Moorwiesenpflege an der Ostsee

Wasserbüffel in der Rostocker Heide

Die Wasserbüffel sind das Herzstück im Nebenerwerbsbetrieb von Familie Wonterowski. Kimberly freut sich, dass die Tiere so zutraulich sind. (c) Elke Ehlers
Nebenerwerb
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Auf einer Moorwiese in der Rostocker Heide halten Wasserbüffel das Salzgrünland kurz. Neben den schwarzen Kraftpaketen gehören zum Nebenerwerb von Ronny Wonterowski noch weitere Tiere.

Von Elke Ehlers

Wenn Kimberly Wonterowski der Wasserbüffelkuh Olga über den Rücken streicht, dauert es keine zwei Minuten, und die kräftige Leitkuh schließt genüsslich die Augen. Zwei weitere Kühe kommen heran und wollen sich bei der jungen Frau ebenfalls ein paar Streicheleinheiten abholen. Danach legen sich die schwarzen Kraftpakete ganz entspannt ins Gras.

„Ist es nicht schön, wie zutraulich sie sind?“, fragt die 20-Jährige. Ronny Wonterowski, ihr Vater, befüllt währenddessen auf der Moorwiese bei Markgrafenheide (MV) die Tränke. Von Mai bis Oktober beweiden fünf seiner Büffel im Auftrag des Stadtforstamtes dort Grünland in der Rostocker Heide. Auch Karina Wonterowski, Kimys Mutter, fährt gern mit hinaus, um nach der kleinen Herde zu sehen. Mutter und Tochter sind überzeugt: „Auch wenn sie mit ihren Hörnern vielleicht gefährlich aussehen, Wasserbüffel sind total verschmust.“ Kimys Bruder, Luca, kümmert sich inzwischen zu Hause schon um die Hühner.

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Wasserbüffel in der Rostocker Heide: Viele Tiere bei Familie Wonterowski

Seit nunmehr fast 20 Jahren bewirtschaftet Familie Wonterowski einen Nebenerwerbsbetrieb in dem Dorf bei Rostock, in dem Vater Ronny aufwuchs. Wo er heute seine Tiere hält, waren seine Eltern früher für die Schweine der LPG zuständig. Mit dem „Landwirtschafts-Virus“ hat er sich schon als Kind infiziert. „Nach der Schule haben wir Jungs immer geguckt, ob wir nicht auf einem Trecker oder Mähdrescher mitfahren können“, erzählt der 45-Jährige. Zwar hat er dann Trockenbauer gelernt und auch einige Zeit in der Stadt gearbeitet. „Aber eigentlich wollte ich immer im Dorf sein.“

Vom ersten Lehrlingsgeld kaufte sich der Mecklenburger zwei Mutterkühe, später wurde daraus eine stattliche Herde. Seine Frau Karina stammt ebenfalls vom Lande, ist als junges Mädchen gern geritten. Wohl deshalb gehören bis heute Pferde zu ihrem Freizeithof. Außerdem Gänse, Enten, Hunde, Katzen, mehrere Jungbullen sowie ein paar Schafe. „Wir sind schon fast eine Auffangstation“, sagt die ausgebildete Altenpflegerin. Tochter Kimberly findet es „genial“, so aufgewachsen zu sein. „Ein Leben ohne Tiere kann ich mir nicht vorstellen.“

Pferde haben es der Familie ebenfalls angetan. Neben einigen „Oldtimern“ sticht der 13-jährige Tinker bei Kimberly besonders hervor. (c) Elke Ehlers

Nicht selten nimmt die Familie Tiere auf, die anderswo „übrig“ sind. Brüder von Milchkuh-Kälbern zum Beispiel. Oder Hühner, die als Legehennen in einer Freilandfarm schon ausgedient haben. Bei Wonterowskis bekommen sie einen zweiten Lebensabschnitt. „Nach der Mauser legen sie doch wieder Eier“, freut sich die Familie. Die Pferde sind inzwischen fast alle „Oldtimer“ – zwei kamen als „Trennungstiere“ zu ihnen. Ihr ältester Wallach wurde 35 Jahre, Kaltblutstute Laisa ist jetzt 27. Nur Tinker „Heardy“ sei mit 13 Jahren „noch im besten Alter“, meint Karina Wonterowski. Auch viele Katzen sind dem Hof in Cordshagen zugelaufen. „Bei uns werden sie kastriert und gefüttert.“ Die 43-Jährige trägt es mit Humor, macht aber deutlich, dass das – gerade bei den Katzen – nicht überhandnehmen darf.

