Ein digitaler Zwilling ist im Grunde ein 3D-Datensatz mit wesentlich mehr Informationen pro Fläche als eine normale zweidimensionale Ackerschlagkartei. (c) Screenshot Andreas Dörr

Doerr-Agrar Hof: Digitale Helfer im Alltag

Einen Einblick in (s)eine smarte Landwirtschaft bot Andreas Dörr. Neben vielen Eigenkreationen baute er beispielsweise ein 3D-Modell seines Hofes und der Flächen, um die Abläufe noch besser zu koordinieren.

Von Lena Jakobi und Martin Himmelmann

Auf dem Ackerbaubetrieb doerr-agrar im thüringischen Wasungen-Oepfershausen trafen sich Anfang Juli 2023 im Rahmen des Projektes DigiNetz die Mitglieder des Arbeitskreises Digitalisierung des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen (LLH) sowie weitere interessierte Landwirte und Berater des LLH.

Betriebsleiter Andreas Dörr, Preisträger des Bayerischen Digitalpreises 2023, bewirtschaftet zusammen mit seinem Vater Hubert Dörr und vier festangestellten Mitarbeitern rund 950 ha Ackerland und 450 ha Grünland rund um den 1998 gekauften Hof, eine ehemalige Fahrzeugfertigung für Landtechnik.

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Doerr-Agrar Hof: Intelligente Tankstelle und Lager-App

Beim Betriebsrundgang zeigte er als erstes die intelligente Tankstelle, die über Chips zum Tanken freigeschaltet wird und automatisch dokumentiert, wer wann wie viel und etwas getankt hat. So kann auch der Lohnunternehmer unkompliziert mit einem Chip tanken. Den Füllstand des Dieseltanks sieht Dörr in Echtzeit auf sein Smartphone.

Als nächstes besichtigten die Exkursionsteilnehmer das Getreidelager. Den Lagerbestand der einzelnen Silos kann Dörr mithilfe seiner selbst programmierten Lager-App einsehen. Bei der Getreideernte werden die auf der Brückenwaage ermittelten Gewichte von den Mitarbeitern unter Angabe der jeweiligen Feldfrucht in die App eingegeben. Außerdem werden alle Verkäufe dokumentiert, sodass Dörr und seine Mitarbeiter jederzeit in der App sehen können, wie viel Getreide in welchem Silo lagert. Außerdem kennt Dörr die aktuelle Temperatur in den Silos. Dafür hat er smarte Thermometer installiert, die in verschiedenen Tiefen regelmäßig die Temperatur messen und die Daten per Wlan übertragen. Steigt die Temperatur über einen vorher festgelegten Grenzwert, erhält Dörr per SMS einen Alarm auf sein Smartphone und kann die Belüftung einschalten.

Beeindruckt zeigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch von den Rolltoren zur Getreide- und Maschinenhalle, die vom Schlepper aus geöffnet werden können, sodass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim Ein- und Ausfahren nicht vom Schlepper absteigen müssen. Die oft älteren Rolltore hat Dörr mit kostengünstigen Komponenten (ca. 50 €) fernbedienbar gemacht.

Am Ende des Rundgangs zeigte der digitalaffine Landwirt einen selbst gebauten GPS-Vermessungsstab, mit dem die Lage von Drainagen und Versorgungsleitungen auf dem Hof genau dokumentiert wird.

In der Schlepperkabine
Mit dem Tablet (r.) in der Schlepperkabine haben Dörr und seine Mitarbeiter alle Daten zum aktuellen Schlag im Blick. (c) Andreas Dörr

Mit Smartphone und Pflanzenschutz-Flatrate

Um beim Anmischen der Spritzbrühe präzise arbeiten zu können und gleichzeitig eine komfortable Lösung zu nutzen, setzt Dörr wie bei den Hoftoren eine intelligente Gebäudesteuerung ein, um das Wasserfass mit der gewünschten Wassermenge zu füllen. Die Steuerung funktioniert über einen Drucksensor und ein Magnetventil am Wasseranschluss und lässt sich per Smartphone bedienen. Auch diese Komponenten sind für unter 100 € zu haben.

Außerdem hat Dörr mit der Firma Xarvio eine Pflanzenschutzmittel-Flatrate abgeschlossen. Damit zahlt er unabhängig von der tatsächlich ausgebrachten Menge einen festen Betrag pro Hektar für Pflanzenschutzmittel und erhält zusätzlich KI-gestützte (KI = Künstliche Intelligenz) Empfehlungen für den idealen Einsatzzeitpunkt und […]

Digitale Helfer – Fazit

Andreas Dörr zeigte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eindrucksvoll, wie smart ein landwirtschaftlicher Betrieb schon heute sein kann. Gleichzeitig ermutigte er die Teilnehmer, digitale Lösungen kritisch zu hinterfragen und Kosten und Nutzen abzuwägen. Mit seiner ganz eigenen Sichtweise und individuellen Herangehensweise inspirierte und motivierte er die Exkursionsteilnehmer, sich mit der Digitalisierung im eigenen Betrieb auseinanderzusetzen.

Das erwartet Sie weiter in diesem Artikel der Ausgabe 42/2023 Seite 32-33:

  • Jeder Mitarbeiter mit OneDrive-Account
  • Vision einer ganzheitlichen Lösung
  • Gemeinsamer Agrardatenraum
  • Kritischer Blick auf die Digitalisierung
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