Gleistal-Agrar eG Golmsdorf in Thüringen

Energie-Holz in Golmsdorf: Sicheres Standbein aus Holz

Einer der beiden mobilen Hacker des Agrarverbundes, der hier aus Baumkronen und Ästen Hackschnitzel mach. (c) Sabine Rübensaat
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Die Gleistal-Agrar eG Golmsdorf ist ein moderner Unternehmensverbund aus Thüringen, bei dem Energieholz in all seinen möglichen Facetten einen wichtigen Teil zum Betriebsergebnis beiträgt.

Von Christoph Feyer

Wenn man lange auf der Autobahn unterwegs ist, fängt man mitunter an, die Herkunft der Verkehrsteilnehmer anhand ihrer Autokennzeichen zu erraten. Das gelingt nicht immer und so fragte ich Ralf Wickler, den Vorstandsvorsitzende der Gleistal-Agrar eG, wenig später nach dem Kürzel SHK, das zu seiner Heimatregion zu gehören scheint.

„Das bedeutet Schweine, Hühner, Kühe“, erklärt er schmunzelnd, um gleich darauf klarzustellen, dass wir uns im „Saale-Holzland-Kreis“ befinden. Das ist eine landschaftlich sehr schöne Gegend, die einen landwirtschaftlich aber vor Herausforderungen stellt.

Da sind die selbst für Thüringer Verhältnisse sehr steilen Hanglagen, da ist die Nähe zur Großstadt Jena und da sind die vielen baum- und buschbestandenen Feldränder, die im Zaum gehalten werden müssen, um förderrechtlich keine Probleme zu bekommen.

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Energie-Holz in Golmsdorf: Es begann mit einem Verbot

„Wir bewirtschaften 159 Ackerschläge“, berichtet der sympathische Betriebsleiter, „mit einer mittleren Schlaggröße von rund acht Hektar. Beim Grünland liegt die sogar nur bei zwei Hektar. Man kann die Flurgehölze fast gar nicht so schnell zurückschneiden, wie sie wachsen.“ Aus dieser intensiven Feldrandpflege und durch das Gespür und den Geschäftssinn von Andreas Schnorr, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Genossenschaft, sei auch der Produktionsschwerpunkt Energieholz, Holzhandel und Forstdienstleistungen im Unternehmen entstanden. Seinem Fleiß und Geschick war es zu verdanken, dass dieser seit 2018 im Tochterunternehmen Forstservice Golmsdorf GmbH zusammengefasst ist. Genau genommen begann aber alles – wie heute leider fast üblich – mit einem Verbot.

Hatten sie zuvor den Pflegeschnitt auf großen Haufen gesammelt und mithilfe von Gasbrennern kontrolliert abgebrannt, wurde diese Praxis nach 2011 vom Gesetzgeber untersagt. Daraufhin beschlossen die Gleistaler, das Landschaftspflegematerial – die Profis sprechen nur von LPM – zu Hackschnitzeln zu verarbeiten und an Heizkraftwerke zu verkaufen. Mit dem 15-MW-Kraftwerk im nahen Schkölen sicherten sie sich einen Abnehmer, schon bevor ein Dienstleister mit dem Häckseln anfing.

2012 schafften sie sich dann eine eigene, zapfwellengetriebene Hackmaschine der Marke Heizohack 14-860 KTL an, die den Anfang der Mechanisierungslinie dieses Betriebszweiges machte. Mit ihrer Hilfe verarbeiteten sie sowohl eigenes LPM und das aus Nachbarbetrieben, von Truppenübungsplätzen und Naturschutzflächen sowie jenes, das bei den sogenannten Verkehrssicherungsmaßnahmen anfällt. Zum Zusammenfahren der Partien kam später noch ein wendiger Rückewagen hinzu.

