Landmaschinenmechaniker mit Leib und Seele: „Ich bin und bleibe ein Schlosser“
Landtechnik ist immer nur so gut wie der Service dahinter. Gerade während der Ernte ist es für Landwirte wichtig, eine gute Werkstatt als Partner zu haben. André Mahnkopf lebt den Schlosserberuf und für seine Kunden.
Die Fragen stellte Erik Pilgermann
Die Ernte läuft, doch kommt wetterbedingt immer wieder ins Stocken. Schwüle Hitze wechselt sich mit Regen ab. Umso wichtiger, wenn man sich an solchen Tagen auf seinen Werkstattservice verlassen kann. Wir haben einen furchtlosen, keineswegs unerfahrenen jungen Landtechnikschlosser begleitet und von ihm sowie zwei seiner Kunden (Jan-Derk Koning und Familie Jürgens) sehr interessante Einblicke erhalten.
André, seit wann arbeitest du im Landtechnikbereich?
Seit meinem 18. Lebensjahr hab ich beruflich damit zu tun.
Aber du hast nicht mit 18 das erste Mal einen Traktor von Nahem gesehen, oder?
Nein, nein. Das begleitet mich schon mein ganzes Leben, sozusagen von Geburt an. Ursprünglich ist mein Vater ja auch aus dem Bereich und hat da auch seinen Meister gemacht. Wir haben schon immer zu Hause Trecker restauriert und sind zu Treffen gefahren. Aber bis ich mit der Schule fertig war, hat länger gedauert, weil ich einfach stinkendfaul war. Dementsprechend hab ich meine Lehre auch erst sehr spät angefangen. Gelernt hab ich dreieinhalb Jahre bei der BLT bei Claas.
Und wie ging es dann weiter?
Mein Vater fragte mich, ob ich nicht seinen Metallbau übernehmen würde, da er sich langsam aus dem Geschäft zurückziehen wollte. Und seitdem bin ich hier, inzwischen im siebten Jahr selbstständig.
Wie viele Kollegen arbeiten mit dir?
Zusammen mit mir sind wir zu acht und alles Schlosser. Alle können schweißen, alle können ein Loch bohren, und alle können was.
Welches sind eure Hauptarbeitsbereiche?
Wir haben viel mit Traktoren zu tun, Wartung, Pflege, Durchsichten und schwierige Fälle. Wir haben einen festen Kundenstamm und sind keine fliegende Werkstatt. Das wollte ich von vornherein vermeiden. Ansonsten machen wir viel im Bereich Anhänger. Wir bauen Strohplatten, bauen Hänger auf und um, je nachdem, was benötigt wird. Alles, was zu schweißen oder zu drehen ist, können wir machen.
Aber ihr seid nicht markengebunden?
Nein, wir sind eine freie Werkstatt. Ich vertreibe zwar Ursus-Traktoren, Kelly-Kettenscheibeneggen und Inu-Mulcher. Aber das ist absolut zwanglos. Ich will nicht unter den Druck geraten, im Jahr fünfzig Trecker verkaufen zu müssen.
Welches sind denn Deine Spezialitäten, wenn es ums Schrauben geht? Das ist auf jeden Fall alles rund ums Schweißen. Sachen konstruieren und bauen, Fehler erkennen, warum etwas gerissen oder gebrochen ist, und die entsprechenden Gegenmaßnahmen ergreifen. Wir haben quasi den Metallbau in die Landtechnik integriert. Wir bauen auch viel Geländer und Treppen für Biogasanlagen. Wenn es kompliziert wird oder das Teil nicht in irgendeinem Regal zu finden ist, dann kommen wir ins Spiel.
Habt ihr eigentlich etwas von den Problemen mit der Ersatzteilversorgung durch Corona und den blockierten Suezkanal mitbekommen?
