Forsttag: Technik für den Wald
Schwere Kombimaschinen, Spezialschlepper für Profis: Die BayWa hat bei ihrem Forsttag im Norden Brandenburgs fast ihr gesamtes Programm unter realen Bedingungen vorgeführt.
Von Oliver Gabriel, „Forst & Technik“, Berlin
Warum veranstaltet die BayWa einen Forsttag? Das ist eine berechtigte Frage, zumal von Wald oder Forsttechnik im Geschäftsbericht nur wenig zu finden ist. Andererseits ist eine solche Veranstaltung einfach logisch, denn viele Landwirte besitzen auch Wald und brauchen entsprechende Gerätschaften. Darum bietet die BayWa seit vielen Jahren nicht nur Motorgeräte von Husqvarna und Stihl an, sondern auch Seilwinden der Marke Holzknecht, Seilwinden und Rückeanhänger von Pfanzelt sowie Brennholztechnik von Posch. Dazu kommen die Trommelhacker der Firma Heizomat sowie Mulcher und Forstfräsen von FAE. Wie Mark Küpper (Leiter der BayWa-Sparten Kommunal, Gewerbe und Forst) erklärt, ist selbst forstliche Großtechnik ein Thema.
Forsttag: Nicht nur Holzernte
Der wichtigste Partner ist hier der Allgäuer Hersteller Pfanzelt-Maschinenbau mit der Vorlieferraupe Moritz, dem PM-Trac und dem Forstspezialschlepper Felix. Seit etwas über einem Jahr zählen des Weiteren die Forstspezialschlepper und Kombimaschinen der Firma Noe zum Programm.
Die Kunden dieser Rückemaschinen sind nach dem Selbstverständnis der BayWa überwiegend „generalisierte Spezialisten“, die ihren Schwerpunkt nicht in der Holzernte haben, sondern vor allem mit Traktoren und Anbaugeräten arbeiten, auch Kommunalarbeiten übernehmen oder im Wegebau aktiv sind. Drei spezialisierte Verkaufsberater kümmern sich um dieses Geschäftsfeld. Beim Service geht es genauso spezialisiert zu, auch wenn alle 185 Serviceniederlassungen der BayWa in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Sachsen einen Grundservice für die Maschinen anbieten. Die Experten sitzen jedoch an den 18 Forstzentren, die natürlich auch mobile Servicefahrzeuge einsetzen.
Einen besonderen Anteil am Forsttechnik-Programm der BayWa hat ihr nördlichster Standort Lübben in Brandenburg. Er kam Ende 2016 hinzu, als Rolf Zimmermann sein 1991 gegründetes Unternehmen aus Altersgründen verkaufte. Er war unter anderem Handels- und Servicepartner der Firmen Pfanzelt, Valtra, HSM, Husqvarna und Posch. Sein Unternehmen passte also bis auf HSM perfekt zur BayWa und ist heute voll und ganz in ihr integriert. Zum Zimmermann’schen Erbe zählen die Forstaufbauten fürValtra-Schlepper, die allein in Lübben möglich sind.
Tradition übernommen
Außerdem hat der Forsttag überlebt, den Rolf Zimmermann früher alljährlich im Spreewald veranstaltet hat. Zahlreiche Forstleute und Forstunternehmer kamen Jahr für Jahr, um sich das Gesamtprogramm des Unternehmens im Einsatz anzusehen. Nicht selten nutzte die Firma Pfanzelt die Gelegenheit, um Neuheiten vorzustellen. Diese Tradition hat die BayWa natürlich weitergeführt – dieses Jahr erstmals ganz in eigener Regie ohne die Unterstützung von Zimmermann und um zwei Neuerungen ergänzt.
Zum einen verlegte die BayWa den Forsttag ins nördliche Brandenburg, nach Fürstenberg an der Havel. Zum anderen gab es dieses Jahr nicht nur einen Forsttag, sondern gleich drei. Mit Ausnahme einer selbstfahren Forstfräse von Prime Tech war das Technikprogramm auch im Stammland der BayWa in Bayern zu sehen: in Oberfranken im Raum Hof und in Niederbayern im Raum Landshut. Sonst aber hat die BayWa alle Besonderheiten der früheren Forsttage übernommen.
