Interview mit Dr. Possardt: Brandschutz in der Nutztierhaltung
Im Interview erfahren wir wie der Kongress „Effektiver Brandschutz in der Nutztierhaltung“ bei Teilnehmenden ankam und wie es nach dem Kongress weitergehen soll. Ein Lehrvideo und Schulungen sind geplant, um Landwirte und Feuerwehrkameraden fit für den Ernstfall zu machen.
Von Jutta Heise
Das Team des Tierschutzberatungsdienstes (TSBD) beim Brandenburger Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit (LAVG) war federführend bei der Vorbereitung und Durchführung des Kongresses. Es wird von Dr. Claudia Possardt geleitet.
Ziel erreicht? Und wenn ja, wie weiter? Das fragten wir die Fachtierärztin.
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Kongress Brandschutz in der Nutztierhaltung
Die Akteure aller Ebenen, also involvierte Ministerien, Ämter, die Feuerwehren und nicht zuletzt die Landwirte für das Thema stärker zu sensibilisieren – mit diesem Anspruch sind Sie angetreten. Welches Resümee ziehen Sie?
Wir haben ein durchweg positives Feedback bekommen. Das Thema braucht aber weiter Kontinuität, darf uns nicht aus dem Fokus rutschen. Klimaveränderungen mit trockenen bis heißen Sommern und den damit einhergehenden Gefahren verschärfen die Dringlichkeit, sich intensiv damit zu beschäftigen und praktische Schritte einzuleiten. Wir waren fast fünf Monate ausschließlich mit der Vorbereitung des Kongresses befasst, das Einwerben von finanziellen Mitteln eingeschlossen.
Herausgekommen ist ein sportliches Programm. Am zweiten Tag wurden fast 20 Vorträge zum Thema Stallbrände gehalten, etwa zum Umgang mit Elektrik und Photovoltaik in Stallanlagen als potenzieller Gefahrenquelle oder zum möglichen Einsatz von Drohnen beim Brandschutz und zur Brandbekämpfung …
Es war unser Ehrgeiz, möglichst viele Aspekte zur Diskussion zu stellen. Wir verstehen den Kongress nur als ersten Aufschlag.
Was folgt: Lehrvideo und Übungen zur Schulung
Dem was folgen muss?
Unser Team hat bereits kurz nach dem Kongress ein Handout vorgelegt, das die Vorträge des ersten Tages zusammenfasst und jedem zugänglich ist.
Die Feuerwehr-Unfallkasse Brandenburg wird Finanzen für ein Lehrvideo bereitstellen, mit uns gemäß Drehbuch die Ausschreibung durchführen. Sie haben damit Erfahrung. Derzeit wird am Drehbuch gearbeitet und die Zielgruppe präzisiert. Die Finanzierung ist noch nicht komplett, aber wir sind optimistisch für den kommenden Haushalt. Das Video soll auf jeden Fall 2024 abgedreht sein. Es wird dann zur Schulung der Landwirte und Feuerwehrkameraden brandenburgweit genutzt werden.
Darüber hinaus bereiten wir die nächsten Übungen der Feuerwehren in Brandenburg vor. Wir haben verstanden, dass wir auch die Landwirte schulen müssen. Derzeit wird ein Modellbetrieb dafür ausgesucht. Das ist ebenfalls ein Wunsch der Feuerwehrkameraden. Wir hoffen, dass die Veranstaltung in andere Bundesländer ausgestrahlt hat, können uns beispielsweise eine Kooperation mit dem Freistaat Thüringen vorstellen, mit den Partnerämtern sind wir bereits seit einiger Zeit in engerem Kontakt. Auch das niedersächsische Ministerium hat angefragt
Muss man das Thema nicht rasch an der Wurzel packen, beispielsweise durch die Änderung der Bauordnungen, oder ganz pragmatisch erst einmal Rauchmelder in Stallanlagen verpflichtend machen?
Das muss mittelfristig das Ziel sein. Die Bauordnungen stammen teils aus den 1970er Jahren. Wir haben viel Altsubstanz, wo Materialien verbaut wurden, die heutzutage nicht mehr zum Einsatz kommen dürfen. Oft sind es aber auch nur Kleinigkeiten oder Nachlässigkeit, die zu verheerenden Bränden führen.