Nein, damit hatten wir keine Probleme. Wir haben vielleicht mal zwei, drei Tage auf Teile warten müssen, aber das war es dann eigentlich auch schon. Wir sind auch nicht so unbedingt auf Teile angewiesen, da wir sehr viel selbst machen können. Ich habe auch einen ziemlich großen Lagerbestand. Und dann wird eben so lange gebaut, bis es irgendwie passt.
Es wird also zunehmend wichtiger, dass man Dinge reparieren kann und sich selbst zu helfen weiß?
Das ist ein absoluter Fakt! Als ich hier damals angefangen habe, bin ich herumgefahren auf den Betrieben, die mich schon als Lehrling kannten, und hab mich vorgestellt. Auf den großen Agrarbetrieben wurde ich eher belächelt. Da hieß es so ungefähr: „Was willst du? Wenn der Pflug in der Mitte durchbricht, kaufen wir einen neuen. Schweißen muss hier keiner …“ Seit zwei, drei Jahren rufen mich mittlerweile genau die Leute an und holen mich, damit der Pflug noch mal ein paar Jahre durchhält. Da hat sich auf jeden Fall etwas verändert. Das Geld sitzt nicht mehr so locker.
Die Ernte ist in vollem Gange. Da sind die Tage bestimmt lang und die Nächte eher kurz. Wie lässt sich so ein Arbeitspensum mit der Familie vereinbaren?
Das ist hinzukriegen. Man muss einen Partner haben, der dafür Verständnis hat, dass nach einem langen Tag und einem Feierabend frühestens um acht, eher zehn nicht mehr viel geht, außer Duschen, Abendbrot und ab ins Bett. Gottseidank habe ich so eine Partnerin. Da bin ich sehr froh drüber.
Stichwort Ausbildung: Wie schätzt du die Situation in deiner Branche ein?
Das kann ich generell beantworten: absolut schlecht! Das wird allerspätestens in zehn Jahren eine Riesenkatastrophe werden. In zehn Jahren wird die Schlosserstunde mindestens 250 Euro kosten, und wenn du ´ne Durchsicht brauchst, musst du ein Jahr vorher Bescheid sagen.
Dafür gibt es viele Ursachen. Der Beruf wird im Verhältnis schlecht bezahlt, ist absolut hart und dreckig. Dazu muss man einen riesengroßen Wissensschatz haben. Die Ausbildung müsste besser organisiert sein. du hast zwar mit der neuesten Technik zu tun, aber wenn es dir keiner zeigt, lernst Du auch nix. In den überbetrieblichen Ausbildungszentren sieht es ähnlich aus. Wenn man nicht willensstark ist, wird es nichts. Teiletauscher wird es immer geben. Aber die, die richtig was draufhaben und auch improvisieren können, die wird es so einfach nicht mehr geben. Das wird im gesamten Handwerk ein Riesenproblem.
Stichwort Zukunft: Wie sehen deine Pläne aus?
Ich werde sicherlich irgendwann erweitern und den Schritt in Richtung A-Händler wagen, aber nie so, dass es riesengroß wird. Mir ist ein gutes Verhältnis zu meinen Kunden total wichtig. Wir sind alle per Du und vertrauen einander. Ich tauge nicht zum Klinkenputzer. Ich bin und bleibe ein Schlosser.
Lange gesucht und gefunden: Das ist ein T 40, ein leichter Traktor aus sowjetischer Produktion. Nichts Aufregendes, könnte man meinen. Schließlich wurden in 35 Jahren Bauzeit 1,2 Millionen Stück davon gebaut. Dieser hier ist aber etwas ganz Besonderes. Er wurde nämlich 1961 auf der Messe in Leipzig ausgestellt und ist in dieser Ausführung einzigartig. Die Maschine wurde 1961 nach Frankreich verkauft und ging später in die Niederlande. Dort hat André sie geborgen und will sie restaurieren.
Jan-Derk, ihr seid ein ausgesprochener Milchviehbetrieb, richtig?
