BayWa & Co in der Krise: Landwirtschaft im Stimmungstief
Alarm-Stimmung in der Landwirtschaft: Die Bereitschaft zu Investitionen sinkt! Der Rückgang im Agrar-Geschäftsklima stellt eine ernsthafte Bedrohung dar. Welche Maßnahmen sind nötig, um die Landtechnik-Branche zu retten? Ein Kommentar von Claudia Duda
Von Claudia Duda
Die Hiobsbotschaften aus der Wirtschaft reißen zurzeit nicht ab: „BayWa vor der Insolvenz?“, „Claas schickt 900 Mitarbeiter in Kurzarbeit“, „Regent versteigert Landtechnik“, „Pöttinger schickt 200 Mitarbeiter temporär in die Arbeitslosigkeit“ – so lauten nur einige Schlagzeilen der vergangenen Tage. Auch SAP, Volkswagen und Conti trennen sich von Tausenden Mitarbeitern, Infineon kündigt Stellenabbau in Hochlohnländern an.
Stimmung: Ifo-Geschäftsklimaindex sinkt
Die Stimmung in den Chefetagen vieler Firmen ist desolat. Der Ifo-Geschäftsklimaindex sinkt weiter. Rund 9.000 Unternehmen bewerten die Aussichten auf ihre künftigen Geschäfte als deutlich schlechter. Das betrifft den Handel, Dienstleistungen, den Bau – und eben auch die Landwirtschaft. Angesichts der Entwicklung des wichtigsten deutschen Konjunktur-Barometers erklärt der Ifo-Präsident Clemens Fuest: „Die deutsche Wirtschaft steckt in der Krise fest.“
Agrarbarometer: Weniger Investitionen
An leere Schaufenster und verwaiste Läden haben wir uns längst gewöhnt. 176.000 Betriebe gaben im Jahr 2023 auf. Statistiker haben ausgerechnet: Alle drei Minuten wird in Deutschland eine Pleite registriert. Als Gründe dafür werden zu hohe Arbeits- und Energiekosten sowie gewaltige Bürokratie-Lasten genannt. Das Agrarbarometer der Landwirtschaftlichen Rentenbank, das jedes Quartal erhoben wird und das den Agrar-Geschäftsklima-Index bemisst, dokumentierte kürzlich erneut, dass die Investitionsbereitschaft der deutschen Landwirte noch weiter zurückgegangen ist. Das drückt die pessimistische Zukunftserwartung aus, die viele Bäuerinnen und Bauern umtreibt.
BayWa: Strategische Fehler
Das Ergebnis betrifft besonders die Landtechnik-Branche. Von der Hochstimmung auf der letzten Agritechnica blieb nicht mehr viel übrig. Dazu kommen strategische Fehler, die beispielsweise bei der BayWa über Jahre begangen wurden. Ihr gewaltiger Expansionskurs wurde durch Kredite finanziert, die gestiegenen Zinsen bringen das Unternehmen in Gefahr.
Landtechnik: Konjunktur im Abwärtstrend
Ja – es ist wichtig, die Zahlen nüchtern zu bewerten. In den vergangenen Jahren konnte die Landtechnik-Branche extrem hohe Wachstumswerte verbuchen. Dass die Kurve irgendwann auch wieder abwärts geht, liegt in der Natur einer zyklischen Konjunktur-Entwicklung. Das momentan hohe Zinsniveau, aber eben auch die Verunsicherung durch weltpolitische und -wirtschaftliche Entwicklungen sind für die Flaute mitverantwortlich. Auf landwirtschaftlicher Ebene kommen dazu noch Umwelt-Auflagen, Investitionskosten und die aktuelle Agrarpolitik.
Bundesregierung muss handeln
Was ist zu tun? Wer hier auf die Selbstregulation des Marktes hofft, der irrt. Wer eine ökonomisch und ökologisch zukunftsfähige (Land-)Wirtschaft will, muss ein entsprechendes Umfeld schaffen. Hier ist die Bundesregierung gefragt. Es geht in erster Linie um Vertrauen und stabile Rahmenbedingungen, die durch finanzielle Anreize flankiert werden.
Fachkräftemangel: Jobverlust durch Stellenabbau
Daneben gilt es, dem Fachkräftemangel zu begegnen – schnelle und sinnvolle Programme für all jene, die durch Stellenabbau ihren Job verlieren, können nur ein Anfang sein. Auch Vorruhestand sollte nicht mehr subventioniert werden. Es gilt, die Menschen, die noch können, sinnvoll weiter zu beschäftigen. Und die Bundesregierung muss aufhören, ständig um sich selbst zu kreisen, und anfangen, kluge Lösungen für die prekäre Haushaltslage zu finden. Die Lücken im Etat einfach nur mit kreativen Umbuchungen zu verdecken, ist als Krisen-Management eindeutig zu wenig.
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