Tierseuchen-Alarm im Osten

Blauzungenkrankheit in Ostdeutschland: Jetzt auch Brandenburg betroffen

In Mecklenburg-Vorpommern wurde bei einem Betrieb mit Mutterkühen die Blauzungenkrankheit nachgewiesen. (c) CrazyCloud/stock.adobe.com
Tierhaltung
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UPDATE 13.8.: Nach Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen ist die Blauzungenkrankheit jetzt auch in Brandenburg nachgewiesen worden. Betriebe mit Schaf- und Rinderhaltung sind betroffen. Welche Auswirkungen hat das für Tierhalter? Und was wird im September aus der MeLa?

Von Claudia Duda

Aus immer mehr Bundesländern wird gemeldet, dass sich die Blauzungenkrankheit ausbreitet. Am Dienstag, 13.8., informierte das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration in Brandenburg, dass bei zwei Kälbern in einem Rinderbestand im Landkreis Potsdam-Mittelmark am Vortag der Ausbruch des Blauzungenvirus vom Serotyp 3 (BTV-3) amtlich festgestellt wurde.

Bereits in der vergangenen Woche war in mehreren Betrieben in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt die Blauzungenkrankheit nachgewiesen worden. Aus dem Altmarkkreis Salzwedel wurden am Mittwoch (7.8.) zwei Fälle gemeldet. Wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht, wurden in der Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf sowie in der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) in zwei Schafbeständen Fälle der Blauzungenkrankheit amtlich festgestellt.

Am Sonnabend, 10.8., meldete dann auch das Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie, dass die Landratsämter der Landkreise Eichsfeld und Nordhausen jeweils in einem Schafbestand den Ausbruch der Blauzungenkrankheit vom Serotyp 3 festgestellt haben. Die Proben zur Untersuchung seien aufgrund von Krankheitserscheinungen entnommen worden. Es handele sich bisher in beiden Beständen jeweils um Erkrankungen eines Einzeltieres. Sowohl die Behandlung der betroffenen Tiere als auch der Einsatz insektenabwehrender Mittel seien eingeleitet worden.

Mutterkuhbetrieb in Mecklenburg-Vorpommern betroffen

Zuvor hatte sich bereits der Verdacht auf eine Infektion mit dem Blauzungenvirus in einem Mutterkuhbetrieb mit 23 Tieren im Landkreis Ludwigslust-Parchim bestätigt. Das teilte das Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt in Mecklenburg-Vorpommern am Dienstag (7.8.) mit. Es handelt sich um den ersten bestätigten Nachweis des Blauzungenvirus seit dem Jahr 2009. Damit verliert das Land Mecklenburg-Vorpommern den Status „frei von Blauzungenkrankheit“. Nur noch unter Auflagen ist das Verbringen empfänglicher Tierarten und von Zuchtmaterial jetzt möglich.

Kuh zeigte Symptome

Nachdem bei einer Kuh Symptome der Blauzungenkrankheit festgestellt wurden, wurde eine Blutprobe des erkrankten Tieres zur Untersuchung eingeschickt. Im Ergebnis der Untersuchung durch das Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LALLF) wurde eine Infektion mit dem Blauzungenvirus nachgewiesen. Eine Bestätigung und Serotypisierung wird durch das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) durchgeführt.

Rinderhaltung im Harz betroffen

Auch in einer Rinderhaltung im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt ist die Blauzungenkrankheit ausgebrochen. „Das nationale Referenzlabor für Blauzungenkrankheit (BT) des Friedrich-Loeffler-Instituts bestätigt die erste Infektion mit Serotyp 3 (BT-Virus-3) bei einem Rind im Landkreis Harz“, erklärte Amtstierarzt Dr. Rainer Miethig in einer Pressemitteilung am Mittwoch (7.8.). Es sei gleichzeitig der erste Nachweis der Tierseuche in Sachsen-Anhalt.

Betroffen sei eine Rinderhaltung im Altlandkreis Wernigerode. „Mit weiteren Ausbrüchen ist zu rechnen“, hieß es. Vor allem Schafe, Ziegen und Rinder mit BT-Virus-typischen Symptomen sollten auf eine mögliche Infektion untersucht werden, rät der Amtsveterinär. Mit diesem Nachweis verliert, wie schon Mecklenburg-Vorpommern, das gesamte Bundesland Sachsen-Anhalt den Status „seuchenfrei“ nach Durchführungsverordnung (EU) 2021/620 der Kommission, was zu Handelsbeschränkungen führt. Der Altmarkkreis Salzwedel hat am 9.8. über einen weiteren Ausbruch der Blauzungenkrankheit in einer Mutterkuhhaltung in der Einheitsgemeinde Hansestadt Salzwedel informiert.