Jawoll, wir produzieren Milch und erzeugen auf unseren 1.150 Hektar Fläche hauptsächlich das Futter für unsere Kühe. 520 Hektar davon sind natürliches Grünland. Übrigens gehen wir gerade in unsere 25. Ernte hier in Hertefeld.
Sozusagen Silberernte also. Herzlichen Glückwunsch! Wie lange arbeitet ihr denn schon mit André zusammen?
Mit Familie Mahnkopf seit gut zehn Jahren. Alles begann mit einer Ladewagenhavarie. Mit André selbst arbeiten wir seit sieben Jahren zusammen. Egal, ob große oder kleine Havarien oder Wochenende, bei André kannst du immer anrufen. Und dann sorgt er da, wo es geht, mindestens für eine „kreative Notlösung“. Auf jeden Fall kommst du vom Feld oder kannst die Arbeit weiter fortsetzen. Dass das nicht auf eine Marke begrenzt ist, weiß ich sehr zu schätzen.
Wie ist aus deiner Sicht die momentane Situation auf dem Acker?
Wir sind sehr schwierig in das Jahr gestartet. Im Frühjahr war es zu lange zu kalt. Wir haben den Mais zum Beispiel zehn Tage später als normal gelegt. Dann lag der Mais im Boden, aber ist nur aus lauter Pflichtgefühl aufgelaufen. Vogelfraß und verminderte Keimfähigkeit haben auch noch ihr Teil dazugetan. Wir mussten gut 15 Hektar nachlegen. Als dann die Aussaat endlich geschafft war, bekamen wir im Mai zwischen 50 und 60 Liter Niederschlag, und dann stand in den Senken das Wasser. Danach gab es hier keinen Tropfen mehr. Am 30. Juni, wir waren gerade fertig mit dem zweiten Schnitt und haben abends um zehn die letzte Folie auf dem Silo ausgelegt, fing es in der Nacht an zu regnen und hat 30 Stunden nicht mehr aufgehört. Das waren 87 Liter am Stück. Die Woche darauf kamen noch mal 40 Liter. Danach war auf den Wiesen fast komplett Land unter. Aber der Mais hat das gut vertragen und ist sehr gut gewachsten. Wir haben Bestände von gut drei Metern bis über vier Meter Höhe und sehr gutem Kolbenansatz.
Wie sieht es im Getreide aus?
Für die Gerste kam der Regen im Mai eigentlich zu spät. Da hätten wir gut eine Tonne mehr ernten können. So lagen wir im Schnitt bei fünf Tonnen auf dem Hektar. Das ist aber in Ordnung für uns. Insgesamt waren die Bestände aber gesund. Wir haben eine Fungizidbehandlung im Frühjahr gemacht. Geerntet haben wir etwa 250 Tonnen.
Bleibt die Gerste auf dem Betrieb, oder vermarktet ihr die Erntemenge?
Die Gerste bleibt hier. Wir versuchen nämlich, selbst so viel wie möglich Kraftfutter für das Milchvieh zu erzeugen. Deshalb spielt für mich das Hektolitergewicht der Gerste auch nicht die Rolle.
Wie sieht es mit der Qualität im Roggen aus? Ist Mutterkorn bei euch ein Thema?
Was wir bis jetzt gedroschen haben, haben wir extra beproben lassen. Da war nix drin. Das ist auch wichtig, denn auch den Roggen verfüttern wir an unsere Kühe. Wir lassen unser Getreide schroten, mischen, und dann verfüttern wir am Ende gut 600 Tonnen Getreide im Jahr. Das Kraftfutter auf den eigenen Flächen zu erzeugen, lohnt sich für uns absolut. Letzen Monat mussten wir zum Beispiel etwas Wintergerste zukaufen, da unsere aufgebraucht war. Ich habe 260 Euro für die Tonne bezahlt. Deshalb lagern wir erst mal alles ein und nur, wenn alles voll ist, gehen noch ein paar Züge Roggen an den Handel.
