Praxistest: Wie vielversprechend ist die Bodenanalyse in Echtzeit?
In einem Brandenburger Landwirtschaftsbetrieb wurde mit einem mobilen Messgerät zur Bodenanalyse in Echtzeit drei Monate intensiv gearbeitet. Ein Erfahrungsbericht.
Bei unserem ehemaligen Praxispartner in Brandenburg, der Trebnitzer Agrarproduktions GmbH (TAP) in Trebnitz bei Müncheberg, wurde ein Stenon FarmLab von Juli bis September 2021 eingesetzt. Geschäftsführer Dirk Steinhoff ist neuer Technik und speziell digitalen Anwendungen gegenüber sehr aufgeschlossen. „Ich fand es spannend, online auf dem Acker den Nährstoffgehalt zu analysieren.“ Das Gerät hat keine VDLUFA-Anerkennung, die gesetzlich vorgeschriebenen Bodenuntersuchungen mit Probennahme und Einsenden zum Labor müssen trotzdem weiter durchgeführt werden.
Bodenanalyse: Wie funktioniert das Gerät?
„Man hat sofort oder spätestens am Abend die Ergebnisse von etwa 50 an einem Tag zu schaffenden Messungen auf dem Rechner. Das ist für uns als Biobetrieb noch etwas bedeutsamer, um zu entscheiden, wo wir den nicht in unbegrenzter Menge vorhandenen organischen Dünger, in unserem Fall Hühnertrockenkot von unseren Legehennen, am besten einsetzen“, so der Geschäftsführer.
Das Gerät wurde von einem Stenon-Mitarbeiter zur Einweisung mit auf den Betrieb gebracht. „Einschalten, kalibrieren und los geht es mit dem Messen“, so der Geschäftsführer. Die optischen (z. B. NIR) und elektrischen (Elektroden und Kontaktstreifen) Sensoren im Messkopf detektieren das Umfeld bis 30 cm tief. Um Messungenauigkeiten zu verringern, sollen für einen Messpunkt drei Einstiche vorgenommen werden. Quasi eine Mischprobe.
Der Akku hält den ganzen Tag. Im Gerät können bis zu 1.000 Messwerte gespeichert werden. Die Übertragung erfolgt per WLAN auf einen Rechner oder ein mobiles Endgerät. Zuerst werden die Roh-Messwerte zum Stenon-Server übertragen und ausgewertet. Dann stehen die von Bodenproben bekannten Werte zur Verfügung. Sie können in georeferenzierten Karten angezeigt und in andere Programme exportiert werden. So können beispielsweise teilflächenspezifische Düngekarten erstellt werden. Wird Farmlab auf dem Feld mit einem Smartphone oder Tablet mit SIM-Karte gekoppelt, stehen die Ergebnisse nach drei Minuten zur Verfügung und sind auf dem internetfähigen Gerät ablesbar.
Video: Stenon Bodenanaylse im Praxiseinsatz
Mit Fahrzeug und Wasserkanister
Max Schurke, Auszubildender im ersten Jahr im Rahmen seines dualen Studiums Agrarwirtschaft an der Hochschule Neubrandenburg, hat viele der Messungen erledigt. Zuerst ist er mit dem Pick-up des Betriebes gefahren. „Der fehlte dann schon mal woanders und die Bereifung ist auch nicht für lockeren Acker geeignet“, so Steinhoff. Damit war ein letzter Anstoß gegeben, einen Gator zu kaufen. Je Hektar wurden drei bis fünf Punkte beprobt. „Von besonderem Interesse sind natürlich Sandlinsen oder Lehmkuppen.“
Wenn der Boden sehr trocken ist, dann meldet das Gerät öfter, dass eine Analyse nicht möglich ist. „Dafür wurde uns vtab1on Stenon empfohlen, den Boden etwas zu befeuchten“, so Max Schurke. „Ich habe dann noch einen Kanister mit 15 Litern Wasser mitgenommen.“ Pro Messstelle reichen 100 ml. Der Messwert Bodenfeuchte ist natürlich dann unbrauchbar.
Bodenanalyse: Was hat die Luzerne gebracht?
An zwei Beispielen erläutert Dirk Steinhoff den Einsatz. „Nach der Ernte von Luzerne war es für uns von Interesse, was die Leguminose beim Stickstoff auf dem Schlag gebracht hat.“ So konnten wir die nachfolgende Düngung exakt abstimmen. Viele Messungen wurden außerdem in einem benachbarten Betrieb durchgeführt, den der Eigentümer neu übernommen hatte. Steinhoffs Sohn Carl ist dort in der Landgesellschaft Lebus GmbH Prokurist. „Wir haben nach der Ernte gleich eine Nährstoff-Inventur auf vielen Schlägen gemacht. So konnten Mängel schnell ausgeglichen werden.“
Wie hoch ist der Kostenaufwand?
Maik Wilke, Betriebsleiter der TAP, schätzt die flexible Einsatzmöglichkeit des Gerätes zur Bodenanalyse in Echtzeit. „Kein Warten auf die Ergebnisse und geringe Kosten gegenüber dem Labor“, hebt der 25-jährige Landwirtschaftsmeister hervor. So kann beispielsweise schnell entschieden werden, ob noch Kalk ausgebracht wird. „Die Ergebnisse des Stenon stimmen an Stellen, von denen wir Laborergebnisse der Grundnährstoffe hatten, zu 95 Prozent überein“, berichtet Wilke weiter.
Stenon gibt auf seiner Webseite einen Mietpreis von 699 Euro pro Monat bei sechsmonatiger Mietdauer an. „Da wir drei Monate gemietet haben, war es etwas teurer“, so Dirk Steinhoff. „Dafür ist die Anzahl Messungen unbegrenzt, wir haben in den drei Monaten rund 2.000 Messungen gemacht.“