Moorwiesenpfelge mit Wasserbüffeln

Ihr Mann, Ronny, ist hauptberuflich bei einem Forstdienstleister angestellt und als Maschinenführer mit Harvestern und Rückezügen in ganz Mecklenburg-Vorpommern unterwegs. Im Holzeinschlag fällt die meiste Arbeit im Herbst und Winter an. Da sammeln sich Überstunden an, die er im Sommer nutzen kann, wenn auf dem Nebenerwerbshof besonders viel zu tun ist.

Der bodenständige Mann verschweigt indes nicht, dass „man es auch schwer hat im Nebenerwerb“. Bei der Flächenvergabe hätten oft größere Betriebe die Nase vorn. Umso mehr freute er sich, als ihm das Rostocker Forstamt eine Moorwiese zur Beweidung anbot. „Ich wusste sofort: Das geht am besten mit Wasserbüffeln.“ Denn bei Ostseehochwasser wird es dort schnell mal empfindlich nass. „Das vertragen Mutterkühe nicht gut.“

Mit Wasserbüffeln hatte Wonterowski ohnehin schon länger geliebäugelt. Aus Niedersachsen holte er sich die ersten beiden Büffelkühe. Später kaufte er in der Nähe von Rerik noch einige dazu. Außerdem bewährt sich Bulle Rüdiger: Alle Kühe haben bereits gekalbt. So wuchs die Herde mittlerweile auf fast 20 Tiere an. Die Mutterkühe wurden dafür allerdings verkauft.

Nebenerwebslandwirt Ronny Wonterowski kümmert sich mit viel Herzblut um seine Tiere. Besonders stolz ist er auf seine Wasserbüffelherde. (c) Elke Ehlers

Nebenerwerb in der Rostocker Heide

Rund 70 ha, ausschließlich Grünland, bewirtschaftet der Nebenerwerbsbetrieb. Etwa 50 ha sind Pachtland – das meiste stellt die Hansestadt Rostock zur Verfügung. Einige Flächen liegen in Naturschutzgebieten und sind an hohe Auflagen gebunden. So darf in der Nähe des Hütelmoors nur im August gemäht werden. Die Arbeit als Dienstleister in den Schutzgebieten wird vom Stadtforstamt über eine Pflegevereinbarung vergütet.

Die Zusammenarbeit mit der Forstbehörde, die in Rostock zugleich als Untere Naturschutzbehörde fungiert, sei gut, meint der Landwirt. Konflikte gebe es hingegen seit einiger Zeit mit ehrenamtlichen Naturschützern, die etwa andere Mähzeiten und Spezialmaschinen verlangten, um beim Befahren des feuchten Bodens Amphibien, Reptilien und Insektenlarven besser zu schützen. Kritiker gehen auch davon aus, dass die Bewirtschaftung zum Moorschwund führt.

Das Stadtforstamt aber hält die Arbeit des Landwirtes für wichtig. „Es geht um den Erhalt des Salzgrünlandes“, betont Angelika Stoll von der Unteren Naturschutzbehörde. Ohne Beweidung würden einige Flächen mit Schilf zuwachsen. Außerdem wirke es sich positiv auf die Vegetation aus. So wurden im beweideten Bereich bei einem Monitoring seltene Pflanzen gefunden, die zuvor schon verschwunden waren, darunter die früher als Heilpflanze geschätzte Niedrige Schwarzwurzel.

Direktvermarktung im Nebenerwerb

Der Nebenerwerbslandwirt hält sich an die Vorgaben: Die knapp 6 ha große Wiese am Radelsee ist in vier Portionsweiden aufgeteilt, auf denen die Tiere monatlich wechseln. Außerdem ist das Areal gut eingezäunt. Die Rostocker Heide ist beliebt und gilt als Touristen-Hochburg. Auch im Stadtforstamt wird zur Vorsicht gemahnt. „Wasserbüffel sind neugierig. Man weiß nie, wie sie auf Fremde reagieren“, meint Stoll.

Durch die Tiere auf dem Hof ist die Familie Selbstversorger bei Eiern, Fleisch und Wurst. Darüber hinaus wird direkt vermarktet. Die Kälber der Wasserbüffel werden an andere Züchter verkauft, die Jungbullen über einen Viehhändler. „In erster Linie machen wir die Landwirtschaft aus Spaß an der Freude“, sagt Ronny Wonterowski.

Dafür nimmt die Familie gern in Kauf, dass sie nie länger wegfährt. „Wir machen Tagesausflüge. Es muss ja jeden Tag gefüttert werden“, ergänzt seine Frau. Und Urlaub fehlt ihnen nicht? Tochter Kimy grient. Sie lernt Tourismuskauffrau in einer Kurverwaltung auf dem Darß – da gibt es reichlich Urlaubs-Feeling. „Urlaub?“, da lacht der Bauer. Eine der Moorwiesen liegt gleich hinter der Düne. „Wenn ich dort mähe, springe ich mal kurz in die Ostsee – das ist mein Urlaub.“

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