Maissilage: Trotzdem gute Qualität ins Silo bringen
Nach vielen zu trockenen Wochen leiden die Maisbestände. Teil 1: Was bei Ernte und Silierung alles zu beachten ist, um möglichst hochwertiges Futter für das Milchvieh einzulagern.
Von Dr. Wolfram Richardt, Jörg Häussler, LKS – Landwirtschaftliche Kommunikations- und Servicegesellschaft mbH
Auch wenn die Maisernte noch in weiter Ferne zu liegen scheint, sollte man sich schon jetzt mit den Maßnahmen für eine erfolgreiche Ernte und Silierung beschäftigen. Das trifft besonders auf die im Folgenden behandelten Aspekte zu. Sie sind, wie man sieht, umfassend genug für einen Beitrag mit zwei Teilen. Hier geht es zum zweiten Teil: Häckselqualität und Silieren.
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Mais silieren: Der richtige Erntezeitpunkt
Der optimale Erntezeitpunkt, um Mais zu silieren, richtet sich im Wesentlichen nach dem Trockensubstanzgehalt des Maiskolbens und nach dem angestrebten Stärkegehalt in der Silage. Sind eine starke Abreife des Kolbens und ein Hochschnitt (>50 cm bzw. unterhalb des ersten Kolbens) gewünscht, um eine Maissilage mit einem hohen Stärkegehalt (>350 g/kg TS) zu erzeugen, muss die Trockensubstanz des Kolbens ca. 60 % betragen.
Ist es das Ziel, eine Maissilage mit einem hohen Restpflanzenanteil (Schnitthöhe ca. 15 cm) und einem moderaten Stärkegehalt (<350 g/kg TS) zu erzeugen, sollte der Trockensubstanzgehalt des Kolbens ca. 50 % betragen. Um das festzustellen, müssen etwa zwei bis drei Wochen vor dem geplanten Erntetermin fünf bis acht Kolben zufällig aus dem Bestand entnommen und in das Labor eingesendet werden. Alternativ kann die Ganzpflanze untersucht werden. Dies hat den Vorteil, dass man neben dem Schnittzeitpunkt auch den aktuellen Nährwert erhält. Ab einer Trockensubstanz >28 % kann die Ernte beginnen. Sinnvollerweise sollten drei bis fünf Pflanzen zufällig mit der zur Ernte geplanten Schnitthöhe aus dem Bestand entnommen werden.
Aufgrund der anhaltenden Trockenheit haben sich viele Bestände nicht so gut entwickelt wie im letzten Jahr, und es muss mit deutlichen Ertragseinbußen gerechnet werden (Foto). Sollte sich ein Maisbestand aufgrund anhaltender Wasserknappheit nicht mehr entwickeln, muss über eine vorgezogene Ernte nachgedacht werden. Hier ist die Entwicklung der Ganzpflanzen zu beobachten. Die Entwicklung des Kolbens spielt eine untergeordnete Rolle. Sollten mehr als ein Drittel der Pflanze abgestorben sein und der Trockensubstanzgehalt der Ganzpflanzen bei ca. 28 % und höher liegen, kann (muss) mit der Ernte begonnen werden.
Wichtig: Der Energiegehalt der Maissilage wird nicht nur über die Höhe des Stärkegehaltes positiv beeinflusst, sondern auch über die Restpflanzenverdaulichkeit. Daher können selbst Silagen mit einem moderaten Stärkegehalt, die frühzeitig geerntet worden sind, hohe Energiegehalte aufweisen.
Schnitthöhe
Die Schnitthöhe beeinflusst den Anteil der Restpflanze in der Silage und ist damit wesentlich für den Stärkegehalt der Silage verantwortlich, weniger für den Energiegehalt. Bewährt hat sich eine Schnitthöhe von 15 cm (Normalschnitt) oder eine Schnitthöhe von etwa 50 cm bzw. unterhalb des ersten Kolbens für Silagen im Hochschnitt.
Häckselqualität
Besonderes Augenmerk ist auf die Häckselqualität zu legen. Wichtig ist, dass dabei nicht die Häcksellänge beurteilt wird. Dies wird oft missverstanden und führt zu einer ganz anderen Diskussion (Thema „kurz“ oder „lang“ häckseln, Shredlage u. a.). Schlechte Häckselqualitäten drücken sich aus in
- einem erhöhten Anteil von Spindelscheiben
- unzerkleinerten Lieschen und
- größeren Stängelteilen.
Leider kommt der Beurteilung der Häckselqualität noch eine viel zu geringe Bedeutung zu. Sie wird zu oft durch die Diskussion um die Häcksellänge verdrängt. Gute und sehr gute Häckselqualität ist gegeben, wenn die Struktur des Häckselgutes gleichmäßig ist, keine Spindelscheiben und nur vereinzelt Lieschen und Stängelteile (>2 cm) auftreten. Schlechte Häckselqualität ist durch eine ungleichmäßige Struktur des Häckselgutes sowie erhöhte Anteile an Spindelscheiben, Lieschen und Stängelteilen gekennzeichnet. Welche Folgen haben schlechte Häckselqualitäten?
- Kühe neigen zum selektiven Fressen und nehmen bei Vorlage von Mischrationen (entgegen der allgemeinen Annahme) bevorzugt kleine Partikel auf. Große Partikel werden aussortiert, besonders dann, wenn sie relativ hart sind. Dies kann man sehr gut bei Vorhandensein von Spindelscheiben oder bei Einsatz von ungehäckseltem oder zu lang gehäckseltem (> 6 cm) Stroh sehen.
- Beim Verfüttern von Silagen in Häckselqualität 3 und schlechter treten im Restfutter gehäuft Stängelteile und Spindelscheiben auf. Dadurch nehmen die Kühe weniger strukturwirksame Faser auf – obwohl die Analytik, die Rationsberechnung, das Mischen und Vorlegen der Ration in Ordnung sind.
- Selektives Fressen führt zur ungleichmäßigen Aufnahme der Mischration über den Tag hinweg und damit zu größeren pH-Wert- Schwankungen im Pansen.
- Fehlende strukturwirksame Faser und pH-Wert-Schwankungen können zu Azidosen und Pansenfermentationsstörungen führen, obwohl die Strukturwirksamkeit der Ration rechnerisch ausreicht.
- Die Folgen der schlechteren Versorgung mit strukturwirksamer Faser können u. a. niedrigere Milchfettgehalte, vermehrtes Auftreten von Labmagenverlagerungen und Klauenrehe sein.
- Weiterhin kann es durch die ungleichmäßige Struktur des Häckselgutes zu Fehlern bei der Probenahme und Analytik von Maissilagen und Mischrationen kommen.
Was sind nun die Ursachen, und welche Maßnahmen können ergriffen werden? Grundsätzlich sind schlechte Häckselqualitäten kein Schicksal, sondern technisches und menschliches Versagen. Die Erfahrung lehrt: Wenn sich ein Betrieb der Problematik beim Silieren des Maises bewusst wird und Maßnahmen ergreift, verbessert sich auch die Häckselqualität. Einen Gesamtüberblick in Form einer Checkliste gibt bereits jetzt die „Kleine Silierhilfe“.