Mähdrescher: Kaufen, leasen oder mieten?
Oft ist der Mähdrescher die teuerste Maschine, und das, obwohl sie nicht selten nur zehn Tage im Jahr genutzt wird. Daher ist es wichtig, intensiv über die Anschaffungsoptionen nachzudenken.
Von Hans Jürgen Hölzmann, Meckenheim
Die Ansprüche an den Mähdrusch sind enorm. Der Arbeitsgang muss zeitkritisch, mit hoher Schlagkraft und guter Arbeitsqualität und zuverlässig durchgeführt werden. Wenn in den letzten beiden Jahren die Witterung im Erntezeitraum auch relativ gut war, so kennen wir aber alle auch die Jahre, in denen für die Druscharbeiten witterungsbedingt immer nur kleine Zeitfenster zur Verfügung standen.
Die Nerven der Betriebsleiter waren aufs Äußerste angespannt, wenn die Maschine nicht zur Verfügung stand oder nicht funktionierte. Schließlich können neben den direkten Kosten der Maschine auch noch andere Kosten anfallen oder besser gesagt Erlöse entgehen, die durch eine nicht zeitgerechte Ernte und dadurch verbundene Qualitätsverluste zu beziffern sind. Dieser entgangene Nutzen kann genauso hoch sein wie die Kosten der Maschine selbst. Von daher sind zunächst einmal die Anforderungen des Betriebes zu definieren, um anschließend den Arbeitsgang passend zu organisieren.
Es zählt die Fläche im gleichen Zeitraum
Betriebe, die sich für die Produktion von Qualitäts- oder Saatgetreide entschieden haben, stellen dabei andere Ansprüche als zum Beispiel Futtergetreide produzierende Betriebe oder Betriebe, die über eine eigene Lagerung und Trocknung verfügen. Auch ist nicht die gesamte Mähdruschfläche entscheidend, sondern die Mähdruschfläche, die im gleichen Zeitraum gedroschen werden muss. So kann die Druschernte zum Beispiel durch den Anbau von Wintergerste, von „frühem“ und von „spätem“ Weizen deutlich entzerrt werden.
Für die Auslastungsgrenze der Maschine ist dann nicht die gesamte Druschfläche, sondern der Umfang der Wintergerstenfläche und der Weizenfläche maßgebend. Für die Kostenberechnung sind jedoch alle Druschflächen zu addieren. Das bedeutet, dass bei einer eigenen Mechanisierung, Miet- oder Leasingmaschine auch die Art der Druschfrüchte zu berücksichtigen ist, was zum Beispiel bei einem Lohnunternehmer kaum eine Rolle spielt.
Betrachtet man die Vollkosten der Weizenproduktion, so kann man je nach westeuropäischer Region von mehr oder weniger als rund 2.000 €/ha ausgehen. Die kompletten Druschkosten selbst (inklusive Diesel und Fahrer) nehmen dabei vielfach eine Spanne von über 100 bis über 200 €/ha ein, nicht wenig, aber auch nicht allein entscheidend für die Rentabilität des Produktionsverfahrens, da für die Rentabilität ja auch die Erlösoptimierung im Vordergrund steht. Dennoch: 100 €/ha und mehr an Kosten zu sparen oder zu viel auszugeben, liegt in der Hand des Betriebsleiters und bedarf der Optimierung.
Mit hoher Auslastung feste Kosten senken
Bei einer eigenen Maschine setzen sich die Druschkosten aus variablen und festen Kosten der Maschine sowie den Arbeitskosten für den Fahrer zusammen. Die variablen Kosten bestehen im Wesentlichen aus dem Treibstoff, der Unterhaltung und den Reparaturen für die Maschine. Die Größenordnung bewegt sich häufig zwischen 40 bis 55 €/ha je nach Maschinentyp.
Die Auslastung der Maschine spielt dabei kaum eine Rolle, eher schon die Einsatzbedingungen und die Qualität des Dreschers. Die festen Kosten wie in erster Linie die Abschreibung (AfA) variieren dahingegen sehr stark zwischen 50 bis 150 €/ha. Klar: Es ist schon entscheidend, ob die Maschine mehr oder weniger ausgelastet wird.
