Weidetränken: Frisches Nass auf der Weide
Unabdingbar ist die ausreichende Tränkwasserversorgung von Pferden auch auf den Koppeln. Welche Vor- und Nachteile die verschiedenen Systeme haben und wie teuer Weidetränken sind.
Von Sven und Peggy Morell, Pferde-Fachjournalisten
Obwohl frisches Gras reichlich Wasser enthält, brauchen Pferde auch auf der Weide stets ausreichend Tränkwasser. Leider liegt nur selten eine Wasserleitung direkt bis zur Koppel. Bottiche, Fässer und andere Behälter sind ein guter Kompromiss, um die Wasserversorgung der Tiere zu gewährleisten.
Wasserbottiche und Weidetröge gehören zu den preiswertesten Lösungen, allerdings mit einigen Nachteilen: Sie verschmutzen schnell und könnten umgestoßen werden. Zudem muss regelmäßig Wasser nachgefüllt werden. Für kleine Pferdegruppen ist das durchaus machbar, bei großen Herden hingegen sehr mühsam.
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Weidetränken: Lebensmittelechte Behälter sind besser
Für die Wasserversorgung auf der Weide werden oft schwarze Kübel aus dem Baumarkt verwendet. Diese Maurer- oder Mörtelkübel sind preislich sehr günstig, je nach Material und Qualität können aber bedenkliche Stoffe wie Weichmacher oder Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) in das Wasser übergehen.
Experten empfehlen daher, auf lebensmittelechte bzw. extra für Pferde ausgelobte Bottiche und Tröge auszuweichen. Diese sind gar nicht mal so teuer: Ein lebensmittelechter (weißer) Bottich mit 70 l Fassungsvermögen kostet ab etwa 20 Euro, ein Weidefass aus witterungsbeständigem Kunststoff mit 150 l Fassungsvermögen je nach Hersteller um die 120 Euro.
Weidetröge mit Schwimmerventil empfehlenswert
Weidetröge mit Schwimmerventil ersparen Pferdehaltern das zeitaufwendige Füllen mit Kanistern oder Wasserschlauch, und die Pferde haben immer frisches und ausreichend Wasser zur Verfügung. Das Prinzip ähnelt der Toilettenspülung: Unterschreitet der Wasserstand eine gewisse Höhe, öffnet sich das Ventil, und Wasser läuft nach. Ist der gewünschte Wasserpegel wieder erreicht, schließt das Ventil automatisch.
Es gibt Schwimmerventile mit speziellem Anschluss, an die nur der Gartenschlauch angesteckt werden muss, z. B. das Universalschwimmerventil oder der Weidetrog mit integriertem Schwimmerventil mit „Klick-Kupplung“ von Kerbl.
Weidefässer sind ebenfalls ein gewohntes Bild auf Pferdekoppeln, besonders praktisch sind sie mit passendem Tränkebecken. Die Wasserfässer werden regelmäßig gefüllt und zur Weide gebracht. Für Pferdehalter ohne entsprechenden motorisierten Untersatz können kleine Versionen von Vorteil sein. So bietet etwa die Firma Arndt ein Weidefass mit Handwagen (erhältlich mit 160 l oder 265 l Fassungsvermögen) an. Kostenpunkt: etwa 1.000 Euro für die kleinere Version.
Aufgestellt werden sollten Weidefässer immer so, dass keine Verletzungsgefahr für die Pferde besteht, sie also nicht mit Beinen oder Kopf hängen bleiben oder sich an scharfen Kanten verletzen können. Am besten ist nur das Tränkebecken erreichbar, der Rest durch den Zaun abgetrennt.
Besondere Sorgfalt ist hier jedoch bei Elektrozäunen geboten: Die kleinste Verbindung zur Einzäunung kann das Tränkebecken unter Strom setzen – die Pferde verweigern dann das Saufen.
