Muffelwild: Wildschafe im Gatter
Die landwirtschaftliche Haltung von Muffelwild in Gehegen ist eine Möglichkeit, Grünland zur Erzeugung von Wildfleisch zu nutzen. Der folgende Beitrag gibt umfängliche Hinweise zum Produktionsverfahren.
Von Dr. Manfred F. Golze
Das aus dem Mittelmeerraum stammende Muffelwild ist mit hervorragenden Sinnesorganen ausgestattet. Es sieht, hört und riecht besser als anderes Schalenwild. In der Natur lebt es in kleinen Rudeln – außerhalb der Brunft meist getrennt nach Geschlechtern in Schaf- und Widderrudeln. Bei Letzteren spricht man auch von kleinen Trupps. In der Brunftzeit schließen sich die Widder dann den Schafrudeln an.
Aufgrund seiner Verhaltensweisen weist das Muffelwild nahezu ausnahmslos erwünschte Eigenschaften für das Halten in Gattern auf. Es steht damit in der Rangfolge der Eignung für die Gehegehaltung mit dem Damwild an vorderer Stelle. Als erwünscht gelten ein geringes Ausmaß sozialer Aktivität, eine geringe Aggressivität, eine geringe Intoleranz, ein geringer Einfluss durch variierende Haltungsbedingungen, ein geringer jahreszeitlicher Einfluss und eine geringe Verhaltensintensität.
Unsere Top-Themen
• Weihnachten im Schafstall
• Sortenversuche Sommerbraugerste
• Landmaschinen mit KI
• Märkte und Preise
Muffelwild: Eine anpassungsfähige Art
Das Halten von Muffelwild in Gattern verfolgt u. a. folgende Ziele:
- Extensive Nutzung von Grünland, vor allem schwer mechanisierbarer Flächen und Umsetzen von Naturschutzmaßnahmen.
- Gute Eignung auch für die Nutzung kleinerer Flächen.
- Erzeugung von wertvollem Wildfleisch, besonders Wildlamm.
- Erzeugung auch von Trophäen.
- Das Interesse an dieser Wildart kann bei ihrem weiteren Rückgang in der Natur steigen.
- Es ist möglich, einen Beitrag zur Erhaltung der Art zu leisten.
Für kleinere Grünlandflächen, besonders trockenere Standorte, sowie Flächen, deren Struktur eine mechanische Nutzung und Pflege nicht ermöglicht, bietet sich die gatterartige Muffelwildhaltung an. Neben dem optimalen Gestalten von Haltung und Management ist die Vermarktung von Beginn an gut vorzubereiten.
Muffelwild ist sehr anpassungsfähig. Die Haltung sollte auf nicht zu feuchten Standorten in Form einer Koppelschafhaltung erfolgen. Da Muffel gut springen können, ist ein Außenzaun von 1,60 m Höhe zu empfehlen. Es empfiehlt sich, das Gehege in vier Koppeln, besser sechs, einzuteilen. Mit einem Umtrieb aller fünf bis sechs Tage kann eine kurze Fresszeit (Schafe haben einen tiefen Verbiss) und eine lange Ruhephase für das Grünland realisiert werden. Auch im Sinne einer geringeren Parasitenproblematik ist diese Nutzungsform günstig.
Wichtig ist ein optimaler Besatz an Tieren. Auf weniger wüchsigen Standorten können sechs Muttertiere mit Nachzucht und auf sehr guten Standorten bis zwölf dieser Einheiten gehalten werden. Bei Überbesatz sinken die Zunahmen der Tiere und die Aufzuchtverluste steigen. Beobachtungen in Gattern zeigen außerdem, dass dann nahezu nur ein Lamm je Ablammung geboren wird. Interessant ist auch, dass eine größere Zahl der Lämmer männlich ist.
Raufutter ad libitum
Die Fütterung sollte wie bei Schafen erfolgen. Dieser Wiederkäuer, der nach dem Ernährungstyp zu den Raufutterfressern gehört, ist nicht so kompliziert zu versorgen. Trotzdem ist es ein hoch entwickelter Äsungstyp. Die Basis bilden Zellulose und faserreiches Futter. Gräser und Kräuter werden bevorzugt. Der Pansen ist stark gegliedert, muskulös und hat Verbindungen, die eine verzögerte Futterpassage bewirken. Aus diesem Grund sollte Raufutter immer zur Verfügung stehen, Kraftfutter hingegen gezielt eingesetzt werden. Noch wichtiger ist es, dass die Wasserversorgung der Tiere immer gesichert ist.
Oft wird Muffelwild als zweite oder dritte Wildart in Mischgattern gehalten. Dies ist durch ihr Verhalten, die Fütterung und das Management gut möglich. Es sollte aber bei Gestaltung und Zahl der Futterplätze bedacht werden.
Das Herdenmanagement ist dar auf gerichtet, dass die Herde immer gut versorgt ist und besonders, dass eine hohe Fruchtbarkeit und Aufzuchtleistung erzielt wird.
MUFFELWILD
Wölfe setzen freilebenden Populationen stark zu
Der Europäische Mufflon, in der Jägersprache auch als Muffelwild oder kurz Muffel bezeichnet, hat seinen Ursprung auf Korsika und Sardinien. Die erste Auswilderung in Deutschland erfolgte 1902 durch Graf von Seydlitz in dessen schlesischem Revier im Eulengebirge (heute in Polen gelegen).
Danach wurde Muffelwild in vielen weiteren Gegenden angesiedelt, etwa im Harz, in der Lausitz, der Lüneburger Heide, im Rothaargebirge, im Weserbergland und dem Sauerland. Das war vor rund 100 Jahren. In Ostdeutschland fand die Einbürgerung noch einmal vor 60–70 Jahren in mehreren Gebieten statt.
