Dank der Dreipunktaufhängung ist der Forsttraktor vielseitig einsetzbar. (c) Bernhard Henning

Forstschlepper: Alleskönner-Traktor im Wald

Der Forstschlepper ist das wichtigste Rückemittel im Wald. Dank der Dreipunktaufhängung gibt es mehr Anwendungsmöglichkeiten als nur Holz ziehen. Die Forstausrüstung ist aber bei allen Einsätzen unverzichtbar.

Von Bernhard Henning


Nach der Motorsäge waren Traktoren der nächste große Schritt bei der Mechanisierung der Holzernte. Natürlich waren diese ersten Maschinen noch nicht vergleichbar mit modernen Forsttraktoren, insbesondere was Leistung und Sicherheit betrifft. Im Vergleich zum Tierzug waren sie aber trotzdem produktiver und so dauerte es nur wenige Jahre, bis der Traktor Pferd und Ochse verdrängte.

Infolge der weiteren technischen Entwicklung entstanden Forstspezialschlepper. Diese Maschinen wurden mit gleich großen Antriebsrädern, großer Bodenfreiheit und Rahmenknicklenkung für den Holzzug ausgerüstet und sind nur dafür verwendbar. Im Gegensatz dazu kann der Forsttraktor vom Wegebau bis zur Aufforstung eingesetzt werden.

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Forstschlepper: Holzernte und noch mehr

Dank der Anbaumöglichkeiten wird der Forsttraktor zur Universalmaschine in der Holzernte. Mit Kippmastanlagen kann auch in steilem Gelände Holz gerückt werden. Speziell gefertigte Harvesterköpfe für Forsttraktoren ermöglichen eine produktivere Holzernte, vor allem in Jungbeständen.

Natürlich sind diese Anbaugeräte in ihrer Leistung und Ausstattung mit Seilkränen und Harvestern nicht vergleichbar. Für bäuerliche Waldbesitzer und Waldwirtschaftsgemeinschaften stellen sie aber Erntemittel dar, die für diesen semiprofessionellen Einsatz angepasst sind.

Weil viele Waldbesitzer auf die Naturverjüngung vertrauen, werden Forsttrakoren in der Kulturpflege kaum noch eingesetzt. Die Aufforstung von großen Windwurfflächen unterstützen sie aber, indem die Hiebsfläche mit Reisigräumgeräten vorbereitet wird. Anschließend wird die Kahlfläche per angebautem Pflanzgerät aufgeforstet.

Gemacht für den Einsatz im Wald

Damit der Forsttraktor die hohen Anforderungen der Waldarbeit meistern kann, sind einige technische Spezifikationen notwendig. Der Rahmen ist das tragende Gerüst des Fahrzeugs, dieser wird im Forsteinsatz durch Geländeunebenheiten und ungleichmäßige Belastungen stark beansprucht.

Die meisten Forsttraktoren sind in der sogenannten Blockbauweise gefertigt, bei der die einzelnen Bauteile zu einem starren, selbsttragenden Block verbunden sind. Diese selbsttragende Bauweise erfordert für den Rückeeinsatz eine zusätzliche Verstärkung durch einen Hilfsrahmen aus Stahl für zusätzliche Anbauten, da der Block bei starker Belastung sonst brechen könnte.

Überhaupt unterliegt der Traktor im Forsteinsatz wesentlich stärkeren Belastungen als im landwirtschaftlichen Betrieb.

Um unnötigen Ärger und Standzeiten durch Beschädigungen am Traktor zu vermindern, ist es nötig, gewisse Komponenten zu schützen. Hauptunfallursachen sind Reißen, Brechen oder Splittern von Teilen. Verantwortlich dafür können herabfallende Baumteile, herumschleudernde Teile von Seilen und Anschlagmitteln oder auch brechende Holzteile sein.

Schutzgitter an der Kabinenhinterseite oder auch Schutzplatten am Dach der Kabine erhöhen die Sicherheit des Fahrers. Die wichtigsten schutzbedürftigen Bauteile sind Motor, Getriebe und Tank. Das Unterbodenblech schützt diese Teile vor schwerwiegenden Beschädigungen durch den Kontakt mit Ästen, Wurzelstöcken und Steinen.

Ein Riss an Getriebeteilen oder an der Ölwanne entsteht oft unbemerkt und kann bis zum Totalschaden des Motors oder Getriebes führen.

Forstreifen mit stark dimensioniertem Ventilschutz und Schutzring an der Felgenkante bieten bestmöglichen Schutz vor Beschädigungen durch Stich- oder Schnittverletzungen. Zusätzlich werden Verformungen an der Felgenkante oder das Abreißen des Ventiles verhindert. Stich- bzw. Schnittverletzungen an normaler Ackerbereifung sind oft irreparabel und daher sehr kostspielig.

Traktor bei der Waldarbeit – Einsatzmöglichkeiten

Unimog oder Traktor einsetzen?

1946 baute die Metallwarenfabrik Erhard & Söhne in Schwäbisch Gmünd den ersten „Allzweck“-Traktor. Die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion war das Ziel der Konstrukteure: Man wollte ein land- und forstwirtschaftliches Vielzweckgerät entwickeln, das über eine höhere Geschwindigkeit als die damaligen Traktoren und über eine gewisse Transportfähigkeit verfügte.

Das Ergebnis war der Unimog, wobei die Abkürzung für Universal-Motor-Gerät steht. Ursprünglich für die Landwirtschaft gebaut, verlor der Unimog zusehend an Bedeutung, die Verkaufszahlen sanken. Aber auch im Wald kam der Unimog immer seltener zum Einsatz. Eigentlich könnte man annehmen, dass das Multitalent gerade bei derart großen Waldbesitzern reichlich Einsatzmöglichkeiten finden würde.

Ausgerechnet die größte Stärke des Unimog wird ihm aber zum Verhängnis. Der Unimog ist ein vielseitig einsetzbares Gerät, das vieles gut kann, aber wenig sehr gut. Er verfügt nicht über die Geländegängigkeit eines Forstschleppers und auch nicht über die Ladekapazität eines Forwarders. Auch die Anschaffungskosten schrecken so manchen Forstbetrieb ab.

Und ein weiterer Grund spricht gegen die modernen Versionen: Für den Betrieb braucht der Fahrer einen Lkw-Führerschein. Der Unimog verfügt über eine Vielfalt von Anwendungsmöglichkeiten für den Forsteinsatz. Um diese tat-sächlich ausnutzen zu können, braucht es aber eine größere Waldfläche. Für die meisten bäuerlichen Waldbesitzer kommt daher der Unimog kaum in Betracht, auch weil moderne Forsttraktoren dank ihrer Dreipunktaufhängung viele Anwendungsmöglichkeiten ebenfalls abdecken können.

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