Raps-Ernte: Powerwochenende in Mecklenburg-Vorpommern
Das wechselhafte Wetter macht vielen Betrieben zu schaffen. Unser Praxispartner die Agrofarm eG Lüssow konnte die Raps-Ernte erfolgreich abschließen und berichtet von gelungenen und schwierigen Kulturen.
Sommerlich warme Temperaturen, ein laues Lüftchen und überwiegend blauer Himmel – endlich wieder ein paar Tage am Stück Erntewetter, atmet das Team unseres Praxispartners, Agrofarm eG Lüssow, am Wochenende (20./21. Juli) auf. Denn das ist in diesem Jahr zur Druschsaison fast schon eine Rarität, wechseln sich doch seit Wochen warme, trockene und kühlere, nasse Phasen nahezu täglich ab. Zwischendrin wartete auch immer mal ein Sommergewitter mit zum Teil heftigen Regenfällen auf.
Gerste schneidet unterdurchschnittlich ab
Doch bevor es am Tag unseres Besuches mit Volldampf in die Raps-Ernte geht, ist noch jede Menge Geduld gefragt. Zu nass ist das „schwarze Gold“ bei mehrmaligen Proben am Vormittag. So nutzen wir die Zeit, um über den bisherigen Ernteverlauf zu resümieren, denn eine Kultur steht zu dem Zeitpunkt bereits auf der Habenseite: Wintergerste.
Während am 27. Juni die erste Probe der etwa 453 ha erfolgte und es am 6. Juli richtig losging, schloss sich das Kapitel am 14. Juli: Mit rund 3.630 t, die zunächst in drei eigenen Lagerhallen untergebracht sind, brachte die Gerste im Schnitt 80,1 dt/ha ein. Damit liegt das Ergebnis hinter den vergangenen zwei Jahren mit 89,3 dt/ha (2023) und 86 dt/ha (2022) zurück und enttäuschte vor allem auf den Lomerit-Schlägen mit unter 70 dt/ha. „Eine Sorte, die wir sonst wegen ihrer Stabilität schätzen“, berichtet Wencke Ladwig, stellvertretende Vorstandsvorsitzende. „Wirklich erklären können wir uns das noch nicht.“
Ungeachtet dessen steht jedoch schon fest, wie es auf den abgeernteten Gerstenfeldern weitergeht. Die Flächen werden bereits vollständig für die Raps-Aussaat vorbereitet. Dafür wird unter anderem Gülle ausgebracht, die mit Schleppschläuchen unmittelbar eingearbeitet wird, und Kalk gestreut. Denn die Ölfrucht ist anspruchsvoll und benötigt für einen guten Vegetationsstart und Spitzenertrag unter anderem einen nährstoffreichen Boden und
guten Kalkzustand, weiß Ladwig.
Raps-Menge durchschnittlich
Da kommt wie aufs Stichwort der Anruf von Pflanzenbauleiter Tom Harnack: Es kann losgehen mit dem Raps-Drusch – das Feuchtemessgerät zeigt 10 % an. Infolgedessen machen sich die drei betriebseigenen Claas-Mähdrescher mit geballter Kraft auf zu einem nahgelegenen Schlag und siehe da, kurz nach den ersten Abbunkerungen liegt die Kornfeuchte bei optimalen 9 %. Von den ebenfalls eigenen Abfahrgespannen wird das Erntegut dann zur Zwischenlagerung in eine Halle der Agrofarm gebracht.
„Das war so nicht geplant und ist etwas ärgerlich“, sagt die stellvertretende Vorstandsvorsitzende. Doch wegen Engpässen könne der Handelspartner die Ware erst ab Dienstag abholen. Dann jedoch wird er auch reichlich zu tun haben, denn weil der Wetterbericht ausnahmsweise hielt, was er versprach, schaffte die Agrofarm bis Montagmorgen etwa 310 ha und rund 1.200 t zu ernten. Das entspricht etwa 38,7 dt/ha – und auch dem bisherigen Schnitt von 38,5 dt/ha der bereits abgeernteten rund 100 ha –, womit die Lüssower durchaus zufrieden wären. Ob sich das Ergebnis für den Raps festigt und wie die Qualitätsparameter, vor allem der Ölgehalt, aussehen und ob die wechselhafte Witterung (noch) Einfluss nahm, steht allerdings erst nach Abholung und Abschluss der Rapsernte fest.
Winterweizen stark im Lager – Mais steht gut
Bereits negative Folgen hinterließen die bisherigen Wetterkapriolen bei den noch folgenden Getreidekulturen. Während es Triticale nur stellenweise erwischte, ist Winterweizen stark von Lagergetreide betroffen. Auf etwa 200 der rund 650 ha liegen die Pflanzen flach auf dem Boden. Die Sommergewitter und teils starken Regenfälle führten dazu, dass Halme und Ähren immer schwerer wurden und das Gewebe aufweichte. Durch zusätzlich nassen Boden und kräftigen Wind geriet die Statik der Pflanzen endgültig in Schieflage. Das koste Ertrag, Qualität und damit bares Geld, befürchtet Ladwig.
Doppelt ärgerlich dabei: größtenteils betrifft es die frühgedrillten Opal-Schläge und damit Vermehrungsweizen. Ein Grund, warum die später gedrillten Flächen widerstandsfähiger waren, könnte sein, dass diese die Pflanzenschutzmaßnahme mit Wachstumsregler CCC zu einem späteren Zeitpunkt erhielten, mutmaßt die Landwirtin.
Das Wechselwetter, vor allem die Kombination aus feucht und warm, hingegen gutgetan hat den Maisbeständen. Auf fast allen Schlägen finden sich dichte, gesunde, hohe Bestände mit kräftigen Einzelpflanzen, die überwiegend zwei Kolbenansätze zeigen.
Von den Verhältnissen auf dem Acker fast unbeeindruckt, zeigten sich vorige Woche junge Betriebsbesucher. Das Team der Agrofarm gewährte mal wieder Jungen und Mädchen des Kindergartens und der Grundschule Lüssow Einblicke in die Landwirtschaft. Dabei besonders beliebt: die Tiere, und nicht fehlen darf die Aktion, auf der Waage das Gewicht einer Kuh zu erreichen.
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