Vorstellung neuer Maschinen und Geräte

Landtechnik-Trends 2022: Welche Neuheiten gibt es?

Klarer Trend: Mehr mechanischer Pflanzenschutz. (c) Werkbild
Landtechnik
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Auch ohne Agritechnica kommen neue Maschinen und Geräte auf den Markt. Wir informieren über Entwicklungstendenzen und stellen beispielhafte Lösungen der Landtechnik-Trends 2022 vor.

Jörg Möbius mit Passagen aus Trendberichten von Roger J. Stirnimann, Heinz-Günter Gerighausen, Harald Kramer und Dr. Norbert Uppenkamp

Viele Landmaschinenhersteller hatten den Zeitplan für die Vorstellung ihrer Neuheiten auf die geplante Agritechnica jetzt im Februar abgestimmt. So gab es in den letzten Wochen Meldungen mit der Einleitung „Informationen über unsere für die Agritechnica vorgesehene Neuheit/Neuheiten erhalten Sie nun nur in digitaler Form.“ Ebenfalls zur Messevorbereitung gehören Trendberichte für einzelne Technikbereiche. Wir fassen die Kernaussagen der Experten zusammen.



Stufen- und stufenloses Getriebe kombiniert

Ende 2021 liefen bei Traktoren die letzten Fristen für sogenannte Übergangsmotoren aus und die Hersteller dürfen seit Anfang 2022 nur noch Traktoren mit Motoren der Abgasstufe Euro V ausliefern.

Stufenlosgetriebe mit hydrostatisch-mechanischer Leistungsverzweigung werden bei Traktoren seit nunmehr 25 Jahren eingesetzt. Wurden diese zuerst nur für Standardtraktoren in den mittleren und oberen Leistungsklassen angeboten, konnten sie sich in den letzten Jahren sowohl bei großen Systemtraktoren und Knicklenkern als auch bei kleineren Traktoren im Leistungsbereich um 75 kW/100 PS etablieren (einschließlich Schmalspurversionen).

Traktoren mit Lastschaltgetrieben werden zunehmend mit Komfortfunktionen ausgestattet, die bisher den stufenlosen Pendants vorbehalten waren: Fahrpedal-/Fahrhebel-Modi, Fahren mit Bremspedal ohne Kupplungspedalbetätigung, automatisches Ansteuern der optimalen Motorbetriebspunkte bei Teillast usw. Die Hersteller versuchen damit, die Vorteile von Stufengetrieben mit dem Bedienkomfort von Stufenlosgetrieben zu kombinieren.

Eine besondere Kombination von Stufen- und Stufenlosgetriebe nimmt Deutz-Fahr beim RVshift für die neue Baureihe 6C (max. Leistungen von 126 bis 143 PS) vor. Dieses wird als Volllastschaltgetriebe zwischen dem stufenlosen TTV und den Teillastschaltgetrieben mit zwei oder drei Lastschaltstufen positioniert. Basis hierfür stellt eine weiterentwickelte Version des hauseigenen leistungsverzweigten TTV-Getriebes mit neuer, automatischer Schaltung der mechanischen Grundstufen „Normal“ und „Heavy Duty“ dar.




Futterschonende Ernte mit Bandschwadern

Bei der Futtererntetechnik bieten Kombinationen aus mehreren Mähwerken erstmals die Möglichkeit des Controlled-Traffic-Farming (CTF). Die Bergung erlaubt in allen Ernteketten den gezielten Einsatz von Silierhilfsmitteln. Bei Packenpressen sind mit dem Einsatz neuer Sensoren automatische Arbeitsabläufe bei gleicher Ballenqualität gegeben.

Bandschwader sind keine neue Errungenschaft. Die Weiterentwicklungen im Detail zeigen, welchen Stellenwert diese Technologie in der futterschonenden Ernte hat. Nicht preiswert, aber kostengünstig, nicht leicht, aber leistungsstark und vielseitig einsetzbar. Es ist das Schwadsystem mit den vielfältigsten Varianten und Einsatzbereichen. Kleinere Arbeitsbreiten im Frontanbau bieten die Möglichkeit der gleichmäßigen Schwadteilung für den im Heck nachlaufenden Mittelschwader. Das Ziel ist, das Futter nicht zu überfahren und ein gleichmäßiges Schwad für die folgende Erntekette aufzubauen. Das gleiche Ziel verfolgt die Lösung für Schlepper mit Rückfahreinrichtung. Ob Mittel- oder Seitenschwad, alle Varianten sind möglich, ohne das Futter zu überfahren.