Isolierung nicht nur für den Winter praktisch
Ebenfalls wichtig: Die Fässer sollten möglichst im Schatten stehen. Das Wasser kann sich im Sommer ansonsten stark erwärmen und dadurch rascher verderben. Im Schatten passiert das zwar nicht so schnell wie in praller Sonne, allerdings bleibt Wasser bei 30 °C auch im Schatten nicht lange wirklich frisch. Isolierte Behälter versprechen hier Abhilfe. Diese halten das Wasser im Winter frostfrei und im Sommer eben länger kühl. Die bereits genannte Firma Arndt Europadiscount bietet isolierte Weidefässer an, in denen Wasser trotz Sommerhitze angenehm kühl bleiben soll. Dieser Vorteil hat einen stolzen Preis: Das 650-l-Fass (mit Tränkebecken) schlägt mit knapp 3.800 Euro zu Buche.
Neu auf dem Markt ist ein isolierter Wasserbottich, der oben vollständig abgedeckt ist, um Verschmutzungen, etwa durch Laub oder Insekten, zu verringern. Möchten die Pferde an das kühle Nass, müssen sie dafür eine runde Platte in der Mitte der Abdeckung herunterdrücken. In den Bottich passen bis zu 180 l Wasser. Erhältlich z. B. bei Patura („Thermotränke Isobar 250“) oder Pferdesport Haas („Thermo-Guard 250 L“; Kosten um die 700 Euro.
Oberflächenwasser nicht zum Tränken geeignet
Ist auf der Weide keine Wasserleitung vorhanden, dafür aber ein natürliches Gewässer, ist die Verlockung groß, dieses zum Tränken der Pferde zu nutzen. Experten raten davon aber dringend ab. Zum einen ist die hygienische Qualität von Oberflächenwasser oft mangelhaft und zudem starken Schwankungen unterlegen – selbst wenn eine Wasseranalyse beauftragt wird, ist diese nur eine Momentaufnahme.
Zudem können schädliche Stoffe wie Nitrat, Phosphat oder Rückstände von Pflanzenschutzmitteln eingetragen werden. Und: In offenen Gewässern leben mitunter Süßwasserschnecken, die als Zwischenwirt für Leberegel fungieren. Auch Regenwasser zum Tränken wird von Fachleuten eher kritisch gesehen, da die Verunreinigung mit Mikroorganismen und Schadstoffen auch hier hoch sein kann. Soll Brunnenwasser zur Wasserversorgung der Pferde zum Einsatz kommen, sind regelmäßige Wasseranalysen auf dessen Eignung obligatorisch.
Weidetränken: Wasserkanister in XXL-Größe
Mittlerweile sind auch Intermediate Bulk Container (IBC) häufig am Rande von Weiden zu sehen. Ein Innenbehälter (sogenannte Tank-blase) aus HDPE (High Density Polyethylene) wird durch einen „Mantel“ aus einer Gitterbox, die auf einer Palette montiert ist, geschützt. Grundsätzlich gibt es diese Behälter neu oder rekonditioniert, also gebraucht und entsprechend aufbereitet. Letztere sind zwar deutlich günstiger, für die Verwendung als Tränke – IBC kommen auch in vielen anderen Bereichen zum Einsatz – empfiehlt beispielsweise die Rekubik GmbH jedoch ausschließlich neue Tankblasen.
Gitterkäfig und Palette hingegen könnten problemlos als Gebrauchtware wiederverwertet werden. Meist sind die Tankblasen weiß, der Hersteller weist jedoch darauf hin, dass schwarze das Wasser besser vor Sonneneinstrahlung schützen und somit die Algenbildung hemmen. Zusätzlich sind UV- oder Thermoschutzhauben separat erhältlich. Die IBC gibt es in Kombination mit Tränkebecken. Bei 1.000 l Gesamtvolumen sind nach dessen Montage laut Rekubik aufgrund der Anbauhöhe noch 800 l nutzbar. Kostenpunkt: knapp 300 € für den IBC mit Tränke (1.000 l Volumen).
Ebenfalls isoliert ist der Elma-Isotank. Der 530 l fassende, mit PU-Schaum ausgeschäumte, doppelwandige Kunststofftank mit patentiertem Auslaufsystem verspricht im Sommer und Winter (bis – 25 °C) eine zuverlässige und saubere Wasserversorgung ohne Strom- und Wasseranschluss. Der Deckel ist abnehmbar, wodurch Befüllen und Reinigen vereinfacht werden. Preislich liegt der Elma-Isotank bei 1.350 Euro für die Basisversion, 1.700 Euro für die Premiumversion (inklusive Holzgestell und Tränkeschutzbügel aus Metall) beziehungsweise 1.695 Euro für die Version Drive (inklusive Anhängerholzgestell und Befestigungssatz).
