwirten. So lassen sich nicht nur Kitze vor dem Mähtod retten, auch der Landwirt kann von einer engen Zusammenarbeit profitieren, wie Klaus Jakob berichtet: „Ich habe mich an Herr Rotter gewandt, weil es immer wieder Schäden durch Schwarzwild auf meinem Grünland gab“, berichtet der Landwirt von den ersten Kontakten vor ein paar Jahren.

Die gezielte Entnahme von Tieren war nur eine von vielen, letztendlich erfolgreichen Maßnahmen. Kathleen Rotter berichtet: „Es ist genauso hilfreich einen kontrollierten Schuss in die Luft abzugeben oder die Schweine mit einer Kirrstelle im Wald vom Grünland wegzulocken.“ An einem Ansitzbock eine Arbeitsjacke hängen lassen oder Vogelscheuchen aufstellen funktioniert auch, aber nur kurzfristig, weil die Tiere sich schnell an die Veränderung gewöhnen.

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Rotters haben auch elektronische Wildkameras platziert und stellten so jüngst fest, dass eine Bache mit fünf Frischlingen die Schäden verursacht. „Ich kann natürlich nicht die Bache entnehmen, und es macht auch im Hinblick auf die Verwertung keinen Sinn, wenige Kilogramm schwere Frischlinge zu entnehmen“, so Kathleen Rotter. Zudem sei es schwierig, in der Dämmerung die kleinen Frischlinge überhaupt zu treffen. In diesem Fall fiel die Wahl also auf Vergrämungsmaßnahmen – mit Erfolg. Klaus Jakob sagt: „Die Wildschweine sind weg. Ich habe keine Schäden mehr.“ Kay Rotter stellt aber in diesem Zusammenhang auch klar: „Eine hundertprozentige Vermeidung von Wildschäden wird es nie geben.“


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Kitzrettung: Landesjagdverband Sachsen vermittelt Drohnenführer

Sechs Kitze konnten Rotters in den zurückliegenden drei Jahren auf den Flächen von Klaus Jakob retten. Wie die Kitzrettung genau abläuft, beschreibt Kathleen Rotter: „Ich ziehe mir Einweghandschuhe an, um möglichst keinen menschlichen Geruch auf das Kitz zu übertragen, und nehme es mit einem möglichst großen Grasbüschel, in dem es lag, auf und trage es, ohne es an meine Kleidung zu drücken, auf dem kürzesten Weg aus der Wiese. Nur so findet es die Mutter und nimmt es auch wieder an.“

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Was im Kleinen funktioniert, ist auch im Großen möglich, so Kay Rotter. „Ich arbeite insgesamt mit vier Landwirtschaftsbetrieben zusammen, darunter auch größere.“ Auch Großflächen in den Agrargenossenschaften können vor der Mahd zur Kitzrettung abgesucht werden. Dazu ist es erforderlich, dass sich die Landwirte mit den Jägern in Verbindung setzen. „Ich weiß, das ist nicht immer einfach, weil manche Jäger in der Woche keine Zeit haben“, so Rotter. Er empfiehlt deshalb: „Wer mit seinem Jagdausübungsberechtigten keine Lösung findet, kann sich an den Landesjagdverband Sachsen wenden. Wir vermitteln dann Drohnenführer, die bei der Kitzsuche helfen.“




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