Eine starke Reduzierung erfuhr das Muffelwild erstmals durch den Weltkrieg. Die Zweite findet gegenwärtig statt. In vielen Regionen ist es stark rückläufig, in manchen schon fast ausgestorben. Jäger, aber auch Wildexperten, machen dafür insbesondere die Ausbreitung des Wolfes verantwortlich. Das Mufflon hat – im Gegensatz zu anderem Wild – wegen seiner Herkunft ein auf Hochgebirgsräume angepasstes Fluchtverhalten und kann sich im Flachland in der Natur nur bei Abwesenheit von großen Beutegreifern halten. So wurden und werden Mufflonpopulationen in vom Wolf neubesiedelten Revieren binnen kurzer Zeit ausgerottet.
Muffelwild: Nur selten Zwillinge
Auch in Wildgattern sind die Brunft („Aussaat“) und die Lammperiode („Ernte“) für das Ergebnis entscheidend. So sollte genügend Platz vorhanden sein und auch Rückzugsgebiete, in denen das Rudel nicht gestört wird. Die Brunft erfolgt saisonal im Zeitraum November/Dezember. Das Geschlechtsverhältnis ist mit 1:10 bis 1:15 zu wählen. Die Tragezeit wurde mit 150–160 Tagen ermittelt. Die Setzzeit beginnt meist Ende März und geht bis Anfang Mai. Meist wird ein Lamm geboren, selten sind es zwei Lämmer.
Die Geburtsgewichte der Lämmer schwanken zwischen 2–3 kg. Sie werden etwa vier bis fünf Monate gesäugt. Die Geschlechtsreife tritt beim weiblichen Lamm nach etwa sieben Monaten ein. Widder werden mit anderthalb Jahren geschlechtsreif. Eine sehr gute Futterbasis kann die Geschlechtsreife etwas nach vorn verlagern. Die Zuchtleistung reicht nach Beobachtungen in Gattern bis ins zehnte oder gar zwölfte Lebensjahr. Das Lebensalter von Muffelwild wird in der Literatur mit 16–20 Jahren angegeben.
Bei richtiger Gatterwahl und -gestaltung treten bezüglich der Tiergesundheit beim Muffelwild wenige Probleme auf. Als Vorbeugung gelten auch hier eine gute Weide-, Haltungs- und Fütterungshygiene sowie entsprechende Betreuung. Trockenere Standorte sind vorzuziehen. Um die Schalenabnutzung zu sichern, sind die Fressplätze, eventuell auch Triftwege, diesbezüglich zu gestalten.
In einem Gatter mit 16–22 Bodenpunkten konnten Widder und Schafe in ihrer Entwicklung von sechs Monaten bis sechs Jahren erfasst werden. Widder wogen mit einem halben Jahr 23,6 kg und hatten mit sechs Jahren ein Gewicht von 40,3 kg. Die Schafe wogen mit sechs Monaten 26,5 kg und mit vier Jahren 32,6 kg.
STECKBRIEF
Mufflon: kleinste heimische Schalenwildart
Das Muffelwild wird als kleinstes heimisches Schalenwild bezeichnet. Es hat einen gedrungenen Körper und kurze Läufe. Ein besonders charakteristisches Merkmal ist der Kopfschmuck der Widder. Diese tragen schneckenförmig eingedrehte Gehörne. Die Widder haben im Sommer ein rotbraunes Haarkleid, meist mit einem hellen Sattelfleck. Äser (Maul) und Spiegel (heller Fleck um den Anus bzw. hellere Zeichnung der Hinterseite des Oberschenkels) sind grau-weiß. Die weiblichen Wildschafe haben eine hellere, graubraune Fellfarbe, ihnen fehlt zudem der Sattelfleck. Im Winter sind beide Geschlechter dunkler. Die Körperlänge des Mufflons beträgt 110–135 cm, die Schulterhöhe 70–90 cm. Das Gewicht der männlichen Tiere kann bis 50 kg betragen, das der weiblichen liegt zwischen 25–35 kg.
Hohe Fleischqualität
Die Schlachtausbeute betrug rund 47 Prozent und war damit etwa neun Prozentpunkte geringer als bei Rot- und Damwild. Auch der Anteil wertvoller Teilstücke liegt mit 64 Prozent unter den Werten von Rot- und Damwild, die fast 76 Prozent erreichen. Letztere sind aber in diesen Merkmalen generell Spitzenwerte. Es handelt sich beim Muffelwild eben um Wildschafe.
Die Fleischqualität wurde an den untersuchten Schlachtkörpern aus dem Gatter und im Vergleich einer Stichprobe aus der Jagd untersucht. Wenn die untersuchten Tiere mit 2,3 und 4,1 Jahren nicht ganz jung waren, wurde von den Tieren sowohl aus dem Gatter als auch aus der Jagd eine hervorragende Fleischqualität ermittelt. Das Fleisch war eiweißreich und fettarm, sehr zart und erzielte bei der Sensorikprüfung beste Werte. Es hatte einen hervorragenden Genusswert.
Muffelwild: Ein Fazit
Muffelwild ist als Wildart sehr gut in Gattern zu halten. Beim zunehmenden Verschwinden in der Natur kann die Gehegehaltung an Bedeutung erlangen. Am günstigsten ist eine Koppelhaltung mit vier, besser sechs Koppeln. Der Standort sollte nicht zu feucht sein. Im Rahmen der Landschaftspflege sind Mufflons besonders auch auf mit Maschinen schwer zu nutzenden Flächen einsetzbar. Sie liefern ein Fleisch mit einem hohen Genusswert.