Zeestower Gartenstübchen: Tischlein deck dich …

Zum Herbstangebot gehörten neben Kartoffeln und Kürbissen auch Möhren, Salat und Sellerie. © Sylvia Passow
Nebenerwerb
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Wie Sandra Thureaux-Steinecke und Yves Thureaux im Havelland den Tisch vorm Zaun zu ihrem Zeestower Gartenstübchen entwickelten, das ihnen mit Gartengemüse und Eingemachtem Arbeit und Ausgleich zugleich ist.

Von Sylvia Passow

Kleine Tischchen vor Gartenzäunen, beladen mit Obst, Gemüse, Kartoffeln, Honig oder frischen Eiern, sieht man bei einer Tour über die Dörfer gar nicht so selten. Auch in Zeestow stellte Sandra Thureaux-Steinecke Überschüssiges aus eigenem Anbau vor die Tür. Dazu selbst gezogene Gemüsesetzlinge und hausgemachte Marmeladen. Schon bald zeigte sich, der Tisch wurde rasch abgeräumt, reichte schon bald nicht mehr aus. Aus dem Tischchen wurde ein Tisch, aus diesem ein Marktstand, der bald um weitere Tische ergänzt wurde. Inzwischen ist der halbe Vorgarten dem Verkauf regionaler Produkte gewidmet. Innerhalb eines Sommers wurde das Zeestower Gartenstübchen zum Geheimtipp im Havelland.

Wie alles im letzten Sommer begann

Yves Thureaux und Ehefrau Sandra wirken selbst überrascht, wenn sie auf den vergangenen Sommer zurücksehen und auf das Wachstum vor ihrer Tür. Geplant, sagen sie, war das nicht. Es war eher wie ein Schneeball, einmal ins Rollen gekommen, nicht mehr zu stoppen. Diese Eigendynamik hat das Paar aufgegriffen, der Polizist und die Landschaftsgärtnerin nehmen das, was da kommt, auf und spinnen die Fäden einfach weiter.

Sandra Thureaux-Steinecke und Yves Thureaux an einem ihrer Marktstände neben dem Haus.
Sandra Thureaux-Steinecke und Yves Thureaux an einem ihrer Marktstände neben dem Haus. © Sylvia Passow

Dabei gehen sie keineswegs planlos vor. Im Gegenteil, sie stehen in engem Kontakt mit ihren Kunden. Über eine Facebook-Gruppe erkunden sie, was gerade gefragt ist und was weniger. Über das soziale Netzwerk teilen sie mit, wann es was Neues zu entdecken gibt im Zeestower Gartenstübchen.

Vor fünf Jahren zog das Paar nach Zeestow, einem Ortsteil von Brieselang. Ihr Grundstück liegt direkt an der Hauptstraße, die sich durch den kleinen Ort zieht. Der 800 Quadratmeter große Garten ließ für Sandra Thureaux-Steinecke so manchen Kindheitstraum wahr werden. Noch musste die dreifache Mutter etwas Platz für die Kinder zum Spielen und Toben lassen, doch je weniger der Nachwuchs durch den Garten rennt, umso mehr wachsen die Beete und Sträucher mit Beerenobst, bleibt Platz für Obstbäume und ein Gewächshaus.

Von der Oma gelernt

Das Gärtnern, sagt Thureaux-Steinecke, liege ihr im Blut. Schon als Kind hing sie gern mit den Füßen aus dem Beet, half beim Aussäen, harken, pikieren, pflegen und natürlich auch beim Ernten. Von der Großmutter erbt sie die Liebe zum Verarbeiten der Gartenfrüchte. Ihre Rezepte hat sie zwar nicht von der Oma übernommen, sehr wohl aber die Liebe und Sorgfalt bei der Verarbeitung.

Sie füllt heiße, traditionelle Erdbeer- oder Kirschmarmelade in die Gläser. Gern auch moderne Varianten einer Kürbismarmelade oder Kreatives wie eine Rote-Tomaten-Marmelade. Apfel, Holunder, Hagebutte, Quitte, alles kann zu fruchtigen Aufstrichen verwandelt werden. Dazu kommen eingelegtes Gemüse wie Blumenkohl, Gurken und Radieschen süßsauer, pikante Tomatensoßen. Hierfür hat sie sich in einer Profi-Küche eingemietet.

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Zeestower Gartenstübchen: Sogar Wachteleier im Programm

Im Garten hinter dem Haus sprießt, grünt und blüht es bis in den Herbst. Auch für die Insekten ist der Tisch lange und reich gedeckt. Pflanzenschutzmittel verwendet die Hobbygärtnerin gar nicht, gedüngt werde mit einem Biodünger, sagt sie, dazu kommen Kuh- und Pferdemist.