Der chemische Pflanzenschutz steht extrem in der Diskussion. In mancherlei Hinsicht jedoch zu Unrecht, stellt er doch die Basis zur Erzeugung von Nahrungsmitteln in ausreichendem Umfang dar. Obwohl der Standard in der Pflanzenschutztechnik schon sehr hoch ist, findet die Landtechnikbranche immer wieder Möglichkeiten, den Pflanzenschutz noch exakter und nachverfolgbarer zu machen.

Weiterentwicklungen im Bereich der Hacktechnik, Prognosemodelle, Bandspritzung etc. haben größtenteils schon Einzug in die Praxis gehalten, wurden aber auch noch entscheidend weiterentwickelt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass gerade Themen wie Künstliche Intelligenz auch bei Hacken, Striegeln und Spritzen Einzug gehalten haben. Denn die öffentliche Hand wird sicherlich in absehbarer Zeit noch mehr Nachverfolgbarkeit der Pflanzenschutzmaßnahmen fordern, sodass wir hier eine Möglichkeit haben, den zweifellos schon sehr hohen Standard auch nach außen dokumentieren zu können.




Über alle Spritzsysteme hinweg ist ein Trend unübersehbar: Die Auslastung der Spritze kann und muss noch gesteigert werden. Bei immer größeren Feld-Hof-Entfernungen muss die Befüllstrategie der Spritze überdacht werden. Die Befüllung im Feld könnte in naher Zukunft auch für mittlere und kleinere Betriebe an Bedeutung gewinnen. Hierbei können auch geschlossene Befüllsysteme (Closed-Transfer-Systeme, CTS) einen positiven Beitrag leisten, um Spritzen in der Fläche ohne kleckern zu befüllen. Aktuell laufen auch entsprechende Studien bei der Anwendung von CTS-Systemen zur Anwenderkontamination. Dies ist wichtig, um vielleicht positive Signale vonseiten der Zulassungsbehörden zu bekommen sowie eine größere Akzeptanz in der Praxis zu erhalten.

Auch das Jahr 2021 hat gezeigt, dass nicht alle Probleme pauschal mit der Hacke zu lösen sind. Denn wenn es draußen zu feucht ist, kann die Hacke nicht immer einen guten Job machen. Hier kommen dann Anbausysteme mit der Kombination von Hacke und Bandspritze in den unterschiedlichsten Ausbaustufen zum Tragen. Doch bei all der immer schneller und größer werdenden Technik darf der Anwender auch die Anforderungen an den Traktor bezüglich Achslasten vor allem bei Fronttanksystemen, zulässigen Gesamtgewichten usw. nicht außer Acht lassen. Man merkt schnell, dass neben dem technischen Aspekt die Bedingungen auf dem Feld und der entsprechenden Anbauregion oftmals die bestimmenden Faktoren darüber sind, was geht und was nicht.

Bei der Düsentechnik liegt das Hauptaugenmerk schon seit vielen Jahren bei Düsen, die neben einer guten biologischen Wirkung gleichzeitig auch schützenswerte Saumstrukturen im Auge behalten. Gerade die Anpassung unterschiedlicher Düsenbauformen für den Einsatz bei Pulsweiten-Modulations-Systemen (PWM) ist ein Trend, der unübersehbar ist. Denn hier kann man nicht pauschal die vorhandenen Injektordüsen einfach in die PWM-Systeme einbauen und losfahren.