Blauzungenkrankheit: Schon 1.500 Fälle bundesweit

Die Ausbrüche kamen nicht unerwartet: Das BT-Virus-3 wurde bereits seit Herbst 2023 massiv in den Niederlanden, schließlich ab diesem Frühjahr auch in Deutschland festgestellt und hat sich seitdem rasant ausgebreitet. Bis jetzt sind fast 1.500 Ausbrüche von BT-Virus-3 mit Schwerpunkt Nordrhein-Westfalen, aber auch in Niedersachsen, Bremen, Hessen und Rheinland-Pfalz festgestellt worden, überwiegend in Schafhaltungen. Allein seit dem 1. August wurden bundesweit über 1426 neue Fälle (Stand 13.8.) gemeldet.

Was wird aus der MeLa?

Nach dem Ausbruch der Blauzungenkrankheit in Mecklenburg-Vorpommern fragen sich viele, ob das Auswirkungen auf die MeLa – die Fachausstellung für Landwirtschaft, Ernährung und ländliche Perspektiven in Mühlengeez haben wird. „Ja – die aktuelle Tierseuchensituation wird Auswirkungen auf die MeLa im September haben“, erklärt die Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums Mecklenburg-Vorpommern, Eva Klaußner-Ziebarth, auf Nachfrage.

Bei der Blauzungenkrankheit handele es sich um eine handelsrelevante Tierseuche, bei der Maßnahmen für das Verbringungen zwischen den Mitgliedstaaten zu beachten sind, um eine Ausbreitung zu verhindern. Allerdings: „Für Verbringung von Tieren innerhalb infizierter Zonen, das heißt auch innerhalb von M-V, gelten keine besonderen Bedingungen in Bezug auf den derzeit auftretenden BTV-Serotyp“, so die Sprecherin.

Inwieweit und unter welchen konkreten Bedingungen die Teilnahme von Tieren aus MV auf der MeLa erfolgt, obliege dem Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt des Landkreises Rostock. Für Tiere aus seuchenfreien Gebieten in Bezug auf die Blauzungenkrankheit müsse der Tierhalter im Vorfeld mit der jeweilig örtlich zuständigen Veterinärbehörde klären, welche Bedingungen für die Rückführung der Tiere in den Herkunftsbestand gelten.

Symptome und Diagnostik

Die Blauzungenkrankheit kann bei Wiederkäuern zu Fieber, Maulgeschwüren, Speicheldrüsenschwellungen, Lahmheit und in schweren Fällen zu Todesfällen führen. Die Diagnose erfolgt durch die Untersuchung von Blutproben.

Maßnahmen zur Eindämmung und Bekämpfung

  • Impfung: Obwohl es derzeit keinen in der EU zugelassenen Impfstoff gegen den Serotyp 3 gibt, wurden Ausnahmegenehmigungen für bestimmte Impfstoffe erteilt. Die Impfung ist der effektivste Schutz gegen schwere Krankheitsverläufe und Todesfälle.
  • Tierärzte und Veterinärbehörden: Tierhalter werden dringend aufgefordert, bei auftretenden Verdachtsfällen umgehend ihren Tierarzt oder die zuständige Veterinärbehörde zu informieren.
  • Meldepflicht: Die Blauzungenkrankheit ist eine anzeigepflichtige Tierseuche. Jeder Verdachtsfall muss gemeldet werden.

Unterstützung für Tierhalter

  • Beihilfen: Die Tierseuchenkasse Mecklenburg-Vorpommern unterstützt die Impfung durch Zahlung einer Beihilfe.
  • Beratung: Die zuständigen Veterinärämter stehen den Tierhaltern für Fragen zur Verfügung.

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Weitere Informationen

Wichtige Hinweise für Tierhalter

  • Auftreten von Gnitzen: Die Übertragung der Blauzungenkrankheit erfolgt durch Gnitzen. Besonders in warmen und feuchten Sommermonaten ist die Gefahr einer Übertragung erhöht.
  • Impfschutz: Für einen optimalen Impfschutz bei Rindern sind zwei Impfdosen im Abstand von etwa drei Wochen erforderlich. Bei Schafen und Ziegen reicht in der Regel eine Impfung.
  • Biosecurity: Allgemeine Hygienemaßnahmen und eine gute Biosecurity im Betrieb können das Risiko einer Infektion minimieren.
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Schafe rennen über Koppel
Schafe sind besonders gefährdet durch das Blauzungenvirus. Die gemeldeten Fälle reichen schon bis an Sachsen-Anhalt und Thüringen heran. (c) Sabine Rübensaat

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