Uwe, Simone, ihr habt vor einer Woche endlich euren neuen Mähdrescher in Betrieb nehmen können. Reichlich spät, oder?
Uwe: Tja, was soll ich sagen? Der Drescher war deutlich eher fertig. Im Februar/März hatten wir die Ausnahmegenehmigung beantragt. Im Juni kam dann die endgültige Antwort aus Hoppegarten. Alles in allem waren wir um den 10. Juli dann endlich so weit. Bloß gut, dass ich in diesem Jahr keine Gerste hatte.
Wie viel Fläche bewirtschaftet ihr?
Simone: Inklusive Grünland sind das um die 300 Hektar. Etwa 40 Hektar sind Grünland.
Wie sieht es inzwischen aus? Passen die Qualitäten einigermaßen?
Simone: Den Weizen hier haben wir am Wochenende angefangen, und bis jetzt ist von E bis Futter alles dabei. Ich komme gerade mit den Proben zurück. Feuchte passt mit 14 Prozent, und der Proteingehalt ist mit 16 auch gut. Das Hektolitergewicht ist das Problem. 78 sollten es sein, bei 76 könnten wir noch verhandeln, und 72 haben wir. Also wird es Futterweizen.
In diesem Jahr habt ihr keine Gerste angebaut. Was waren die Gründe?
Uwe: Im Moment passt die Gerste nicht in die Fruchtfolge. Wir versuchen, auf den besseren Standorten eine Fruchtfolge aus Zuckerrüben, Weizen, Winterraps und Weizen umzusetzen. Hafer und Mais bauen wir hier und da ein.
Seid ihr ganz normal in diese Saison gestartet, oder gab es von vornherein Besonderheiten?
Uwe: Normalerweise setze ich im Frühjahr zweimal AHL ein. Das konnte in diesem Jahr nicht geliefert werden, weshalb ich auf Kalkammonsalpeter ausweichen musste. Mit dem Streubild beziehungsweise mit den Ungenauigkeiten bin ich nicht zufrieden. Das geht mit AHL und der Spritze um Längen besser.
Lasst ihr euer Getreide auch auf Fusariumbefall beziehungsweise auf Mykotoxingehalt untersuchen?
Uwe: Das haben wir in den vergangenen Jahren machen lassen. In diesem Jahr sind noch keine Proben ans Labor gegangen. In den vergangenen Jahren waren die Ergebnisse aber immer negativ. Die Trockenheit zur Blüte verhindert wahrscheinlich in den meisten Fällen die Infektionen.
Baut ihr bewusst E- und A-Sorten an?
Uwe: Ja, auf jeden Fall. Mir nützt es nichts, wenn eine Futtersorte durch günstige Bedingungen zur E-Qualität wächst, denn der Handel stuft die Sorte ein und bezahlt auch nur Futter, egal wie die Qualität am Ende ist. Bei E-Weizen kann man momentan ja noch 30 Kilo N über Bedarfsermittlung streuen.
Wie sieht es bei euch denn mit den roten Gebieten aus? Seid ihr davon betroffen?
Uwe: Nein, Gott sei Dank nicht. Aber mit einem Schlag „kratzen“ wir sozusagen an der Grenze eines ausgewiesenen Gebietes.
Ihr seid ein reiner Familienbetrieb. Machen eure Kinder mit? Konntet Ihr sie von der Landwirtschaft begeistern?
Simone: Beide machen mit. Und beide wissen auch sehr genau, dass die Arbeit in der Landwirtschaft mehr ist als Treckerfahren. Unser Sohn kann sich mit seinen 17 Jahren inzwischen recht konkret vorstellen, den Betrieb einmal zu übernehmen. Auf jeden Fall möchte er eine landwirtschaftliche Berufsausbildung absolvieren. Unsere Tochter hat mit 15 Jahren noch etwas Zeit, aber weiß schon sehr genau, dass sie später mit Tieren arbeiten möchte.