Selbst entwickelter Tiefenlockerer

In einem Zug lockern und drillen

Der selbst entwickelte Tiefenlockerer beim Einsatz in Kombination mit einer Kreiselegge von Amazone.
Landtechnik
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Landwirt Christian Bomberg setzt einen selbst entwickelten Tiefenlockerer zur Beseitigung von Bodenverdichtungen ein und kombiniert ihn mit Geräten zur Saatbettbereitung und Aussaat.

Von Wolfgang Rudolph

Betrachtet Landwirt Christian Bomberg die Kulturen auf den eigenen und umliegenden Feldern, registriert er häufiger als früher Bereiche mit vermindertem Aufwuchs. „Die Ursache dafür sind wohl Bodenverdichtungen durch die immer schwerer werdenden Maschinen und damit einhergehende Vernässungen“, vermutet er. Der 39-Jährige bewirtschaftet in Legden (Kreis Borken, im westlichen Münsterland) 65 ha Ackerfläche und betreibt einen Schweinemaststall mit 1.500 Mastplätzen. Hinzu kommen Lohnleistungen in den Bereichen Pflanzenschutz und Düngung.

Im Pflanzenbau praktiziert der Betrieb mit den Marktfrüchten Raps, Weizen, Triticale, Gerste, Mais und Roggen eine relativ breite Fruchtfolge. „Das hat auch etwas mit den sehr unterschiedlichen Böden hier in der Region zu tun“, erklärte Bomberg. Die Spanne reiche von leichten Sandböden bis zu schwerem Lehm. Abgesehen von Trockenjahren wie 2019 und 2020 regne es mit durchschnittlichen Jahresniederschlägen von 800 bis 850 l/m² ausreichend, wenn auch häufig ungünstig verteilt.

Bodenlockerung unabdingbar

Die Anbaubedingungen vor Ort und deren beobachtbare Veränderungen bestimmen die längerfristige Ackerbaustrategie des Legdener Landwirts. Dazu gehört eine Bevorzugung der nichtwendenden, konservierenden Feldbearbeitung, um die natürliche Kapillarwirkung des Bodens zu festigen, sowie den Humusaufbau und das Bodenleben zu befördern. „Ich nutze den Pflug immer weniger und will in naher Zukunft eigentlich ganz darauf verzichten“, sagt Bomberg.

Doch dem Landwirt ist klar: Verdichtungen in den Fahrspuren der Maschinen mit ihren negativen Auswirkungen auf die Pflanzenentwicklung werden sich auch künftig nicht gänzlich vermeiden lassen. Und dann sind da ja auch noch die verfestigten Pflugsohlen, die sich über die Jahre in einer Tiefe von 30 bis 40 cm gebildet haben. Eine Lockerung des Bodens in diesem Bereich und gegebenenfalls tiefer zur nachhaltigen Pflege des wichtigsten Produktionsmittels rückte ganz nach vorn auf der Agenda des Betriebsleiters.

Auf der Agritechnica 2019 wollte sich Bomberg nach entsprechenden Geräten umschauen. Dies weckte den Ehrgeiz bei seinem Schwager Markus Relt, dem er davon berichtete. Relt beschäftigt sich nebenberuflich mit der Konstruktion und dem Bau landwirtschaftlicher Geräte und nutzt für die Anfertigung von Prototypen die gut ausgestattete Werkstatt auf dem Hof seines Verwandten. Relt entwarf einen auf die örtlichen Verhältnisse zugeschnittenen Tiefenlockerer. In den darauffolgenden Wochen sprühten abends und an den Wochenenden in der Werkstatt in Legden öfter als sonst die Funken von Trennschleifer und Schweißgerät. Bomberg und Relt setzten das mit einem CAD-Programm am Computer entworfene Gerät gemeinsam in Eisen um.

Tiefenlockerer mit ausgeklügeltem Hydrauliksystem

Der Tiefenlockerer made by Relt hat eine Arbeitsbreite von 3 m und kann mit vier oder sechs Zinken bestückt werden. Als Werkzeuge fungieren Parabelschare, wie sie auch bei Strip-Till-Maschinen zum Einsatz kommen. Sie heben den Boden in der eingestellten Tiefe als fortlaufende Wellenbewegung an, brechen verfestigte Zonen auf und lockern den Acker, ohne die natürliche Schichtung zu zerstören.

Möglich sind Arbeitstiefen bis zu 60 cm. Eine Besonderheit des kompakten Anbaugerätes sind die integrierten Hydrauliksysteme. Zum einen lässt sich mit einem parallel geführten Hubwerk die Arbeitstiefe der Lockerungswerkzeuge während der Fahrt anpassen. Zum anderen ermöglichten die Dreipunktaufhängung an der Rahmenkonstruktion und das geringe Zwischenbaumaß von nur 70 cm (Abstand zwischen den Dreipunktaufnahmen am Traktor und am Tiefenlockerer) die Kombination mit weiteren, bei Nutzung des Zapfwellendurchtriebs, auch aktiven Bodenbearbeitungsgeräten. Dank des hydraulisch einstellbaren Oberlenkers kann die Tiefenführung der angekoppelten Maschinen unabhängig von der Einstellung des Tiefenlockerers erfolgen. „Für den alternativen Einsatz eines Packers zur Rückverfestigung lässt sich die Dreipunktaufhängung außerdem zwischen den Normen KAT2 und KAT3 umstecken“, ergänzt Relt.