Die Auslastung ist also der größte Hebel bei den Druschkosten einer eigenen Maschine. Die weiteren festen Kosten bestehen aus der Verzinsung des eingesetzten Kapitals und der Maschinenversicherung in Höhe von zurzeit 20 bis 30 €/ha. Letztlich sind noch die Arbeitskosten des Fahrers zu berücksichtigen, die vielfach zwischen 20 bis 50 €/ha liegen, je nachdem wie hoch die Schlagkraft des Dreschers ist und der Stundenlohn des Fahrers. Klar ist auch: Eine eigene Maschine kann eigenfinanziert werden, aber auch, zumindest teilweise, fremdfinanziert sein. Weit verbreitet ist heutzutage eine zumindest teilweise Fremdfinanzierung durch den Maschinenhersteller beziehungsweise den Maschinenhändler.
Kosten individuell ermitteln
Für die Betrachtung, welche Art der Erledigung eines Arbeitsganges bezüglich der Kosten infrage kommt, sind zunächst einmal die Kosten einer eigenen Druschmaschine zu ermitteln. Dabei ist zwischen den reinen Maschinenkosten und den Kosten inklusive Diesel und Fahrer zu unterscheiden. Wie die Abbildung deutlich zeigt, ist mit steigender Druschfläche eine erhebliche Kostendegression verbunden.
Während eine neue Maschine mit unter 200 ha Druschfläche kaum wirtschaftlich erscheint, sind bei über 400 ha Druschfläche kaum noch weitere Kostensenkungen möglich. Und wie bereits erwähnt, ist organisatorisch kaum noch ein höherer Einsatz zu bewerkstelligen. Von daher zunächst ganz einfach: Eine eigene Maschine mit einer Schneidwerksbreite von zum Beispiel 6–7 m kommt insbesondere für eine Druschfläche von über 200–400 ha, oder auch bei einem höheren Anteil von Druschfrüchten in deutlich unterschiedlichen Druschzeitfenstern für den Einsatz von über 400 ha infrage.
Für Mähdrescher mit größeren Schneidwerken gelten in etwa dieselben Kosten pro Hektar. Der Umfang der möglichen Druschfläche ist jedoch entsprechend der Schneidwerksbreite höher. Die hier aufgezeigten pauschalen Daten sind in jedem Fall im individuellen Betrieb zu ermitteln. Die entsprechenden betriebswirtschaftlichen Bewertungssätze beziehungsweise Formeln sind relativ einfach, aber gegebenenfalls auch durch die Hinzuziehung eines Beraters zu klären.
In Kooperation geht es günstiger
Um eine relativ kostengünstige Druschfläche zu erreichen, ist nicht nur die eigene Druschfläche in Betracht zu ziehen, sondern auch zu prüfen, ob man mit anderen Betrieben in diesem Arbeitsgang zusammenarbeitet. Neben der weit verbreiteten Mähdrescher-Bruchteilsgemeinschaft käme für diesen Arbeitsgang auch eine Maschinengesellschaft oder gar ein eigener Lohndrusch infrage. Wichtig dabei ist: Die Maschinenkosten müssen einfach und korrekt verrechnet werden können, was speziell beim Mähdrescher relativ einfach ist.
Neben der eigenen Maschine kommt für die Durchführung dieses Arbeitsgangs vielfach eine geleaste Maschine infrage. Beim Leasing wird die Maschine für einen vorab definierten Zeitraum und gegen eine gleichbleibende, festgelegte Rate zur Nutzung überlassen. Die Finanzierung erfolgt dabei außerhalb der Bilanz und verbessert damit die Eigenkapitalquote des Betriebes.
Zu nennen ist auch der Liquiditätsvorteil gegenüber einer Finanzierung mit eigenen Mitteln. Dabei muss man aber insbesondere in der heutigen Zeit etwas anders denken. Für vorhandenes Eigenkapital ist ein Mähdrescher oftmals eine wertbeständige solide Anlage. Die Zahlung einer festen Leasingrate bietet jedoch hohe Planungssicherheit und die Raten sind manchmal steuerlich vorteilhafter als die Abschreibung beim Kauf.
Die Höhe der Hektarkosten bei der geleasten Maschine ist genauso auslastungsabhängig wie bei der eigenen Maschine beschrieben. Ein Nachteil einer geleasten Maschine besteht oftmals in einem geringeren Verhandlungsspielraum bezüglich der Höhe der Kosten. Der Verkäufer ist dabei zu geringeren Zugeständnissen bereit, wenn er weiß, dass der Landwirt unbedingt diese Maschine will, die entsprechenden Mittel aber nicht zur Verfügung hat und sich bezüglich eines separaten Kredites schwer tut. Insofern kann dann eine geleaste Maschine pro Hektar teurer werden als eine eigene Maschine.