Bereits im letzten Jahr zogen zwölf Hühner auf das Grundstück, das Angebot konnte um frische Eier aus Freilandhaltung erweitert werden. Inzwischen sind es 25 Hühner unterschiedlicher Rassen, die für farbenfrohe Eiervielfalt sorgen. In ihrem großen Gehege genießen sie Sonne, Wind und frische Luft. Sogar Wachteleier sind im Programm. Da die Eier aus der eigenen Haltung die Kundennachfrage nicht abdecken, verkauft das Paar auch Eier aus Beelitz, dazu Eierlikör und hausgemachte Nudeln.

Mehr Regionales bitte!

Die Kartoffeln liefert ein Landwirt aus Neubrandenburg. Und gleich zwei Imker aus der Gemeinde verkaufen ihren Honig nun auch im Gartenstübchen. Der örtliche Jäger liefert Wildspezialitäten und damit ein Produkt, das im Zeestower Gartenstübchen noch schwer zu finden ist. „Vegetarier werden bei uns glücklich. Wer aber auch mal ein schönes Stück Fleisch auf den Grill legt, geht bei uns noch leer aus“, sagt Yves Thureaux. Er denkt über die Vermarktung des Hühnerfleisches nach. Fleischprodukte aus der Region fehlten noch, sagt er. Und nicht nur das.

Thureaux beklagt einen Mangel an regionalen Produkten, die für die Teller der Menschen gedacht sind. Die meisten Landwirte hier bauen Tierfutter an, beobachtet Thureaux. Das landet auf Umwegen auch in der Küche, doch vom Feld oder Acker direkt auf den Teller, das sei im Havelland immer noch schwer zu finden. Er würde sich für das Zeestower Gartenstübchen noch mehr regionale Produkte wünschen. Denn das hat der vergangene Sommer gezeigt: Die Nachfrage sei da, sagt Thureaux, es ist, als hätten die Zeestower nur auf so ein Angebot gewartet.

Zeestower Gartenstübchen: Gezahlt wird in Kasse des Vertrauens

Zeestower Gartenstübchen, Kiwi-Beeren gehören zu den exotischeren Angeboten.
Kiwi-Beeren gehören zu den exotischeren Angeboten.

Dieser Nachfrage zu begegnen, bindet viel Zeit. Yves Thureaux arbeitet als Polizist im Schichtdienst, Sandra Thureaux-Steinecke hat eine 30-Stunden-Stelle im benachbarten Falkensee. Zum Team gehört auch der als Lagerist beschäftigte Sven Stone. Er übernimmt den Aufbau am Morgen, und auch dieser Aufbau wird immer umfangreicher.

Tüten mit Kräutern und Gewürzen, die Gläser mit den verführerischen Inhalten, Eier, frisches Obst und Gemüse, und bald soll noch frische Milch aus der Nachbarschaft dazukommen, verrät Thureaux. Die Kunden kommen und bedienen sich, das Gartenstübchen ist täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Gezahlt wird in eine Kasse des Vertrauens. Das klappe sehr gut, sagt Yves Thureaux. „Manchmal liegt ein Zettel drin: ,Habe mir dies oder jenes genommen, hatte kein Geld bei und zahle morgen‘“, erzählt er. Darauf könne man sich verlassen, fügt der 42-Jährige hinzu.

Ein eigener Laden denkbar, aber nur in Zeestow

Wenn es die Zeit hergibt, steht er durchaus schon mal am Stand, erzählt er weiter. Mit den Leuten ins Gespräch kommen, das sei für ihn der schönste Teil der Arbeit im Gartenstübchen. Er spüre die Wertschätzung für die Produkte, die in den Holzregalen und auf den Tischen stehen, sagt er.

Der nächste Schritt wäre ein eigener kleiner Laden. Sandra Thureaux-Steinecke kann sich für den Gedanken ebenfalls begeistern. Im Moment, sagen sie, verdienen sie etwa tausend Euro im Monat mit dem Zeestower Gemüsestübchen – saisonale Schwankungen eingerechnet. Die Investitionen im Vorgarten konnte der Verkauf decken, sagt Thureaux, für den eins allerdings feststeht: Sollte es ein Geschäft geben, muss das in Zeestow sein. Mit dem Gartenstübchen in einen anderen Ort zu ziehen, kommt nicht infrage. „Man hatte uns bereits in Brieselang einen Laden in Aussicht gestellt. Der war auch schön, nur eben nicht in Zeestow.“

Es sind die Zeestower, die das Gartenstübchen so rasant wachsen ließen, die sich über Gurken, Tomaten in unterschiedlichen Sorten, Salat, Chili, Zucchini, Auberginen, Paprika, Zwiebeln, Möhren, Sellerie, Rote Bete, Kürbis, Erdbeeren, Johannisbeeren, Kirschen, Stachelbeeren, Äpfel und frische Kräuter von Borretsch bis Waldmeister freuen. Und weiter freuen sollen.

Übrigens: Landwirte und Erzeuger aus dem Havelland, die ihre Produkte im Gartenstübchen verkaufen möchten, können sich gern bei den beiden melden.
Kontakt: 0177/3 44 69 96 oder tythureaux@yahoo.de

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