Markus Relt hat  den innovativen  Tiefenlockerer  entwickelt und  gebaut.
Markus Relt hat den innovativen Tiefenlockerer entwickelt und gebaut. (c) Christian Bomberg

Die Zugkraft wird nach Aussage der Entwickler durch die Bodenart und die Ausgeprägtheit der Verdichtungen bestimmt. „Allein für die Überfahrt mit dem Tiefenlockerer reichen bei einer Arbeitsgeschwindigkeit von 6 bis 8 km/h und der für das Aufbrechen der Pflugsohle ausreichenden Arbeitstiefe von 40 bis 45 cm in aller Regel 120 PS“, weiß Bomberg aus seiner Praxis. Bei Kombination beispielsweise mit einer Kreiselegge würden etwa 200 PS benötigt.

Christian Bomberg setzt in seinem  Betrieb eine Eigenentwicklung für die  Tiefenlockerung der  Böden ein.
Christian Bomberg setzt in seinem Betrieb eine Eigenentwicklung für die Tiefenlockerung der Böden ein. (c) privat

Tiefenlockerer: Vielfältige Einsatzmöglichkeiten

Seit der Saison 2020 ist das selbst entwickelte Bodenbearbeitungsgerät auf den Flächen des Betriebes in unterschiedlichen Kulturen im Einsatz. Als Beispiel nennt der Landwirt den Anbau von Körnermais. Hier arbeitet er mit vier Lockerungsscharen. Diese sind im Abstand von 75 cm angebracht und kombiniert den Tiefenlockerer mit einer Kreiselegge für die Saatbettbereitung.

Die Fahrspuren dieses Arbeitsganges werden mittels GPS aufgezeichnet. Dadurch kann die nachfolgende Sämaschine den Mais genau über den gelockerten Streifen platzieren. „Man ebenso mit sechs Scharen arbeiten, dann in einem Reihenabstand von 55 cm. Die Wurzeln suchen sich schon den Weg in dem auf ganzer Arbeitsbreite aufgelockerten und belüfteten Boden“, merkt Bomberg an.

Mit Drille kombinierbar

Im ausgehobenen Zustand wird  die kompakte Bauweise deutlich.  Das Zwischenbaumaß von nur  70 cm erleichtert die Kombination  mit weiteren Geräten
Im ausgehobenen Zustand wird die kompakte Bauweise deutlich. Das Zwischenbaumaß von nur 70 cm erleichtert die Kombination mit weiteren Geräten (c) Christian Bomberg

Möglich sei aber auch, die Maschinenkombination gleich mit einer Drille zu komplettieren. Eine Anwendungsvariante hierfür ist die Anlage einer Zwischenfruchtkultur nach Getreide. „In einem Versuch haben wir auf einer Hälfte des Feldes die Zwischenfrüchte mit und auf der anderen Hälfte ohne vorlaufenden Tiefenlockerer gesät. Auf dem gelockerten Teil, wo die Pflanzenwurzeln leichter in tiefere Regionen für die Aufnahme von Nährstoffen und Wasser vordringen konnten, haben sich nicht nur die Zwischenfrüchte, sondern auch der nachfolgende Mais deutlich besser und vor allem gleichmäßiger entwickelt“, berichtet Bomberg. Auch Staunässe sei nirgends aufgetreten.

In diesem Jahr habe er den Tiefenlockerer auf den gesamten für den Maisanbau vorgesehenen 22 ha in Kombination mit weiteren Geräten und erstmals auch solo vor der Rapsaussaat eingesetzt. Nach und nach wolle er so auf allen Flächen Bodenverdichtungen beseitigen und dies aller zwei bis drei Jahre wiederholen.

Bisher elf Geräte gebaut

Die positive Wirkung des Tiefenlockerers auf die Kulturentwicklung und seine Einsatzmöglichkeiten haben sich in der Region und neuerdings darüber hinaus herumgesprochen. Viele Landwirte leihen sich das Gerät aus. Einige kaufen sich dann selbst eine Maschine. Bislang hat Markus Relt elf weitere Tiefenlockerer zusammengebaut und für netto 6.900 Euro pro Stück verkauft. „Angesichts der stark gestiegenen Einkaufspreise für Stahl und Hydraulikkomponenten wird sich die Fertigung nun aber sicher verteuern“, vermutet Bomberg.

EU-Maschinenrichtlinie gilt auch für Eigenbauten
Achtung Falle! Wer ein landwirtschaftliches Gerät entwirft und baut, gilt gemäß der EU-Maschinenrichtlinie (Richtlinie 2006/42/EU) als Hersteller. Das bedeutet er muss vor der Inbetriebnahme die darin festgelegten sicherheitstechnischen und arbeitsmedizinischen Anforderungen erfüllen. Hierzu gehören die CE-Kennzeichnung und eine Konformitätserklärung. Dies gilt ebenso für Umbauten von Produkten der Landtechnikindustrie und auch dann, wenn die Maschine nicht verkauft oder vermietet, sondern nur vom Hersteller selbst im eigenen Betrieb eingesetzt wird. Darauf verweist die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG).

Verstöße gegen die Vorgaben der Maschinenrichtlinie und das Produktsicherheitsgesetz können nach Aussage der SVLFG erhebliche Konsequenzen nach sich ziehen. So drohten bei Unfällen, die durch Eigenbauten ohne Zulassung verursacht werden, nicht nur Regressforderungen der Versicherungsträger und Bußgelder. Bei Personenschäden droht sogar ein Strafverfahren.

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