Klostergut Burgwalde: Vom Rittergut zum Landwirtschaftsbetrieb
Für den Ausgleich gestartet, entwickelte Familie Jedenak in Thüringen das Klostergut Burgwalde zum beachtlichen Landwirtschaftsbetrieb, der absehbar weiter wachsen soll.
Von Frank Hartmann
Als Ausgleich, so erzählt es Peter Jedenak, erwarben er und seine Frau 2008 das Klostergut im 250 Einwohner zählenden Burgwalde im nordwestlichen Eichsfeldkreis. Das Projekt „Ausgleich“ entwickelte sich seither zu einem Landwirtschaftsbetrieb, der im Nebenerwerb von Peter und Birgit Jedenak geführt, im Alltag aber längst von Tochter Christina gemanagt wird – und das in naher Zeit als Haupterwerbsbetrieb.
Christina Jedenak ist optimistisch, in diesem Jahr in Witzenhausen ihr Landwirtschaftsstudium mit dem Bachelor abschließen zu können. Sie gab vor den Berufskollegen zu, aufgeregt zu sein, als kürzlich ihr Zuchtverband mit dem 29. Thüringer Fleischrindertag (Bauernzeitung 21/2024, S. 18) zu Gast war, um die Aberdeen-Angus-Herde und den Betrieb kennenzulernen. Vor dem Einstieg in die Herdbuchzucht im Jahr 2012 ging es klein los.
Aberdeen-Angus-Rinder in Burgwalde: Robustheit und Fleischqualität überzeugen
Keine „Verliebtheit“ gab den Ausschlag für die Rasse, sondern ihre Robustheit und die Fleischqualität. Denn die Vermarktung dachte Peter Jedenak, der ein gleichnamiges mittelständisches CNC-Metalltechnik-Unternehmen im nahegelegen Heilbad Heiligenstadt führt, von Beginn an mit. 2009 kamen die ersten fünf Färsen und ein Bulle auf den Hof, für die 28 Hektar Grünland und alte Stallungen bereit standen.
Urkundlich nachgewiesen ist das Gut seit 1466, das über Jahrhunderte ein Rittergut war. Ab 1922 entwickelten Nonnen des katholischen Ordens „Schwestern von der heiligen Elisabeth“ das Gut zu einem Landwirtschaftsbetrieb, was im Jahr 2003 sein Ende fand. Jedenaks sanierten aufwendig und fachgerecht in Schritten die Ställe samt Hofstelle.
Aktuell zählt die Aberdeen-Angus-Herde 29 Mutterkühe samt Nachzucht (27 Kälber), 15 männliche Aufzucht-/Masttiere, vier weibliche Rinder zur Nachzucht und zwei Zuchtbullen. Ein Jungbulle stammt von Elgin, der aktuellen Nummer 1 der deutschen Angusbullen-Liste ab; ein Precision-Sohn – ebenso kein unbekannter Vererber – komplettiert die Herde.
120 Hektar werden mittlerweile bewirtschaftet, davon 70 Hektar Ackerland. Seit 2012 wirtschaftet das Klostergut nach ökologischen Kriterien des Bioland-Verbandes.
Thüringer Tierschutzpreis 2022: Auszeichnung für artgerechte Tierhaltung
In einem im Gutshaus schlicht und geschmackvoll eingerichteten Verkaufsraum wird zweimal in der Woche Angus-Fleisch in Zehn-Kilo-Mischpaketen und als Hackfleisch, Rinderbratwurst und Rib Eye Steak abgegeben. Wenn vorrätig, gibt es auch Bio-Mehl vom eigenen Weizen. Um den Betrieb derart zu bewirtschaften, braucht es die Kraft von zwei Familienmitgliedern, einem Vollzeitmitarbeiter und fünf Minijobbern.
Dass der Betrieb vor zwei Jahren den Thüringer Tierschutzpreis in der Kategorie Landwirtschaft erhielt, sei eine große Ehre gewesen, sagt Christina Jedenak: „Besonders stolz sind wir, weil uns unser Zuchtverband, die Qnetics GmbH, auf Initiative unseres seinerzeitigen Herdbuchbetreuers und das Thüringer Landesamt für Landwirtschaft dafür vorgeschlagen hatten.“
In der Begründung zur Preisverleihung hieß es unter anderem: „2012 wurde unter Einbeziehung der Altbausubstanz ein Außenklimastall mit offener Ostseite, Laufhof mit Tiefstreuliegeflächen und Abkalbebuchten mit Kälberschlupf errichtet.
