Wie Kühe "cool" bleiben

Hitzestress bei Milchkühen: Möglichkeiten zur Wärmereduzierung

Eine Schlauchbelüftung ist angenehm leise, aber erfordert regelmäßiges Reinigen der Zuluftgitter. (c) Werkbild
Tierhaltung
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Leiden Kühe unter großer Hitze, sinken Fruchtbarkeit und Milchleistung. Sich jetzt Möglichkeiten zur Wärmereduzierung zu überlegen, ist daher mehr als angebracht, denn der nächste Sommer steht vor der Tür.

Von Patricia Lössner (Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern)

Wir alle haben die letzten Sommer noch in Erinnerung: Ein Hitzerekord jagte den nächsten, Regen ließ lange auf sich warten. Was folgte, war eine Futterknappheit, wie sie viele Betriebe in diesem Ausmaß noch nicht kannten. Die politische Situation verschärfte den Kostendruck zusätzlich.

Und die Tiere litten wie wir Menschen unter der Hitze – genau genommen sogar noch stärker. Die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LFA MV) lud daher im Rahmen des Netzwerkes Fokus Tierwohl zu einem Seminar mit der Thematik „Hitzestress bei Milchkühen reduzieren“ ein, aus dem wir hier berichten.

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Hitzestress bei Milchkühen: Ausreichend Wasser bei Hitze bereitstellen

Zunächst zeigte Olaf Tober, wissenschaftlicher Mitarbeiter der LFA MV, welche Auswirkungen die Wärmebelastung auf Milchkühe hat. Um den Anstieg der Körpertemperatur auszugleichen, kommt es zu einer höheren Wasseraufnahme. Es ist also besonders in den Sommermonaten darauf zu achten, dass den Tieren Wasser in angemessener Menge und Qualität zur Verfügung steht und mehrere Tiere gleichzeitig Zugang zur Tränke haben.

Parallel dazu sinkt die Futteraufnahme und infolge auch die Milchleistung. Durch die geringere Energieversorgung werden die Tiere anfälliger gegenüber Krankheiten. Ein zu hohes Energiedefizit sollte daher dringend vermieden werden. Zu beachten ist, dass die obere kritische Temperatur leistungsabhängig ist. Kühe, die sehr viel Milch geben, haben eine geringere Toleranz gegenüber hohen Temperaturen als Tiere mit einer geringeren Milchleistung. Die Milchleistung ist aber in den letzten 20 Jahren insgesamt so stark angestiegen, dass fast alle Betriebe von dieser Problematik betroffen sind.

Daher sollte bereits beim Stallbau darauf geachtet werden, ausreichend Möglichkeiten zur Abschattung zu schaffen, beispielsweise mittels einer geeigneten Positionierung der Fenster oder Lichtplatten. Am häufigsten vorzufinden sind in den hiesigen Milchviehbetrieben Ventilatoren, die durch eine Erhöhung der Luftgeschwindigkeit für ein angenehmeres Klima sorgen.

Aber auch die Wärmeabgabe durch Verdunstung mithilfe einer Kuhdusche oder Hochdruckvernebelung findet immer mehr Einzug in deutsche Milchviehställe. Welche Lösung vom jeweiligen Betrieb angestrebt wird, sollte eine betrieblich individuelle Entscheidung bleiben. Wichtig aber ist, sich bewusst zu machen, dass eine Minderung der Wärmebelastung für die Tiere notwendig ist.

Fütterung: Tiere zur Futteraufnahme animieren

Auch hinsichtlich der Fütterung können Maßnahmen erfolgen, die die Tiere dabei unterstützen, mit der Wärmebelastung besser umzugehen. Diese beschrieb Dr. Bernd Losand, Fütterungsexperte der LFA MV, folgendermaßen:

  • Die Fütterung sollte auf die kühleren Tageszeit verlegt und eine mikrobiell bedingte Erwärmung des Futters verhindert werden.
  • Durch die häufigere Vorlage frisch gemischten Futters werden die Kühe zu einer höheren Futteraufnahme animiert.
  • Um die Kühe vor zu starker Sonneneinstrahlung zu schützen, sollte der Weideaustrieb in den Abend-, Nacht- und frühen Morgenstunden erfolgen.
  • Faserreiche Futtermittel mit hoher Verdaulichkeit wie Rübenschnitzel, Trester, Biertreber oder Getreideschlempen können als teilweiser Ersatz für Grobfuttermittel verwendet werden. Sie verringern den physischen Fress- und Wiederkauaufwand der Kühe und erzeugen durch geringere physische „Arbeit“ weniger Wärme.
  • Zudem kann der Einsatz pansenstabilen Fettes zur Sicherung der Energieaufnahme beitragen. insgesamt aber wird der Züchtung auf hitzetolerante Pflanzen eine wichtige Rolle zukommen, um den Futterbedarf aus Grundfutter auch in Zukunft zu decken.

Effektive Belüftung bei Hitzestress

Abschließend berichtete Detlef May, Leiter der Lehr- und Versuchsanstalt für Tierzucht und Tierhaltung (LVAT) Groß Kreutz, wie dem Thema in der Praxis begegnet werden kann. Im Jahr 2014 wurden in der LVAT Groß Kreutz zusätzliche Lüfter im Milchviehbereich installiert und eine Schlauchlüftung mit drei Luftschläuchen eingebaut.

Letztere wird inzwischen automatisch gesteuert. Sie setzt bei circa 15 °C ein und fährt ab 21 °C auf volle Leistung. Die Schlauchlüftung schafft eine gleichmäßige Belüftung aller Liegeboxen und Fressplätze mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 2 m/s im Liegebereich und verhindert somit Tieransammlungen an einzelnen Lüftern. Zudem ist die Lärmbelästigung geringer als die der vorherigen Lüfter.

Insgesamt sieht May diese Anschaffung als einen Fortschritt und würde sich bei den in Groß Kreutz vorherrschenden Gegebenheiten auch wieder für dieses System entscheiden. Für verbesserungswürdig hält er hingegen die Haltbarkeit der Schlauchlüftung. Da die Kühe die Luftschläuche erreichen können, würde dies zu Beschädigungen führen. Auch müssen die Lüftungsgitter vor der Zuluft regelmäßig von Staub, Stroh und Blättern befreit werden, um eine geringere Leistung durch Schmutzpartikel zu vermeiden.

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Frische Brise: Zusätzlich zu Ventilatoren setzten Betriebe bei großer Hitze auch Schlauchbelüftungssysteme ein. © Frank Hartmann