Sachsen-Anhalt

Mykotoxine im Weizen: Nur Einzelfall über Grenzwert

© Detlef Finger
Agrarpraxis
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Treten Fusarien in Winterweizen auf, bilden sie Mykotoxine. Dass der Mykotoxin-Grenzwert in diesem Jahr unterschritten bleibt, ist nicht sicher, wie das Vorerntemonitoring der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt ergab.

Von Christian Wolff, Dezernat Pflanzenschutz, Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt

Eine Überschreitung des Grenzwertes für das durch Fusarium-Pilze gebildete Mykotoxin Deoxynivalenol (DON) im Winterweizen ist in diesem Jahr in Einzelfällen nicht auszuschließen. Das ist das kurz zusammengefasste Ergebnis des Mykotoxin-Vorerntemonitorings für die Winterweizenernte des Jahres 2021 in Sachsen-Anhalt. Der amtliche Pflanzenschutzdienst und der Bauernverband Sachsen-Anhalt hatten in bewährter Zusammenarbeit hierfür kurz vor dem Erntestart Ährenproben von Winterweizenflächen zur Untersuchung gezogen.

Insgesamt 71 Proben aus allen Regionen des Landes wurden in der vergangenen Woche mittels Elisa-Test im Labor der Phytopathologischen Diagnostik der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau (LLG) in Bernburg-Strenzfeld untersucht. Einbezogen wurden ausschließlich Proben von praxisüblich mit Fungiziden behandelten Schlägen. Durch die Berücksichtigung sowohl von Risikoschlägen als auch von Gesundlagen ist auf der Grundlage der vorliegenden Ergebnisse eine Einschätzung der DON-Belastung der Weizenernte 2021 tendenziell möglich.

Ergebnisse des Monitorings 2021
Die Ergebnisse im Rahmen des Monitorings 2021 im Winterweizen ergaben an acht der insgesamt 71 untersuchten Proben DON-Gehalte an bzw. oberhalb der Nachweisgrenze des Labortests (>/= 0,222 mg/kg DON). Die nachweisbaren DON-Gehalte lagen dabei zwischen 0,24 bis 2,71 mg/kg. Der aktuelle EU-Grenzwert in unverarbeitetem Getreide (Lebensmittel) von 1,25 mg/kg DON wurde nur bei einer Probe, hier jedoch mit 2,71 mg/kg deutlich überschritten (Sorte Depot, Vorfrucht Mais, pfluglos). Auf allen weiteren untersuchten Schlägen wurde die Nachweisgrenze nicht erreicht bzw. überschritten. Damit liegt die Belastung der untersuchten Proben insgesamt auf einem etwas höheren Niveau als in den vergangenen Jahren. Zumindest in Einzelfällen muss mit einer Überschreitung des aktuellen EU-Grenzwertes gerechnet werden.

Erhöhtes Risiko durch Feuchte zur Blüte

Das Ausgangsinokulum für Fusariuminfektionen auf Mais- und Getreidestoppelresten war auf vielen Schlägen aufgrund engerer Fruchtfolgen wiederum grundsätzlich vorhanden. Die an den Stoppelresten vorhandenen Dauerkörper des Fusarium-Pilzes (Perithecien) konnten sich aufgrund der in weiten Teilen des Landes vorhandenen Feuchtigkeit in den Beständen im Mai meist gut entwickeln. Der Zeitpunkt der Weizenblüte variierte in diesem Jahr wieder stärker als im Vorjahr. Die für die Infektion der Ähren notwendigen Niederschläge während der Blüte traten regional auf, sodass mit einem zumindest hier vorhandenen erhöhten Risiko gerechnet wurde. Bestätigt wurde diese Einschätzung durch Beobachtungen auf Praxisschlägen während der Milchreife, bei denen einzelne mit Fusarium befallene Ähren festgestellt wurden. Die DON-Belastung der diesjährigen Weizenernte in Sachsen-Anhalt dürfte nach diesen Ergebnissen in der überwiegenden Zahl der Fälle kein Problem darstellen.

Mehr Flächen mit nachweisbaren Werten

Ein höherer Anteil von Flächen als in den vergangenen Jahren weist nachweisbare DON-Gehalte auf. Zumindest in Einzelfällen muss mit einer Überschreitung des aktuellen EU-Grenzwertes für DON gerechnet werden. Bedeutsam für die Belastung zum Zeitpunkt der Druschreife ist u. a. der weitere Witterungsverlauf. So kann ein aufgrund feucht-kühler Witterung verspäteter Erntetermin den Mykotoxingehalt erhöhen.

Aufgrund der zu erwartenden Witterung und mit Blick auf die bereits begonnene Winterweizenernte wird damit in diesem Jahr aber nicht mehr gerechnet. Sollten im Einzelfall eigene Beobachtungen schlagspezifisch einen höheren Fusariumbefall erwarten lassen (mit Fusarium befallene Ähren etc.), empfehlen wir, die technischen Möglichkeiten der Mähdreschereinstellung zu nutzen, um die mit Fusariumpilzen befallenen Körner (Kümmerkorn) bereits während der Ernte zu selektieren und so die Erntepartie zu entlasten. In Verdachtsfällen ist eine Beprobung der Erntepartie und die Durchführung einer DON-Analyse sinnvoll.

Bessere Feldhygiene zahlt sich aus

Die 2021er-Ergebnisse bestätigen erneut einen seit Jahren anhaltenden positiven Trend. Obwohl die Witterungsbedingungen regional günstig für Fusarium-Infektionen waren und einige Proben auch von Hochrisiko-Standorten stammten, kam es bei 71 untersuchten Proben nur in einem Fall zur Überschreitung des EU-Grenzwertes für DON im Getreide. Die Hauptursachen hierfür sind in verbesserter Feldhygiene (Fruchtfolge in Kombination mit geeigneter Stoppel- bzw. Bodenbearbeitung), der Wahl weniger anfälliger Sorten und gezieltem, termingerechtem und risikobasiertem Einsatz wirksamer Fungizide während der Infektionsphase zu suchen. Landwirte sollten auch zukünftig die vorhandenen vorbeugenden Maßnahmen konsequent nutzen.

Für den erneut reibungslosen Ablauf des Monitorings gilt ein besonderer Dank allen am Monitoring aktiv beteiligten Landwirten, Beratern, Landhändlern, Mitarbeitenden des Bauernverbandes, der Sachgebiete Pflanzenschutz der Ämter für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten sowie des Dezernats 41 der LLG. Teilnehmende Betriebe werden über die Ergebnisse ihrer Proben durch den Bauernverband bzw. die Sachgebiete Pflanzenschutz der Ämter informiert. Der Pflanzenschutzdienst wird nach Abschluss der Getreideernte Ernteproben auf ihren DON-Gehalt untersuchen und über die Ergebnisse berichten.


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