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Der Krananhänger darf nur bis zum oberen Ende des Schutzgitters beladen werden. Ansonsten droht die Gefahr, dass die Last beim Verrutschen in die Fahrerkabine stürzt. (c) IMAGO/Frank Sorge

Arbeit im Forst – Gefräßige Maschinen

Nach sieben Jahren hatte der erste Hacker seinen Dienst getan und wurde durch ein neues Modell gleicher Bauart ersetzt, das 2021 noch einen Bruder bekam. Die beiden gefräßigen Maschinen verschlingen aber nicht nur viel LPM, sondern noch viel mehr WRH – also Waldrestholz –, das bei ihrem Service vor allem im Staats-, Privat- und Kommunalforst anfällt. Sie selbst besitzen nur rund 40 ha Bauernwald, alles weit verstreute Kleinflächen. Für die Arbeit im Forst wurden zwei John-Deere-Rad-Harvester 1270 G angeschafft. Sie sorgen für reichlich nachwachsenden Rohstoff, aus dem die Hacker-Zwillinge im Handumdrehen Kleinholz machen. Ende 2023 werden es insgesamt wohl ca. 115.000 Schüttraummeter (Srm) sein.

Erfolgreich geführt wird der Unternehmensbereich von Hanjo Pätz und Kai Diezel. Mit ihnen arbeiten mittlerweile rund 15 Leute im Forst, die von bis zu zehn Subunternehmern unterstützt werden. LPM-/WRH-Hackschnitzel der Größe G100 werden an zahlreiche Kraftwerke geliefert, darunter das des Porschewerks in Leipzig, das Biomassekraftwerk Alperstedt, das Biomassekraftwerk mit Pelletproduktion in Droysig und das der MDC-Power GmbH in Kölleda. Hotels, Schwimmbäder und Schulen sind ebenfalls Abnehmer.

Hackschnitzsel für den Zirkus

Aber Hackschnitzel aus Golmsdorf werden nicht nur verbrannt. Das Thüringer Wintersportzentrum in Oberhof nutzt sie beispielsweise, um Wege und Zuschauerplätze begehbar zu machen. Zudem deckt es seine Schneelager damit ab. Auch ein Zirkus holt sich regelmäßig welche als Einstreu. Für all das kommen aber nur die hellgelben Premiumhackschnitzel der Größen G30 bis G50 infrage.

Die gewinnt der Forstservice vor allem aus Käferholz, das schon von selbst getrocknet ist und dann in kleinere Hackschnitzelfeuerungen wandert. Ein solches Aggregat, ein 101-kW-Kessel von Heizomat, erwärmt beispielsweise die Landtechnikwerkstatt, eine Lagerhalle und das Verwaltungsgebäude der Agrar eG. Und eine 500-kW-Hackgutfeuerung desselben Herstellers sorgt im Autohof Porstendorf, der auch zum Unternehmensverbund gehört, für nachhaltige Wärme.

Von Brennholz bis Wertholz – Stämme und Scheite

Holzhackschnitzel sind aber nicht das Einzige, was der Forstservice erzeugt. Er nimmt Waldeigentümern auf Wunsch alle Forstarbeiten ab. Das geht vom Durchforsten, gern auch mit Beförsterung, bis hin zur Kahlschlagberäumung. Das Ergebnis sind Industrie- und Brennholz, aber auch Wertholz für die Submission.

Gleistal-Agrar eG Golmsdorf beim Ablängen
Hanjo Pätz und Kai Diezel (v. l.) beim Ablängen einer gut 150 Jahre alten Eiche, die für die Submission bestimmt ist. (c) Sabine Rübensaat

Der Gleistaler Holzhandel wird dieses Jahr rund 30.000 Raummeter (Rm) ausmachen. Industrieholz lieferten sie z. B. jüngst bis nach Belgien. Die Golmsdorfer Landwirte verkaufen ihr Holz aber auch im Umland – vornehmlich Brennholz in Scheiten oder als Stammware zum Selbstsägen und -hacken. Beides wird auf Wunsch sogar vor die Haustür geliefert. Zum Spalten kam 2020 ein Spaltfix S-377 in den Betrieb, der vor Kurzem noch ein kleines Dach bekam. Die diesjährige Witterung machte es nötig. Jetzt steht auch Andreas Schnorr nicht mehr im Regen, wenn er mal die Maschine bedient.