Moderne Technik und Kreislaufwirtschaft: Futtermittel, Düngung und Wasserversorgung
Den Tieren im Klostergut Burgwalde werden damit auch im Winter viel Platz und Bewegungsmöglichkeit mit Außenklima geboten. Um mehr Sauberkeit im unmittelbaren Tierbereich zu gewährleisten und auch um die Gülle zur gezielten Düngung im Ackerbau verwenden zu können, wurde im überdachten Außenfressbereich direkt am Fressplatz Spaltenboden verlegt.“ Zweimal im Jahr wird entmistet: einmal im Winter und dann „nach dem Weideauftrieb, wenn Zeit ist. Da hat das aber keine Priorität“, sagt Christina Jedenak.
So war es auch in den letzten Tagen: da hatte das Hacken von Weizen und Sonnenblumen absoluten Vorrang. Lupinen mussten noch gedrillt werden, weil der erstmalige Versuch, Ackerbohnen im Herbst zu drillen, aufgrund der Februar-Fröste schiefging. Einen großen Vorteil bietet hier wie bei allen Feld-, Grünland- oder Erntearbeiten, dass man komplett mechanisiert und damit unabhängig ist, um schnell reagieren bzw. die optimalen Termine erwischen zu können.
Fruchtfolge und Zwischenfrüchte
Auf ihren Buntsandsteinböden etablierten Jedenaks eine für den Ökolandbau klassische Fruchtfolge: zweijähriges Kleegras, Winterweizen, Wintertriticale, Winterroggen, Hafer, Ackerbohnen, Erbsen im Gemenge mit Sommergerste – und seit drei Jahren Sonnenblumen. Zwischenfrüchte sind etwa Phazelia, Wicken und Buchweizen.
Das Kleegras liefert, anders als in den meist viehlosen Ökobetrieben Thüringens, Futter, das wie die Grassliage in Ballen konserviert wird. „Neben der Stickstofflieferung ist das Kleegras darüber hinaus für die Feldhygiene ein Gewinn“, so Christina Jedenak.
Aberdeen-Angus-Rinder in Burgwalde: Weidehaltung und Herdenmanagement
Für die Mast der Bullen, die den Hof mit 20–24 Monaten zum nahegelegenen Schlachtbetrieb in Witzenhausen verlassen, wird ganzjährig vor allem Triticale eingesetzt (1 kg/Tag/Tier), das man mit einer eigenen Hammermühle schrotet. Heu und Stroh gehören in die Ration aller Tiere, die gewöhnlich von November bis April im Stall stehen.
Die Abkalbung im Klostergut Burgwalde erfolgt zwischen Dezember und März. In der Weidesaison gibt es bis zu vier Herden, wobei die Bullenkälber nach dem Absetzen im Herbst eine Gruppe bilden. Die hervorragende Arrondierung der Weiden erlaubt es, dass mit einer Ausnahme zu allen Flächen selbst verlegte, oberirdische Wasserleitungen zu Tränken führen.
Erweiterungspläne: Neue Hofstelle mit Stall, Schlachtstätte und Getreidelager
Die Zukunftspläne für das Klostergut wollte Christina Jedenak ihren Züchterkollegen nicht vorenthalten – gleichwohl es beschwerlich ist und man längst schon weiter sein wollte.
Begonnen wurde mit dem Bau einer neuen Hofstelle, deren Herz ein Stall für rund 60 Mutterkühe ist. Am Prinzip des Außenfuttertisches, der für die Rinder über eine Laufhoffläche zu erreichen ist, wird festgehalten. Das um 30 Centimeter tiefergelegte Stallfundament erlaubt für die Tiefstreu eine Mistmatratze von bis zu 80 Zentimeter.
Es gibt Platz für sieben Selektionsboxen, davon eine als Wartebox für das Schlachten. Denn neben einer automatischen Stroheinstreuanlage, Lager für das Futter und einer Maschinenhalle entsteht eine Schlachtstätte. Bisher nicht vorhanden, für erfolgreiche Ökobetriebe aber unerlässlich, ist der Bau eines Getreidelagers samt Aufbereitung, was dem Klostergut bislang fehlt.
Zukunftsvision Klostergut Burgwalde: Regionale Vermarktung von hochwertigem Bio-Fleisch
Wie die Vermarktung des Fleisches konkret erfolgen soll, behält die Familie noch für sich. Neben den drei bis vier Schlachtrindern pro Jahr, die Jedenaks heute selbst vermarkten, gibt es bereits eine Kooperation mit einem Metzgermeister am Hohen Meißner bei Witzenhausen, der Fleisch unter anderem in hochwertige Convenience veredelt.
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