Der aktuellen Empfehlung zum Trotz sollten Schafhalter ihre Tiere allein aus Gründen des Tierschutzes mindestens einmal impfen. (c) Frank Hartmann

Blauzungenvirus: Schafe zweimal impfen?

Das zweimalige Impfen gegen die Blauzungenkrankheit verspricht bei Schafen mehr Sicherheit und ist teuer – und sorgt für Verwirrung. Dabei trägt der Tierarzt das Risiko.

Von Frank Hartmann

Mehr als 7.600 Fälle sind bundesweit bekannt, davon 233 in Ostdeutschland (Stand: 06.09.24, 11:00 Uhr). Das Impfen der empfänglichen Wiederkäuer stellt derzeit den einzig wirksamen Schutz dar. Für Verwirrung und zum Teil Kritik, die aber nicht offen formuliert wird, sorgte die Empfehlung des Friedrich-Loeffler-Institutes (FLI) von Anfang August zur zweimaligen Anwendung der Impfstoffe Bultavo3 und SyvazulBTV3.

Entscheidung liegt beim Tierarzt

Die Empfehlung zur zweiten Impfung von Schafen gegen das Blauzungenvirus gehe über das hinaus, was die Hersteller (insbesondere Boehringer) für ihren Impfstoff als ausreichend für die Tierseuchenbekämpfung erachtet haben, teilte das FLI auf Anfrage mit. Die Gestattung der Impfstoffe erfolgte insbesondere dafür, keine Zeit zu verlieren und einen ersten Schutz besonders für Schafe zu ermöglichen.

Im Rahmen des sehr dynamischen Geschehens müssten jetzt weitere Informationen gesammelt und analysiert werden. Grundsätzlich lasse sich festhalten, dass zwei Impfungen im Rahmen der Grundimmunisierung in der Regel immer eine belastbarere Immunität vermitteln würden als eine einmalige Impfung. Das FLI stellte klar, dass die zweimalige Applikation der besagten Impfstoffe als Abweichung von den Herstellerangaben allein vom Tierarzt verantwortet werde. „Eine Kosten-Nutzen-Risiko-Analyse könnte in diesem Zusammenhang bei dem einen oder anderen Tierbesitzer durchaus unterschiedlich ausfallen.“

„Einmalige Impfung ist besser als keine“

Beim FLI weiß man um die Kosten, die eine zweimalige Impfung den Tierhaltern abverlangt. Dennoch: „Eine einmalige Impfung ist in jedem Fall besser als keine Impfung und wird in vielen Fällen die klinischen Folgen einer Infektion zumindest reduzieren.“ Während etwa in Sachsen-Anhalt der (hohe) Zuschuss nur für eine Impfung gegen das Blauzungenvirus gewährt wird, hieß es aus dem Thüringer Sozialministerium, dass man die 60 ct je Impfung und Schaf auch zweimal als Zuschuss ausreiche.

Das FLI erwartet, dass in den nächsten Wochen Daten aus betroffenen Ländern zur Wirksamkeit des Impfens veröffentlich werden. Die Auswertung benötige eine gewisse Zeit. Tierhalter sollten jetzt nicht darauf warten, sondern aufgrund der Ausbreitungsdynamik und der klinischen Folgen einer BTV-3-Infektion in jedem Fall impfen und das mindestens einmal.

Alle Informationen stehen auf der Seite des FLI zur Verfügung.

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Blauzungenkrankheit impfen: Gnitzen übertragen das Blauzungenvirus.
Das im Blut eines infizierten Wiederkäuers zirkulierende Blauzungenvirus vermehrt sich in der Gnitze und gelangt dabei auch in ihre Speicheldrüse. Von dort kann es bei der nächsten Blutmahlzeit auf neue Wirte übertragen werden. (c) Pirbright

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