Solaranlage Faktencheck: 5 PV-Mythen
Viele Hausbesitzer planen die Anschaffung einer Photovoltaikanlage. Allerdings können falsche Annahmen dabei schnell teuer werden. Experten haben sich die fünf häufigsten PV-Mythen angeschaut und klären auf.
Von Photovoltaik Netzwerk Baden-Württemberg
Mit einer Photovoltaikanlage können Eigenheimbesitzer günstigen Solarstrom für den Kühlschrank, die Waschmaschine oder das Elektroauto beziehen. Was nicht verbraucht wird, kann gegen eine Vergütung ins Netz eingespeist werden. Verbraucht man den meisten PV-Strom selbst, rechnet sich eine Photovoltaikanlage trotz gestiegener Anschaffungspreise und weniger Einspeisevergütung auch weiterhin.
Allerdings kursieren zum Thema PV-Anlagen noch immer falsche Vorstellungen. Experten informieren über die fünf häufigsten Photovoltaik-Irrtümer.
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Mythos 1: Süddach ist lukrativer
Von der Ausrichtung der Solarmodule hängt es ab, wie viel Strom die PV-Anlage erzeugt. Für die maximale Solarausbeute optimal sind Süddächer mit einer Neigung von 30°. Dann ist der Jahresertrag am höchsten. Wirtschaftlicher ist jedoch, den Strom dann zu ernten, wenn er direkt genutzt werden kann. Dafür eignet sich eine Ost-West-Ausrichtung, bei der man die Anlage auf beiden Seiten des Daches anbringt.
Der solare Ertrag liegt hier zwar „nur“ bei 80 bis 90 %. Dafür erzeugen Ost-West-Anlagen den Sonnenstrom kontinuierlicher über den Tag – weniger mittags und mehr morgens und nachmittags. So können Anlagenbetreiberinnen und -betreiber einen größeren Teil des Stromverbrauchs mit günstigem Solarstrom vom Dach decken, was den Einkauf von teurem Strom aus dem Netz stärker reduziert.
Grundsätzlich gilt: Da der Eigenverbrauch lukrativer ist als die Einspeisung in das Netz, erhöht das die Wirtschaftlichkeit der Anlage.
Ausnahme: Wer eine Wärmepumpe und eine Photovoltaikanlage betreibt, hat bei Montage der Solaranlage auf der Südseite des Daches Vorteile. Sie erzeugt an den kurzen Wintertagen, wenn die Wärmepumpe viel Strom zum Heizen benötigt, mehr Solarstrom als eine Ost-West-Anlage. Das verbessert die Wirtschaftlichkeit.
Mythos 2: Nur mit Solarstromspeicher
Die Solaranlage lohnt sich bereits ohne Batteriespeicher. Mit Batterie verschlechtert sich die Rentabilität sogar, da die Solarstromspeicher für kleinere Wohngebäude meist noch nicht wirklich wirtschaftlich sind.
Grundsätzlich gilt: Je höher der Anteil des Solarstroms am selbst verbrauchten Strom ist, desto höher ist der Gesamtgewinn der Photovoltaikanlage. Ihn mit Batterien zu erhöhen, lohnt sich aufgrund der zu hohen Speicherkosten noch nicht.
Inzwischen gibt es bereits Systeme, deren Kosten inklusive Leistungselektronik rund 800 €/kWh Speicherkapazität betragen. Unterhalb dieser Schwelle sind die Powerpakete wirtschaftlich – vorausgesetzt, die Lebensdauer der Speicher beträgt 20 Jahre. Halten die Geräte, wie garantiert, nur zehn Jahre, rechnen sich die Speicher nicht. Anders aussehen kann es bei Solarstromspeichern, die noch zusätzliche Aufgaben z. B. für den Betrieb des öffentlichen Stromnetzes oder eine Notstromversorgungssicherheit übernehmen.
Mythos 3: Autarke Stromversorgung
Die Photovoltaikanlage und der Batteriespeicher können in aller Regel nur einen Teil des Strombedarfs im Haushalt decken. Je nach Größe der Anlage und des Speichers sowie des Stromverbrauchs liegt der typische Unabhängigkeitsgrad zwischen 30 und 90 %. Insbesondere in den Monaten November bis Februar reicht der Solarstrom vom Dach nicht für den gesamten Bedarf im Haus aus. Die Bewohnerinnen und Bewohner müssen dann zusätzlich Strom aus dem Netz beziehen.
Im Sommer jedoch kann die Anlage mehr Strom erzeugen als verbraucht und in der Batteriegespeichert werden kann. Eine Einspeisung des Überschussstroms in das Netz ist dann auch wirtschaftlich äußerst sinnvoll – und der Autarkiegedanke unvernünftig.
Eine wirkliche Autarkie, also die komplette Stromversorgung des Haushaltes zu jeder Zeit aus der eigenen PV-Anlage mit Batteriespeicher, ist zwar technisch möglich, aber extrem aufwendig und teuer.
Mythos 4: Balkonanlage schützt vor Stromausfall
Balkon-Solaranlagen lohnen sich insbesondere für Mieter und Wohnungseigentümer. Sie können bei einem Umzug einfach mitgenommen und auch im Garten aufgestellt werden. Aktuell sind schon rund 400.000 der kleinen Steckersolargeräte in Deutschland in Betrieb. Sie bestehen üblicherweise aus ein bis zwei Solarmodulen, einem Kleinwechselrichter und dem Anschlusskabel an eine Steckdose. Dass Balkon-Solarmodule vor einem Stromausfall schützen, stimmt aber nicht.
Bei einem Stromausfall schaltet sich der Wechselrichter der Balkon-Solaranlage innerhalb von Sekundenbruchteilen aus Sicherheitsgründen automatisch ab. Das Steckersolargerät kann dann keinen Strom mehr in das Haushaltsstromnetz einspeisen. Für eine Ersatzstromversorgung bräuchte man einen Stromspeicher mit einem speziellen Wechselrichter.
Für die kleinen Balkon-Steckersolargeräte, die viel weniger Strom erzeugen als PV-Dachanlagen, lohnt sich ein Speicher jedoch nicht. Er könnte die elektrischen Geräte im Haushalt auch gar nicht vollständig mit Strom versorgen.
Mythos 5: Solaranlagen sind eine Brandgefahr
Dass eine Photovoltaikanlage ein höheres Brandrisiko darstellt, ist eine weit verbreitete Befürchtung. Aber die Brandgefahr erhöht sich durch eine solche Anlage nicht nennenswert. Die Statistik zeigt das: Nur 0,006 % der PV-Anlagen waren Ursache für einen Brand mit größerem Schaden, hat das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE für den Zeitraum von 1994 bis 2013 herausgefunden. Das sind sechs von 100.000 Anlagen. In den Jahren danach hat sich daran nichts Grundlegendes geändert.
Auch die Vorstellung, dass die Feuerwehr Häuser mit brennenden Solaranlagen nicht löscht, da die Anlagen unter Strom stehen, entspricht nicht heutigem Stand. Die Feuerwehr löscht selbstverständlich auch in Brand geratene Häuser mit Photovoltaikanlagen.
Bei der Brandbekämpfung mit einem CM-Strahlrohr ist bei Sprühstrahl ein Abstand von mindestens einem Meter und bei Vollstrahl ein Abstand von mindestens fünf Metern einzuhalten. Für Hohlstrahlrohre gelten die jeweiligen Herstellerangaben. Gelöscht werden sollte mit Sprühstrahl unter Ausnutzung der größtmöglichen Wurfweite des Rohres.