Sojabohnenernte: So klappt der Mähdrusch
Die Nachfrage nach inländischem Soja steigt stetig. Die gehaltvolle Bohne erobert nun auch Regionen, die man früher nicht in Betracht gezogen hätte. Bei der Sojabohnenernte gibt es einiges zu beachten.
Von Dr. Andrea Feiffer, Franz Klüssendorf, feiffer consult
Die Abreife der Sojapflanze beginnt mit der Färbung der Blätter von grün zu rot-braun. Wenn diese dann größtenteils abgefallen sind, haben sich die Bohnen abgenabelt und rascheln in den Hülsen. Warten Sie nicht auf die letzte grüne Bohne – besonders, wenn die Wetteraussichten schlecht sind. Die Lagerfähigkeit der Sojabohnen ist zwar erst bei Kornfeuchten um 11 % erreicht, aber Saatgut und Konsumware drischt man nicht unter 13 %. Denn dann steigt die Gefahr von Samenverletzungen steil an. Moderne Sorten sind mittlerweile zwar recht platzfest, aber prüfen Sie dennoch regelmäßig die Vorernteverluste durch aufgeplatzte Hülsen.
Messerbalken auf dem Boden schleifen lassen
Die größte Herausforderung bei Soja ist es, die Stängel tief genug abzuschneiden. Sojapflanzen haben einen sehr niedrigen Hülsenansatz. Manchmal muss man bei sehr tiefem Ansatz den unteren Quirl verloren geben, weil man einfach mit dem Messerbalken nicht darunter kommt. Das kann durchaus Verluste von 10 bis 20 % bedeuten. Verbleibt nur eine einzelne Hülse an jedem Stängel, beträgt der Verlust schon etwa 8 %. Der Messerbalken muss also auf dem Boden schleifen, damit die unteren Hülsen gut erfasst werden. Bei unebenem Saatbett und aufliegenden Steinen hat man Probleme mit Erde, den Steinen oder mit hohen Verlusten durch Schnitthülsen.
Am besten funktioniert es mit einem flexiblen Messerbalken. Die Segmente folgen der Bodenkontur und können nach oben und unten gut ausweichen. Die Segmente schwimmen quasi über dem Boden. Mit einem Flex-Schneidwerk sind Schnitthöhen ab 2,5 cm möglich. Das senkt die Schnitthülsenverluste schätzungsweise um etwa die Hälfte gegenüber konventionellen Schneidwerken.
Noch komfortabler für die Sojaernte sind Flex-Draper-Schneidwerke mit flexiblen Messerbalken und Bändern, die das Erntegut in der Mitte zusammenführen. Man kann schneller fahren und sich größere Arbeitsbreiten erlauben. In Amerika sind diese Schneidwerke Standard. Angeboten werden sie von Cressoni, Biso/Schrattenecker, John Deere, Claas, Case IH, New Holland und MacDon u.a..
Schneidwerkverluste beachten
Wenn man Sojabohnen mit einem starren Messerbalken erntet, ist ein schmales Schneidwerk angebracht, um den Bodenunebenheiten bei dem notwendigen tiefen Schnitt besser folgen zu können. Bei Kulturen mit wenig Erntemasse wären höhere Fahrgeschwindigkeiten von Vorteil. Dadurch schiebt die nachfolgende Pflanzenwand die zuvor geschnittenen Pflanzen flott der Förderschnecke zu, ohne dass man die Haspel groß einsetzen muss. Aber die schnell ansteigenden Schnitthülsenverluste lassen eine schnelle Fahrweise nicht zu. Mit 5 km/h ist man also gut dabei.
Ein intaktes Messerwerk mit scharfen Klingen ist selbstverständlich. Man fährt besser ohne Ährenheber. Reife Hülsen neigen schnell zum Aufplatzen, jegliches Anstoßen der Hülsen und Rütteln an der Pflanze ist zu vermeiden.
Die automatische Schneidwerkshöhenführung wird deaktiviert, die Tastkufen werden de-montiert, sodass der Tisch auf den flacher gestellten Gleitkufen aufliegt und das Schneidwerk tief geführt werden kann. Der Tisch bleibt kurz, auch wenn er verstellbar ist.
Die Haspeldrehzahl eilt der Fahrgeschwindigkeit mit 5 bis 10 % voraus, um die Bohnen zügig auf den Tisch zu ziehen. Die Zinken stehen senkrecht zum Schneidtisch, damit sich die Hülsen nicht einhaken können. Der Abstand der Einzugsschnecke zum Bodenblech kann vom Weizen mit etwa 20 mm übernommen werden.
Die Verluste am Schneidwerk sind der größte Posten und es lohnt sich, hier zu korrigieren. Dazu hält man an, hebt das Schneidwerk hoch, wartet einen Moment und setzt dann zurück. Die zusätzlichen Körner auf dem Boden sind dem Schneidwerk zuzuordnen. Zuvor schauen Sie, wie viel Ausfall bereits auf dem Boden liegt. Als Faustzahl gilt: 15 hinzugekommene Bohnen je Quadratmeter sind ein Verlust von etwa 1 %. Sind die unteren Hülsen vom Schneidwerk nicht erfasst oder sind sie durchtrennt: 30 nicht geerntete Hülsen pro Quadratmeter sind etwa 5 % Verlust bzw. 150 kg/ha bei 3 t/ha Ertrag – weniger ist mit starren Schneidwerken bei tiefem Hülsenansatz kaum möglich (Tab. 1).