Weidetränken: Klappen- und Balltränke sowie Weidepumpe
Der Mechanismus bei Klappen- und Balltränken ähnelt sich: Das Wasser ist komplett abgedeckt, um dranzukommen, müssen die Pferde entweder eine Klappe anheben oder einen Ball herunterdrücken (für Pferde, die das nicht so gerne machen, gibt es mittlerweile statt Ball auch eine Tränkeschale). Kostenpunkt: ab etwa 650 Euro für eine Klappentränke bzw. ab 500 Euro für eine Balltränke. Beide werden insbesondere als frostsichere Weidetränken angepriesen, da sie gut isoliert sind. Doch diese Eigenschaft ist, wie bereits erwähnt, im Sommer ebenfalls durchaus von Vorteil. Zudem ist das Wasser durch die Abdeckung vor Verschmutzungen geschützt. Allerdings ist ein geeigneter Wasseranschluss Bedingung.
Das gilt auch für den Horse Waterer der Firma Nelson (ab etwa 550 Euro). Das Prinzip ist hier anders: In der Tränke ist ein Gewicht montiert. Sind dieses sowie Wasser und Tränkeschüssel gleich schwer, fließt kein Wasser. Trinkt ein Pferd, sinkt das Gewicht in der Schüssel – der Wiegebalken darunter kippt und öffnet das Ventil. Praktisch: Die Tränkeschüssel kann zum Reinigen problemlos herausgenommen werden.
Gibt es auf der Weide keine Wasserleitung, können Weidepumpen zum Einsatz kommen. Die Pferde müssen einen Hebel betätigen, wodurch das Wasser mittels einer Zuleitung z. B. aus einem Brunnen (auf Wasserqualität achten, siehe Kasten) gepumpt wird. Wichtig für Pferde ist eine leichtgängige Pumpe. Verfügt diese noch über einen Doppelhub-Mechanismus, strömt das begehrte Nass schneller nach. Je nach Ausführung sind Weidepumpen ab etwa 250 Euro erhältlich.
Anlernzeit
Wenn Pferd und Tränke neu aufeinandertreffen – sei es, dass das Tier erst eingezogen ist oder die Tränkeinrichtung gerade neu installiert wurde – muss das Saufen aufmerksam beobachtet werden. Manche Pferde tun sich schwer beim Bedienen von Stabventil oder Pumpe, Klappeöffnen oder Herunterdrücken von Ball bzw. Platte. Mitunter muss das Verwenden der Tränke mit den Tieren geübt werden.
Unerlässlich: Hygiene und tägliche Kontrolle
Oberstes Gebot bei Weidetränken: Die hygienische Qualität muss stimmen. Tränken sollten daher mindestens täglich auf Verschmutzungen überprüft und gereinigt, stehendes Wasser regelmäßig erneuert werden. Algenbildung ist ein häufiges Problem. Manche Algen gelten als gesundheitsschädlich. Um ihr Wachstum zu begrenzen, sollte das Wasser immer im Schatten stehen.
In Wasserbehältern bildet sich zudem oft ein Biofilm – eine schleimige Schicht, in der sich unzählige Mikroorganismen tummeln. Diesem kann durch Schrubben und Nachspülen zu Leibe gerückt werden. Es gibt auch spezielle Reinigungsmittel oder Wasserzusätze. Hier ist immer darauf zu achten, dass diese für (Pferde-)Tränken geeignet sind. Im Zweifel sollte beim Hersteller nachgefragt werden.
Doch Vorsicht: Pferde sind hier sehr sensibel, beim Einsatz solcher Mittel muss genau geprüft werden, ob die Tiere nicht plötzlich das Wasser verschmähen. Und noch etwas ist wichtig: Die Weidetränke muss zur Anzahl der Pferde passen, darauf sollte schon vor dem Kauf geachtet werden. Oft geben die Hersteller die empfohlene Tierzahl mit an. Wenn nicht: gezielt nachfragen.