Rinder als Klimaschützer: Können Kühe „stallrein“ werden?

Forscher am FBN Dummerstorf: Tierarzt Volker Röttgen, Neele Dirksen, Katrin Siebert und Dr. Jan Langbein (v. l.) bringen Kühen bei, auf die Toilette zu gehen. Ihr Ziel ist es, Kot und Urin möglichst zu trennen. © FBN/Nordlicht
Tierhaltung
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Ihren „Kohschiet“ lassen Rinder fallen, wo sie stehen. Die dabei entstehenden Ammoniakemissionen sind klimarelevant. Forscher fragen deshalb: Können Kühe „stallrein“ werden und die Umwelt entlasten?

Von Dr. Heike Engels

Haustiere sind in der Regel stubenrein und selbst Schweine suchen wenn möglich eine abgelegene Stall­ecke für ihr Geschäft auf. Ganz anders sieht es bei den Kühen aus. Diese verrichten ihren „Toi­lettengang“ dort, wo sie sich gera­de aufhalten. Das hat negative Folgen für die Umwelt und die Tiere selbst. Die Ausscheidungen von Kühen – die dabei entstehen­den Ammoniakemissionen sollen für die Klimaerwärmung verant­wortlich sein. Deshalb erforschen Verhaltensbiologen das Ausscheidungsverhalten von Rindern.

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Mit der „Kuhtoilette“ das Klima schützen

Die Wissenschaftler wollen in Zusam­menarbeit mit Verhaltensfor­schern von The University of Auckland in Neuseeland sowie Forschern des zum Friedrich­ Loeffler­Institut (FLI) gehörenden Instituts für Tierschutz und Tier­haltung in Celle eine Kuhtoilette entwickeln. Ziel ist es, Harn und Kot zu tren­nen, denn diese Verbindung ist ein nicht zu unterschätzendes Um­weltproblem. Eine erwachsene Milchkuh produziert pro Tag durchschnittlich 20–30 l Urin und 30–40 kg Kot. Treffen Urin und Kot aufeinander, wie es in normalen Laufställen üblich ist, führt dies dazu, dass Harnstoff in Ammo­niak umgewandelt wird.

Ammo­niak wiederum wird als Treibhaus­gas in die Atmosphäre freigesetzt. Das von Bakterien im Kot gebilde­te Enzym Urease beginnt je nach pH-­Wert und Witterungseinflüs­sen mit der direkten Spaltung des Harnstoffs. Der Harnstoff im Urin wird dann mithilfe von Wasser in NH4 und CO2 aufgespalten. Am­moniak und das nach Umwand­lung entstehende Ammonium schädigen Land­ und Wasseröko­systeme durch Versauerung und Nährstoffanreicherung. Ein weite­res Problem: Das verflüchtigte Ammoniak ist als Nährstoff im Dünger für die betriebseigenen Flächen verloren.

Ausscheidungen kontrollieren lernen

Deshalb ist die Idee reizvoll, die Tiere eine „Toilette“ nutzen zu las­sen, um ihre Ausscheidungen an einem Ort zu hinterlassen, an dem sie fachgerecht entsorgt werden können. Denn durch die Nutzung einer „Kuhtoilette“ und die Trennung von Kot und Harn könnte die Bil­dung von Ammoniak deutlich ver­mindert werden. Ein verschmutzter Stall wirkt sich auch ungünstig auf die Klauen­ und Eutergesund­heit aus und erhöht den Reini­gungsaufwand erheblich.

In einer Studie kommt der Verhaltensphysiologe Dr. Jan Langbein vom Forschungs­institut für Nutztierbiologie (FBN) gemeinsam mit seinem Team zu dem Schluss, dass mithilfe asso­ziativer Lernmethoden wie der operanten Konditionierung (Ler­en am Erfolg) ein erfolgreiches Toilettentraining bei Rindern mög­lich ist. Auch Rinder verfügen über die Intelligenz und die neuro­physiologischen Grundlagen, die solch ein Training ermöglichen. Die praktische Umsetzung wurde mit den Partnern aus Celle und Neuseeland in einem von der Volkswagen-­Stiftung geförderten Verbundvorhaben am FBN unter­sucht. Das Projekt wurde in 2021 erfolgreich abgeschlossen …


Dies ist ein Auszug aus dem Beitrag „Rinder als Klimaschützer“ aus der Bauernzeitung Ausgabe 47/2022, Seite 40.
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