Einstellen des Dreschwerks
Die Samenschale der Bohne ist sehr empfindlich. Der Embryo liegt direkt hinter dem Nabel. Nicht nur der offensichtliche Bruch der Körner, auch Haarrisse in der Samenschale reichen, dass Pilze oder Luft ins Sameninnere eintreten können. Dabei oxidiert das Öl in den Bohnen, das kann zum Fettverderb und zum Verlust der Keimfähigkeit führen. Axialdreschwerke haben insbesondere bei trockenen Sojabohnen klare Vorteile. Sie reiben die Körner aus den Hülsen, während sie von den Tangentialdreschwerken eher ausgeschlagen werden.
Im Rotor werden schon im vorderen Dreschbereich die Körner relativ frühzeitig abgeschieden. Tangentialdreschwerke mit zusätzlichen Abscheidetrommeln intensivieren zwar den Druschprozess, aber: Mehr Trommeln und Schlagleisten ergeben auch mehr Schlagpunkte, die den Bohnen zusetzen.
Die Dreschtrommeldrehzahl hat einen dreimal größeren Einfluss auf das Bruchverhalten der Körner im Vergleich zum Korb. Das gilt umso mehr bei großkörnigen Samen. Letztlich ist die Kombination von Trommel/Rotor und Dreschspalt wichtig, und diese richtet sich hauptsächlich nach der Korngröße und Kornfeuchte. Ein grober Richtwert für die Trommel-/Rotordrehzahl sind 450 bis 550 U/min, das ist so ähnlich wie bei Erbsen (Tab. 2). Prinzipiell läuft die Trommel so langsam wie möglich.
Das Problem beim Drusch von Sojabohnen ist die geringe Erntemasse der Pflanze an sich, mit nur etwa 50 Pflanzen je Quadratmeter, die am Ende nur noch aus Stängeln und Hülsenquirlen bestehen. Hinzu kommen die langsame Fahrweise und die bevorzugt schmalen Schneidwerke. Da fehlt das Strohpolster im Dreschwerk und auf den Sieben.
Draper-Schneidwerk mit Bändern bis zum Einzug (u.).
Grüne Hülsen sindkeine Richtschnur
Der Korb wird parallel gestellt und er soll sich nach hinten nicht verjüngen. Meist beträgt der Korbabstand, je nach Hülsengröße und Feuchte, 20 bis 30 mm. Manche nehmen als Maß den doppelten Bohnendurchmesser. Einige unausgedroschene, meist grüne Hülsen im Korntank kann man sich erlauben – sie zeigen, dass der Drusch, speziell bei Saatware, nicht zu scharf ist. Die Hülsen lassen sich später leicht ausreinigen. Bei Ausdruschproblemen sollte man immer zuerst den Korb verengen und erst dann die Trommel/Rotordrehzahl erhöhen. Problematischer wird es, wenn man mit dem Erntetermin zu weit nach hinten hinaus kommt und die Hülsen über den Tag nicht mehr abtrocknen. Dann sind sie lederartig zäh und öffnen sich schlechter. Hier muss man schärfer dreschen und beginnt wieder zuerst mit dem Korb.
Ein Maiskorb ist von Vorteil, weil durch die großen Öffnungen die Körner rascher abgeschieden werden und nicht so lange im Dresch werk verbleiben. Der Maiskorb lohnt sich besonders auch bei spät verunkrauteten Beständen. Bei Axial- und Hybridmähdreschern werden die Rotorklappen geöffnet, damit die Körner flotter durchfallen. Bei Axialmähdreschern sollte man auch die Drehzahl der Zuführtrommel reduzieren, um nochmals die Bruchkorngefahr zu verringern.
Große Körner –einfache Reinigung
Die Reinigung hat mit Soja wenig Probleme. Fehlte allerdings Wasser in der entscheidenden Vegetationsphase, dann sind die Körner kleiner. Bei geringerem TKG muss der Wind zurückgenommen werden, damit keine Ausblasverluste entstehen. Das Obersieb wird, je nach Korngröße, auf 13 bis 18 mm gestellt. Man macht die Siebe relativ weit auf, damit die Bohnen auf kurzem Wege durchfallen und nicht ewig auf den Sieben herumtanzen. In der Überkehr soll nichts ankommen, schon gar nicht Körner. Bei Saatgutdrusch kann man die Siebverlängerung schließen, damit die Überkehr nicht beschickt wird, und öffnet dafür die Obersiebe etwas weiter. Bei unausgedroschenen Bohnen in der Überkehr wird der Dreschkorb etwas enger gestellt. Sind Körner in der Überkehr, ist das Untersieb etwas zu öffnen und mehr Wind zu geben.
Den Bunker macht man besser nicht ganz voll und auch nicht ganz leer. Es entsteht unnötig Bruch in der Zufuhrschnecke, wenn der Tank bis über den Einlauf befüllt wird; ebenso, wenn die Schnecke leer und nicht mehr unter Volllast läuft.
Bei Verlustkörnern am Boden kann man mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass die Verluste vor dem Mähdrescher entstehen – am Schneidwerk. Die Prüfschale müsste daher so gut wie leer sein. Sollten dennoch Siebkastenverluste auftreten, sollten eher die Siebe weiter geöffnet werden, als den Wind zu reduzieren. Vier Körner in der Prüfschale bedeuten etwa ein Prozent Verlust.