Interview

Erneuerbare Energie: Der Ausbau stockt

Und schnell noch ein Foto für Twitter: Auch beim Fachverband Biogas werden alle Medienkanäle genutzt, um die Mitglieder zu informieren und gezielt Öffentlichkeitsarbeit zu leisten. (c) Sabine Rübensaat
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Am 25. Februar 2000 beschloss der Bundestag das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Wir haben Ingo Baumstark vom Fachverband Biogas gefragt, worauf es ankommt, wenn erste Anlagen aus der EEG-Vergütung herausfallen.

Die Fragen stellte Christoph Feyer

Herr Baumstark, der Fachverband Biogas bezeichnet das Jahr 2020 als für die erneuerbaren Energien ganz entscheidend. Warum?

Vor 20 Jahren wurde mit dem ersten EEG die Voraussetzung geschaffen, das Energiesystem umzubauen und Investitionen in nachhaltige Technologien anzureizen. Die Ausbauziele wurden kontinuierlich politisch nachgesteuert. Zurzeit stockt dieser Ausbau jedoch, obwohl die GroKo im letzten Herbst ein vielversprechendes Klimaschutzprogramm verabschieden konnte.

Bioenergie soll 2030 8,4 Gigawatt Leistung installiert haben, derzeit sind es 6,8. Um diese Ziele zu erreichen, müssen 2020 dazu Rahmenbedingungen angepasst werden. Des Weiteren fallen in diesem Jahr die ersten Biogasanlagen aus der Förderung und können oft mit den derzeitigen Programmen wirtschaftlich nicht weiterbetrieben werden. Leider hat sich für die Leistungen der Biogasanlagen bisher noch kein Markt entwickelt, der einer Förderung entbehrt.


Kommen diese wichtigen Vorhaben jetzt durch die Coronakrise ins Stocken?

Durch derzeit eingeschränkte Lieferketten sind all jene Flex-Projekte bedroht, die bis Ende November ans Netz gehen müssen, um ihre Finanzierung über die Flex-Prämie abzusichern. Wir merken auch, dass Ministerien und Arbeitskreise verzögert arbeiten, zum Beispiel wurde der erste Referentenentwurf zur EEG-Novellierung eigentlich im März erwartet. Viele Betreiber passen ihren Betrieb an die Coronakrise an, damit die Anlagen stabil weiterlaufen. Biogasanlagen sind essenziell für das Energiesystem, bisher hat allerdings nur Hessen sie als systemrelevant eingestuft.


Damit die Bundesregierung ihre Klimaschutzziele noch erreichen kann, ist eine Transformation der Energieerzeugung, aber auch der Energieverteilung notwendig. Wird dabei die Rolle der landwirtschaftlichen Biogasanlagen bislang unterschätzt?

Ich denke ja. Durch die dezentrale Stromeinspeisung kann bei einer Optimierung der regionalen Netze und einem Ausbau der Speicherfähigkeit der Biogasanlagen deren Netzdienlichkeit erhöht werden. So könnten die Übertragungsnetze entlastet und die Gefahr von Blackouts reduziert werden.


Noch mal zurück zur EEG-Novellierung, die ja nun wahrlich nicht die erste ihrer Art ist: Welche Änderungen – auch mit Blick auf die EEG-Historie – müssten aus Sicht des Fachverbandes jetzt unbedingt beschlossen werden?

Seit dem EEG 2012 sollen neben den anderen Erneuerbaren auch die Biogasanlagen sich mehr am Markt finanzieren. Das können Sie aber unter gesteigerten Umweltauflagen nicht zu einem Preis von derzeit 16,39 Cent pro Kilowattstunde für Bestandsanlagen in der Ausschreibung. Wir fordern hier eine Erhöhung um drei Cent pro Kilowattstunde und eine Angleichung der noch geringer finanzierten Neuanlagen.

Ebenso fordern wir, die Nutzung von Eigenstrom zuzulassen. Um mehr Gülle zu vergären, soll weiterhin die Sondervergütungsklasse auf die 150-kW-Bemessungsleistungsklasse ausgeweitet werden. Emissionsminderungen sollten nicht ausschließlich durch die Pflicht der 150 Tage gasdichten Verweilzeit nachweisbar sein. Weitere Vorschläge finden Sie auf unserer Homepage im aktuellen Positionspapier des Fachverbandes Biogas zum EEG.


Nicht nur das EEG setzt die Rahmenbedingungen für die Regenerativen, und es ist auch nicht allein ausschlaggebend, wenn es um die Erfüllung der Klimaziele geht. Welche gesetzlichen Regelungen sind aus Ihrer Sicht ebenfalls von Bedeutung?

Neben dem Stromsektor soll Biogas auch in den Sektoren Verkehr, Wärme und Landwirtschaft zu Einsparungen der CO2-Emissionen beitragen und somit Geschäftsmodelle aufzeigen. Dazu wird in diesem Jahr zum Beispiel weiter an der REDII, dem Brennstoffemissionshandelsgesetz, dem KWK-Gesetz, dem Gebäudeenergiegesetz sowie an der Gestaltung von Einsparungsmaßnahmen in der Tierhaltung gearbeitet.


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Mehr Informationen
Video (c) Sabine Rübensaat

Weitere Informationen des Fachverbands Biogas sowie Arbeitshilfen und Serviceangebote gibt es hier.