Auch der Bereich der Flüssigdüngung mit Systemen zur variablen Ausbringmenge gewinnt immer mehr an Bedeutung. Gerade die „Bauern-Milliarde“ hat im Bereich der PWM-Systeme einen Schub in die Praxis gegeben. Über diese Technik spricht man schon seit mehreren Jahrzehnten. Doch nun tauchen Systeme auf, die mit Frequenzen von 20 bis 100 Hz zuverlässig arbeiten und diverse Möglichkeiten wahr werden lassen. Neben Kurvenkompensation, Spot Spraying, Einzeldüsenüberwachung und Reduzierung der Aufwandmengen innerhalb des Gestänges zeigen diese Systeme ein enorm großes Potenzial auf, um den stetig steigenden Anforderungen und Auflagen in der Praxis gerecht zu werden. Es muss natürlich nicht immer PWM sein, denn elektrisch bzw. pneumatisch geschaltete Düsenkörper können einen Schritt in eine ähnliche Richtung des vielfältigen Einsatzes darstellen. Bei allen Möglichkeiten darf man die Praxis nicht vergessen, denn der Landwirt muss die ganze Technik am Ende auch noch bezahlen können.




Grenzstreuen mit Schirm verbessert

Einige Firmen beschäftigen sich damit, die bodennahe Gülleausbringung durch relativ einfache und schmale Ausbringtechnik auch für bäuerliche Familienbetriebe erschwinglich und handhabbar zu gestalten.

Mit dem Ziel einer optimalen Nährstoffeffizienz durch teilflächenspezifische, an den Bedarf angepasste Mineraldüngung in Kombination mit weniger Verlusten durch das Einarbeiten und Depotdüngung sind drei Lösungen besonders hervorzuheben:


  • Duport, Anbieter eines Spornrad-Injektionsgerätes zur Ausbringung von Cultan, erweitert die Möglichkeiten des Gerätes um die unabhängige Zumischung von drei weiteren Flüssigkeiten. Werden beim Nutrinject Flüssigdünger verwendet, können die Nährstoffgehalte bei der Ausbringung variiert werden.
  • Die Firma Monosem bietet für Reihenkulturen die Kombination von Hacken und Düngereinarbeitung zwischen den Reihen an. Beim FertiSmart können die Dosierorgane der einzelnen Reihen während der Fahrt unabhängig voneinander eingestellt werden. Möglich wird dies durch Elektromotoren für jede Reihe.
  • Ein Gerät für die Tiefendüngung mit Depotdünger zeigen die Firmen Rauch und Cult-Tec mit dem DeePot. In mehrjährigen Versuchen zeigte sich, dass im Mais die Ausbringung des stabilisierten N-Düngers in jeder zweiten Reihe in einer Tiefe von 25 cm ausreicht, den Nährstoffbedarf der Pflanzen zu sichern. Insbesondere wegen geringerer Verluste konnte in den Versuchen die Düngermenge bei gleichem Ertrag um ca. 20 % reduziert werden. Die Firma Rauch bietet für dieses Gerät die Einzelreihendosierung MultiRate an, sodass sehr kleinräumig teilflächen-spezifisch gedüngt werden kann und Überlappungen im Keil vermieden werden.

Wird entsprechend der Düngeverordnung so gestreut, dass kein Dünger über die Feldgrenze gelangt, wird in der Praxis ein relativ breiter Streifen an der Feldgrenze mit zu wenig Dünger versorgt, was zu erheblichen Ertragseinbußen in diesem Streifen führt. Amazone bietet mit dem BorderTS deshalb einen neu entwickelten Streuschirm, der in Kombination mit der bekannten Grenzstreueinrichtung des TS-Systems zu einer erheblich besseren Düngerversorgung im Randbereich führt und gleichzeitig die strengen Auflagen der Düngeverordnung erfüllt.

Bei dieser Lösung wird zusätzlich zum bisherigen Verfahren eine Fahrt an der Feldgrenze benötigt, bei der der Grenzstreuschirm BorderTS eingesetzt wird. Dieser ist so konstruiert und kann so eingestellt werden, dass bei der anschließenden Fahrt in der ersten Fahrgasse im Abstand einer halben Arbeitsbreite vom Feldrand mit halber Aufwandmenge ein gleichmäßiges Streubild entsteht. Hiermit kann das bereits bekannte Verfahren der Fahrt an der Feldgrenze mit dem üblichen Fahrgassensystem kombiniert werden.

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