Vom Euter bis zur Ladentheke
Das Biohandelshaus Dennree betreibt im eigenen Landwirtschaftsbetrieb, dem Hofgut Eichigt im Vogtland, nun auch eine Molkerei. Täglich sollen hier 12.500 Liter Milch abgefüllt werden.
Von Silvia Kölbel
Die Milch vom Hofgut Eichigt, dem größten Biobetrieb Sachsens, benötigt seit einigen Wochen nur noch maximal 24 Stunden vom Euter der Kuh bis in die Ladentheke. Das zumindest versichert das Biofachhandelshaus Dennree mit Sitz im fränkischen Töpen, welches das Hofgut betreibt. Die neue Hofmolkerei, gleich neben dem Melkstand, macht es möglich.
geplant: täglich ca. 12.500 l Milch abfüllen
Im März ging die 800 Quadratmeter große Hofmolkerei in Betrieb. Von Juli bis Dezember 2020 dauerten die Bauarbeiten. Erste Testabfüllungen schlossen sich an. Anfang des Jahres erhielt dann die Hofmolkerei ihre EU-Zulassung und ein Stück später auch die Bioland-Zertifizierung. Genaue Investitionskosten nennt Dennree nicht. Nur so viel: „Die Bausumme liegt im mittleren einstelligen Millionenbereich. Es gab keine Fördermittel“, schreibt Pressesprecherin Maike Schmoch.
Geplant ist, täglich etwa 12.500 l Milch in Halbliter- und Liter-Verpackungen abzufüllen, vorerst noch mit dem Aufdruck der Dennree-Eigenmarke. Voraussichtlich ab Dezember soll auf den Verkaufsverpackungen allerdings auch der Schriftzug „Hofgut-Eichigt-Milch“ zu lesen sein. In der Hofmolkerei füllt Dennree ausschließlich die Milch aus dem eigenen Betrieb ab.
bisher einzigartige Milch in deutschland
Die anderen 12.500 kg Rohmilch, die der Betrieb nicht für die Aufbereitung zu Frischmilch benötigt, werden in einer Partnermolkerei unter anderem zu Weidemilchbutter, Weidemilchjoghurt und Käse verarbeitet, teilt Geschäftsführer Jannis Buschtöns über die Pressestelle mit. Für persönliche Gespräche stehe Buschtöns noch nicht zur Verfügung, so die Pressesprecherin in Töpen. Buschtöns müsse sich erst noch einarbeiten.
Mit der Frischmilch, die gleich neben dem Karussellmelkstand abgefüllt wird, bietet Dennree nach eigenen Auskünften eine in Deutschland bisher einzigartige Milch an, bei der die Verantwortung für die gesamte Produktionskette von der Kuh bis in den Markt in der Verantwortung des Anbieters liege.
Die vier neuen Mitarbeiter der Hofmolkerei, ein Molkereimeister und sein Stellvertreter sowie zwei Maschinenführer, verarbeiten die Milch ausschließlich zu Frischmilch mit einem Fettgehalt von entweder 1,5 % oder 3,8 %. Sie füllen sowohl klassisch pasteurisierte Frischmilch mit wenigen Tagen Haltbarkeit ab als auch ESL-Milch (englisch: extended shelf life), die für ein paar Sekunden auf 127 Grad erhitzt wird und dann ungeöffnet und gekühlt bis zu 21 Tagen haltbar ist.
Der Vertrieb erfolge deutschlandweit, teilweise sogar bis nach Wien, so Pressesprecherin Maike Schmoch. Weitere Standorte betreibt die Unternehmensgruppe Dennree unter anderem in München, Hamburg, Frankfurt und Berlin.
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kuhgebundenen Kälberaufzucht aus überzeugung
Gleich nach der Übernahme der ehemaligen Agrofarm 2000 GmbH, die jetzt Hofgut Eichigt heißt, sei bei Dennree die Entscheidung gefallen, in eine Abfüllanlage zu investieren, so Schmoch. Deshalb entstand die Gebäudehülle schon 2017 im Zuge der umfangreichen Aus- und Umbauarbeiten. „Zunächst lag unser Schwerpunkt aber auf den Stallumbauten und dem Tierwohl unserer Rinder“, so die Unternehmenssprecherin.
Mit der Übernahme des Landwirtschaftsbetriebs durch das Biohandelshaus ging die Umstellung auf kuhgebundene Kälberaufzucht einher. Dazu teilt Buschtöns mit: „Mit der kuhgebundenen Kälberaufzucht gehen wir als Hofgut Eichigt aus Überzeugung einen eigenen Weg. Uns geht es dabei um die natürliche Beziehung zwischen Milchkühen und ihren Kälbern. Grundsätzlich verbringen die Kälber die ersten vier Monate ihres Lebens mit Ammenkühen. In den ersten Tagen sind sie mit ihren Müttern in einer Box mit je vier weiteren Kühen und deren Kälbern untergebracht.“
Auch die männlichen Tiere verbleiben seit der Umstellung auf ökologische Landwirtschaft für die Mast auf dem Betrieb. 1.500 Kühe produzieren in Eichigt Milch für Dennree. „Die Milchleistung unserer Kühe liegt im Jahr pro Tier bei etwa 8.000 bis 8.500 kg“, so Geschäftsführer Jannis Buschtöns. Der Mann aus Schleswig-Holstein leitet den Landwirtschaftsbetrieb seit Mitte Juli. Er löste den langjährigen Geschäftsführer Gerhard Feustel ab, der in den Ruhestand gegangen ist.