Brennstoff für Scheitholzfeuerungen und Kamninholz
Andreas Schnorr am Spaltfix. Brennstoff für Scheitholzfeuerungen und Kamninholz sind mittlerweile sehr begeehrt. (c) Sabine Rübensaat

„Ein wahrer Scheitholzboom setzte mit der Gaskise ein“, berichtet der Ackerbauchef, der als Vorstandsmitglied vor allem für die Außenwirtschaft verantwortlich ist. Bei seinen Ausführungen spürt man, mit welchem Engagement er sich auch um das hölzerne Standbein des Unternehmens kümmert. Heizen mit Holz sei auf dem Land schon immer üblich und auch nicht wegzudenken. Deshalb bieten sie Privatkunden Kaminholz in den Längen von 25 bis 50 cm an, welches sich viele selbst abholen.

Ab 3 Srm liefern sie auch aus. Insgesamt, so rechnet der 45-Jährige uns vor, werden sie 2023 rund 12.000 Srm Brennstoff aus Schadholz hergestellt haben. Bedarfsweise fordert der Betrieb auch mal ein mobiles Sägegatter an und schneidet Industrieholz für den Eigenbedarf, also Balken, Bohlen und Bretter. Anschließend lagert er alles in einer Halle. „Muss mal ein Dachbalken repariert oder ein Auslauf gebaut werden, nehmen wir unser Holz.“

Holz Nicht nur energetisch nutzen

Der Gedanke, Holz nicht nur energetisch, sondern auch stofflich zu nutzen, spielt auch bei ihrer Kurzumtriebsplantage eine Rolle. Die entstand vor acht Jahren auf rund 9 ha in der Saaleaue. Der extrem wüchsige Standort sorgte dafür, dass die Pappelsprösslinge gut anwuchsen und sich heute als stattlicher Stangenwald präsentieren.

Die Baumplantage hatten die Gleistaler bewusst auf einer Eigentumsfläche angelegt, um möglichen Scherereien gleich aus dem Wege zu gehen. Allerdings passt sie nun nicht wirklich in das Raster Agroforst. „Um aus den Pappelstämmen auch Industrieholz zu gewinnen, haben wir uns für eine Bewirtschaftung im mittleren Umtrieb entschieden“, erklärt Andreas Schnorr.

„Das bedeutet, dass der Bestand erst nach fünf bis acht Jahren geerntet wird. Bei Kurzumtriebsplantagen geschieht das alle drei bis vier Jahre.“ Zudem hätten sie auf Anraten von Thomas Hering vom Thüringer Landesamtes für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR) sowie Wolfram Kudlich von Wald21 etliche der stärksten Pappeln teilweise entastet, um wertigere Stämme zu erzeugen, erklärt er weiter. Allerdings habe sich bei einer Proberodung der Platz zwischen den Baumreihen als zu klein für ihren Harvester erwiesen. Da müssten sie noch eine Lösung finden.

Energieholz in der Saaleaue
Das Energieholz in der Saaleaue hat sich prächtig entwickelt und soll nicht nur zu Hackschnitzeln verarbeitet werden. (c) Sabine Rübensaat

Mit dem TLLLR arbeitet man in Sachen Energieholz übrigens auch anderweitig zusammen. So haben sie in Dornburg eine Kurzumtriebsplantage des Thüringer Feldversuchswesens beerntet. Ihre Dienstleistung umfasst dabei auch die Vermarktung der Hackschnitzel. Und sie sind im Projekt Agroforst des Freistaates aktiv, was eigentlich nur logisch ist, schließlich sind sie ja echte Holzländer.

Betriebsspiegel: Gleistal-Agrar-eG Golmsdorf

Die Gleistal-Agrar-eG Golmsdorf ist eine eingetragene Genossenschaft mit vier Tochterunternehmen und drei Firmenbeteiligungen.

  • Ackerfläche: 1.193 ha
  • Grünland: 842 ha
  • Pachtflächenanteil: 75 %
  • Anbauverhältnisse: Getreide 48 %, Ölfrüchte 12 %, Feldfutter 4 %, Energiepflanzen 30 %, Brache/Feldrandstreifen 6 %
  • Tierbestand: ca. 130 Mutterkühe und 92 Kälber/Jungrinder, 2.000 Melkziegen, 600 Schafe
  • Anzahl Vollbeschäftigte: 57 (ohne Beteiligsunternehmen), 106 (inklusive Beteiligungsunternehmen)

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