Rinder als Klimaschützer: Können Kühe „stallrein“ werden?
Ihren „Kohschiet“ lassen Rinder fallen, wo sie stehen. Die dabei entstehenden Ammoniakemissionen sind klimarelevant. Forscher fragen deshalb: Können Kühe „stallrein“ werden und die Umwelt entlasten?
Von Dr. Heike Engels
Haustiere sind in der Regel stubenrein und selbst Schweine suchen wenn möglich eine abgelegene Stallecke für ihr Geschäft auf. Ganz anders sieht es bei den Kühen aus. Diese verrichten ihren „Toilettengang“ dort, wo sie sich gerade aufhalten. Das hat negative Folgen für die Umwelt und die Tiere selbst. Die Ausscheidungen von Kühen – die dabei entstehenden Ammoniakemissionen sollen für die Klimaerwärmung verantwortlich sein. Deshalb erforschen Verhaltensbiologen das Ausscheidungsverhalten von Rindern.
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Mit der „Kuhtoilette“ das Klima schützen
Die Wissenschaftler wollen in Zusammenarbeit mit Verhaltensforschern von The University of Auckland in Neuseeland sowie Forschern des zum Friedrich LoefflerInstitut (FLI) gehörenden Instituts für Tierschutz und Tierhaltung in Celle eine Kuhtoilette entwickeln. Ziel ist es, Harn und Kot zu trennen, denn diese Verbindung ist ein nicht zu unterschätzendes Umweltproblem. Eine erwachsene Milchkuh produziert pro Tag durchschnittlich 20–30 l Urin und 30–40 kg Kot. Treffen Urin und Kot aufeinander, wie es in normalen Laufställen üblich ist, führt dies dazu, dass Harnstoff in Ammoniak umgewandelt wird.
Ammoniak wiederum wird als Treibhausgas in die Atmosphäre freigesetzt. Das von Bakterien im Kot gebildete Enzym Urease beginnt je nach pH-Wert und Witterungseinflüssen mit der direkten Spaltung des Harnstoffs. Der Harnstoff im Urin wird dann mithilfe von Wasser in NH4 und CO2 aufgespalten. Ammoniak und das nach Umwandlung entstehende Ammonium schädigen Land und Wasserökosysteme durch Versauerung und Nährstoffanreicherung. Ein weiteres Problem: Das verflüchtigte Ammoniak ist als Nährstoff im Dünger für die betriebseigenen Flächen verloren.
Ausscheidungen kontrollieren lernen
Deshalb ist die Idee reizvoll, die Tiere eine „Toilette“ nutzen zu lassen, um ihre Ausscheidungen an einem Ort zu hinterlassen, an dem sie fachgerecht entsorgt werden können. Denn durch die Nutzung einer „Kuhtoilette“ und die Trennung von Kot und Harn könnte die Bildung von Ammoniak deutlich vermindert werden. Ein verschmutzter Stall wirkt sich auch ungünstig auf die Klauen und Eutergesundheit aus und erhöht den Reinigungsaufwand erheblich.
In einer Studie kommt der Verhaltensphysiologe Dr. Jan Langbein vom Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) gemeinsam mit seinem Team zu dem Schluss, dass mithilfe assoziativer Lernmethoden wie der operanten Konditionierung (Leren am Erfolg) ein erfolgreiches Toilettentraining bei Rindern möglich ist. Auch Rinder verfügen über die Intelligenz und die neurophysiologischen Grundlagen, die solch ein Training ermöglichen. Die praktische Umsetzung wurde mit den Partnern aus Celle und Neuseeland in einem von der Volkswagen-Stiftung geförderten Verbundvorhaben am FBN untersucht. Das Projekt wurde in 2021 erfolgreich abgeschlossen …
Dies ist ein Auszug aus dem Beitrag „Rinder als Klimaschützer“ aus der Bauernzeitung Ausgabe 47/2022, Seite 40.
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