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Änderungsantrag bei anderer Maschine
Nachdem die Bewilligungsbescheide der ersten Antragsrunde herausgegangen sind, gibt es laut Landberatung Helmstedt einige Details zu beachten. Beim Antrag wurde ein Angebot einer Maschine mit dem Darlehensantrag eingereicht. An dieses Angebot sind die Antragsteller gebunden.
Sollten die Antragsteller eine andere Maschine kaufen als im Angebot beschrieben, laufen sie Gefahr, keine Förderung zu bekommen. Insofern sollten die Antragsteller mit ihrer Hausbank, über die der Antrag eingereicht wurde, sprechen. Es gibt die Möglichkeit, einen Änderungsantrag einzureichen. Wenn dieser positiv beschieden wird, können die Antragsteller die andere Maschine kaufen. Die Landberatung rät den zukünftigen Antragstellern, bei den nächsten Antragsrunden die Maschinen vorher komplett auszuhandeln, damit keine Änderungen im Angebot mehr notwendig werden. Red
Mähdrescher: Mietkauf lohnt sich selten
Beim Mietkauf wird der Mähdrescher in festgelegten, planbaren Schritten, die auf den individuellen Betrieb abgestimmt werden können, letztlich zum Eigentum. Am Ende des Mietzeitraums und mit Zahlung der letzten Rate geht der Mähdrescher in das Eigentum über.
Diese in unserer Landwirtschaft weniger gebräuchliche Form hat ähnlich Vor- und Nachteile wie eine Leasingmaschine. Es fehlt jedoch an Flexibilität, wenn der Mähdrescher am Ende der Mietlaufzeit vom Betrieb übernommen werden muss. Da die Kosten nicht günstiger sind als bei den vorher aufgeführten Verfahren, empfiehlt sich ein Mietkauf nur bei speziellen Konstellationen. Wenn man zum Beispiel sicher ist, in ein paar Jahren über das entsprechende Kapital zu verfügen, aber besonders, wenn die kalkulierten Kosten nicht höher sind als bei den vorher aufgeführten Verfahren.
Insbesondere ackerbaulastige Betriebe mit höherem Druschflächenumfang neigen zu einer eigenen Mechanisierung, sei es in Form einer selbst angeschafften Maschine, einer Leasingmaschine oder eines Mietkaufs.
Drusch: Mit Lohnunternehmer nicht so flexibel
Letztlich ist eine Erledigung des Druschs durch einen Lohnunternehmer in Erwägung zu ziehen. Diese Art der Erledigung kommt insbesondere für die Betriebe in Betracht, die eine geringe Druschfläche besitzen. Auch für Unternehmen, die kaum eine Möglichkeit haben, mit anderen Betrieben in den vorher beschriebenen Formen zusammenzuarbeiten, ist dies überlegenswert. Zudem kann man bezüglich des kritischen Druschzeitpunkts bei weniger anspruchsvolleren Kulturen und eines nicht vorhandenen Mähdrescherfahrers diese Art der Erledigung des Arbeitsgangs wählen.
Bezüglich der Kosten konkurriert der Lohnunternehmer mit den abgebildeten Zahlen inklusive Diesel und Fahrer. Insbesondere in tierischen Veredlungsbetrieben, aber auch in Betrieben mit einem hohen Anteil von Sonderkulturen auf dem Acker haben die Mähdruschfrüchte nicht so eine große Bedeutung. Hier steht eine schlanke Arbeitserledigung ohne viel spezielles Know-how im Vordergrund. Die Vorteile eines Lohnunternehmereinsatzes wie kein Kostenrisiko, keine Anschaffungskosten, kein größerer Druschflächenumfang liegen auf der Hand. Die Nachteile wie Gefährdung des zeitkritischen Einsatzes und mangelnde Arbeitsqualität müssen jedoch auch beachtet werden. Während der Landwirt bei den vorher aufgeführten Druschverfahren den Zeitpunkt besser selbst gestalten kann, ist man beim Lohnunternehmer in größerer Abhängigkeit. Dabei ist auch klar: Je wichtiger der Kunde für den Lohnunternehmer ist, umso vorzüglicher wird er behandelt.
FAZIT
Ob Kauf, Leasing, Miete eines Mähdreschers oder Ernte durch einen Lohnunternehmer, jede Option hat ihre Vor- und Nachteile. Durch die betriebsindividuell richtige Wahl der Erledigung des Druscharbeitsgangs können bei den direkten und indirekten Kosten beachtliche Summen gespart werden, sodass sich in jedem Fall eine intensive Beschäftigung mit diesem Thema lohnt.