Die BayWa wurde 1923 in München als „Bayerische Warenvermittlung landwirtschaftlicher Genossenschaften AG“ gegründete. Heute ist sie eine Aktiengesellschaft und beschäftigt weltweit 18.000 Mitarbeiter auf 3.000 Standorten. Ihr Geld verdient sie im Agrarbusiness. Zieht man Bereiche wie Baustoffe, Windkraftanlagen oder Holzpellets ab, dann stammt der Jahresumsatz von 16,6 Mrd. € (2018) zu 66 % aus dem Geschäft mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen – mit Saatgut, Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, mit Obst- und Landtechnik. og
Nach der morgendlichen Begrüßung führte Matthias Petsch, Verkaufsberater für Sachsen, Thüringen und Brandenburg, die rund 200 Gäste von einer Vorführstation zur nächsten. Dort erklärten die Firmenvertreter ihre Technik und führten sie dann vor. Das war auch dieses Jahr wieder so.
Hans-Jörg Damm von Pfanzelt Maschinenbau bestritt dabei den Hauptpart, weil sein Arbeitgeber mit zahlreichen Geräten vor Ort war: Die Rückeraupe Moritz Fr50 war mit unterschiedlichen Anbaugeräten gleich dreimal verteten. Die Urform mit hydraulisch angetriebener 5-t-Seilwinde führten drei Forstwirte des Landesforstbetriebes bei der seilunterstützten Holzernte vor. Zu sehen war sie aber auch in der Bauweise mit Zapfwelle, über die Brandenburg Forst seit zwei Jahren eine Saatmaschine mit Bodenfräse betreibt. Für den dritten Moritz hatte Pfanzelt eine neue Anbaufräse aus eigener Fertigung dabei, die mit 330 kg und 1,20 m Arbeitsbreite auf den Moritz abgestimmt ist. An diesem Moritz hatte Pfanzelt zudem die neue Hilfsseilwinde mit einer Zugkraft von maximal einer Tonne montiert. Mit ihr kann sich der Moritz nicht nur einen Hang hinaufziehen, sondern auch kontrolliert den Hang herablassen.
Pfanzelt zeigte darüber hinaus einen PM-Trac, mit dem Vorführfahrer Andreas Truskaller aus dem Harz Langholz rückte und nach einem kurzem Umbau mit dem Rückeanhänger P17 auch Stammholzabschnitte verlud. Truskaller fuhr auch den Forstspezialschlepper Felix, während der Logline-Rückeanhänger L19 mit dem Valtra des Forstunternehmens Remo Schneider zu sehen war.
Im weiteren Verlauf des Rundweges erklärte Frank Lorenz die Forstfräsen von FAE und anschließend übernahmen Mitarbeiter der BayWa diese Aufgabe für zwei Heizomat-Hacker: der kleinere Heizohack 6-300 VM war mit eigenem Antrieb auf einem Pkw-Anhänger montiert. Dazu kam der Großhacker 14-860 KL auf einem Mercedes Arocs.
Gezeigt wurde außerdem forstliche Wegebautechnik. Mit dem Planierhobel PH 260 Maxi der Firma HK lassen sich wassergebundene Wege abziehen und gleichzeitig walzen. Bis zu 2 m3 überschüssiges Material kann das Gerät bei der Überfahrt aufnehmen, um damit woanders Schlaglöcher aufzufüllen. Mit dem Plattenverdichter der Firma Brandl kann man die Wegoberfläche dann noch weiter verdichten.
Die Firma Noe war mit einer reinrassigen Profimaschine vor Ort, mit dem Achtrad-Forstspezialschlepper Noe 210 8R des Forstunternehmers Horst Hollschuh. Mit ihrem 151 kW starken Sechszylindermotor, mit dem Kran Epsilon X140F und der Klemmbank mit 2,1 m2 Querfläche ist diese Maschine perfekt für das Rücken von Langholz geschaffen. Sie kann aber auch bis zu 14 t Kurzholz transportieren. Dann werden einsteckbare Rungen genutzt.