Direktsaatpionier aus Sachsen

Maschinen für den regenerativen Pflanzenanbau: Särohre statt Pfeifen

Die Multiva des Betriebes Sander bei der Direktsaat von Sojabohnen in die vor dem Winter zur Zünslerbekämpfung gewalzten Maisstoppeln. (c) Thomas Sander
Landtechnik
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Orgelbaumeister Thomas Sander wechselte vor 20 Jahren in die Landwirtschaft. Der technikbegeisterte Direktsaatpionier entwickelt und optimiert Maschinen für den regenerativen Pflanzenbau.

Von Wolfgang Rudolph, Bad Lausick

Thomas Sander steht in der Werkstatt des liebevoll restaurierten Vierseithofes der Familie in Oberwinkel. Das Dorf, ein Ortsteil der Stadt Waldenburg, liegt inmitten der Hügel des sächsischen Erzgebirgsvorlandes. In der Montagehalle dominiert eine große, rot lackierte Landmaschine. „Das wird eine 15-reihige Einzelkornsämaschine für die Direktsaat“, sagt der 58-Jährige. Rahmen und Schare habe er direkt bei CNH in den USA erworben. Nach Einbau der Tanks und Dosieraggregate, die der Hersteller Precision Planting liefert, sei das Gerät komplett. Das war im November 2022. In diesem Jahr kam die am Dreipunkt montierte Maschine erstmals bei der Etablierung von Mais (9-reihig durch hochgeklappte Schare) und Soja (15-reihig) zum Einsatz.

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Maschinen für den regenerativen Pflanzenanbau: Feste Fahrspuren bieten Vorteile

Die Einzelkorndrille Marke Eigenbau ist Teil eines Maschinenkonzepts, das Thomas Sander an die von ihm seit 20 Jahren praktizierte Direktsaat anpasst und optimiert. Daher ist es kein Zufall, dass die beiden Räder zum Abstützen der 6,75 m breiten Sämaschine auf eine Spurweite von 2,25 m montiert sind. „Mein Ziel ist es, den Befahr-und den Wuchsraum auf den Ackerflächen durch ein System fester Fahrspuren dauerhaft zu trennen“, erläutert der Landwirt.

Bei der Aussaat von Soja in einem Reihenabstand von 37,5 cm ergäben sich dann beispielsweise bei jeder Überfahrt drei Beete mit jeweils fünf Saatreihen. Im 4,5 m breiten Feldbereich zwischen den Doppelspuren bleibe Platz für zwei direkt aneinanderstoßende Beete. Das passe dann auch zu den anderen Maschinen, etwa der Spritze, die mit ihrer Arbeitsbreite von 27 m somit in jede dritte Spur fährt, oder zum Cultan-Injektionsgerät, mit dem im Betrieb die gesamte Stickstoff-Grundversorgung sichergestellt wird.

Einzelkornsaemaschine
Die selbst konstruierte Einzelkorn-Direktsämaschine, hier kurz vor ihrer Fertigstellung in der Werkstatt, hat die zum CTF-Konzept des Betriebes passende Spurweite von 2,25 m. (c) Carmen Rudolph

Controlled Traffic Farming

Dieses in der Agrarpraxis unter dem Begriff Controlled Traffic Farming (CTF) bekannte System sei im Bereich Direktsaat noch nicht so verbreitet, da die Ackerflächen wegen des Verzichts auf jegliche Bodenbearbeitung eine größere Tragfähigkeit besitzen. „Dennoch können, gerade wegen der durchweg höheren Bodenfeuchte aufgrund der ständigen Bedeckung durch Ernterückstände und Zwischenfrüchte, ertragsmindernde Verdichtungen beziehungsweise Oberflächenverschmierungen durch die Überfahrt mit Last und Schlupf des Traktors entstehen“, weiß Sander.

Neben der Bodenschonung im Wuchsbereich sieht er einen weiteren Vorteil in der Kraftstoffeinsparung. Diese resultiere aus dem geringeren Rollwiderstand in den permanenten Fahrgassen. Weil bei der Cultandüngung die Spornräder in den Spurbereichen weggelassen werden können, verringere sich der Zugkraftbedarf ebenfalls.

Schließlich gehöre es zu den Grundanliegen der Direktsaat, gute Erträge nicht nur mit dem geringstmöglichen Eingriff in natürliche Wechselbeziehungen, sondern ebenso mit einer hohen Ressourcen- und Energieeffizienz vom Stickstoffeinsatz bis zum Spritverbrauch zu erzielen, woraus sich wiederum ökologische Vorteile ergeben.

Nicht zuletzt betrachtet der Landwirt CTF als Vorsorgemaßnahme gegenüber den Unwägbarkeiten in der Agrarpolitik. Sollte es zu einem generellen Verbot von Totalherbiziden kommen, ginge der Direktsaat das wichtigste Werkzeug verloren. Die dann einzig mögliche Alternative, der Einsatz von Hacktechnik, konterkariere zwar den Grundgedanken der Direktsaat, ließe sich aber bei einer permanenten Trennung in georeferenzierte Befahr- und Wuchsräume zumindest besser bewältigen.

„Versuchen könnte man es etwa mit einer mechanischen Beikrautbeseitigung durch flaches Abschneiden. Boden, der lange in Direktsaat war, kann sich schnell regenerieren und bildet durch die vorhandene geballte Biologie in kurzer Zeit wieder Struktur“, überlegt der Landwirt. Sobald aber Unkräuter durch Verschütten bekämpft werden müssten, entstehe ein massiver Rückschritt in der Erosionsstabilität.

Kostenanalyse gab Impuls zur Direktsaat

Den Betrieb, der zwei Mitarbeiter beschäftigt, übernahm Thomas Sander 2003 von seinem Schwiegervater Albrecht Müller. Dabei hatte der gebürtige Kölner zuvor eigentlich ganz andere Berufspläne. „Ich habe Orgelbau gelernt. Nachdem ich den Meisterbrief in der Tasche hatte, bot mir mein Schwiegervater an, auf dem Hof in Oberwinkel eine Werkstatt einzurichten. Das traf sich mit der Intention meiner Frau, die als Pastorin tätig ist, und mir, wegen der Kinder aufs Land zu ziehen“, berichtet Sander. Doch mit der Anzahl reparierter Orgeln in den ostdeutschen Kirchen verschlechterte sich die wirtschaftliche Perspektive für das Orgelbauerhandwerk.

Im Gegenzug wuchs das Interesse des Wahlsachsen an der Landwirtschaft. Insbesondere die Experimentierfreude seines Schwiegervaters inspirierte ihn, der die Löss-Lehm-Böden mit 30 bis 50 Bodenpunkten in der für sächsische Verhältnisse durch den Stau des Erzgebirges niederschlagsreichen Region (10-jähriges Mittel 750 mm) bereits seit Ende der 1990er-Jahre pfluglos bewirtschaftete. Hinzu kamen Internetrecherchen, Fachartikel und Vorträge zum regenerativen Pflanzenbau. Den entscheidenden Impuls für die Umstellung auf Direktsaat gaben allerdings wirtschaftliche Erwägungen […]

Das erwartet Sie weiter in dem Artikel der Ausgabe 33/2023 Seite 37-39:

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