6 Tipps, um Hitzestress bei Milchkühen zu vermeiden

Frische Brise: Zusätzlich zu Ventilatoren setzten Betriebe bei großer Hitze auch Schlauchbelüftungssysteme ein. © Frank Hartmann
Tierhaltung
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An diesem Wochenende sind hohe Temperaturen vorhergesagt. Spätestens jetzt sollten sich Milchviehhalter auf die heiße Jahreszeit vorbereiten. Und Hitzestress ihrer Milchkühe vorbeugen.

Von Dr. Thomas Bauer*   

Sommeranfang – viele freuen sich auf die schönste Zeit des Jahres, allerdings sind die damit einhergehenden heißen Tage nicht jedermanns Sache. Hochleistende Milchkühe haben eine Wohlfühltemperatur zwischen 0 °C und ca. 17 °C. Auch wenn Kühe generell ihre Körpertemperatur über Atmen und Schwitzen regulieren, kommen sie bei höheren Außentemperaturen schnell in Stresssituationen. Durch die hohe Milchleistung und dem damit verbundenen intensiven Stoffwechsel kann die Körperwärme nicht mehr ausreichend an die Umgebung abgeführt werden.

Die dafür relevanten Klimafaktoren sind nicht nur die Lufttemperatur, sondern insbesondere auch die relative Luftfeuchte. Aus beiden Werten wird der sogenannte Temperature-Humidity-Index (THI) abgeleitet, den man zur Stressbeurteilung heranzieht. Weitere Klimafaktoren sind die Strahlungswärme, die etwa von der Dachhaut oder den Liegeboxen ausgehen, die Luftgeschwindigkeit und die Staub- und Schadgasbelastung.

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Hitzestress bei Milchkühen: Fruchtbarkeit reagiert zuerst

Mit welchen Folgen ist bei Hitzestress zu rechnen? Zunächst sinken bei hohen Temperaturen die Futteraufnahme und die Liegedauer. Dies führt im weiteren Verlauf zu sinkenden Milchleistungen und tritt bereits bei einer Lufttemperatur von 24 °C und einer gleichzeitigen relativen Luftfeuchtigkeit von 60 bis 70 % ein

(THI von 72). Viel eher als die Milchleistung reagiert aber die Fruchtbarkeit auf steigenden Hitzestress. Negative Folgen sind bereits ab einen THI von 60 bis 65 feststellbar. Eine niedrigere Hormonsekretion führt zu einer geringeren Brunstintensität und -dauer. Gleichzeitig steigt die frühembryonale Sterblichkeit. Beides führt zu einer geringeren Trächtigkeitsrate bzw. einem deutlich erhöhten Besamungsaufwand.

Erhöhte Nachgeburtsverhaltungen und Frischabkalbermastitis sind ebenfalls zu beobachten. Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind daher oft gravierender als der Abfall der Milchleistung.

150 Liter Wasser am Tag!

Deshalb sollten alle vorbeugenden Maßnahmen ausgeschöpft werden, die mit vertretbarem Aufwand möglich sind, um die Hitzebelastung abzumildern. Bauliche/technische Maßnahmen sind:

  1. jederzeit eine ausreichende Wasserversorgung (Anzahl Tränken, Nachlaufgeschwindigkeit) sicherstellen, der Bedarf liegt bei bis zu 150 l/Tag!;
  2. Vermeidung direkter Sonneneinstrahlung im Stall durch (natürliche oder künstliche) Beschattungen und Vermeidung von Lichtplatten in der Außenhaut;
  3. ausreichende Belüftung durch Traufhöhen von mind. 4 m, großes Luftvolumen im Stall (umbauter Raum), Nutzen der Hauptwindrichtung, Vermeiden von Strömungshindernissen;
  4. Einbau isolierter Dächer mit heller Außenfarbe zur Verminderung der Strahlungswärme;
  5. Einbau zusätzlicher Horizontallüfter, um Luftgeschwindigkeiten von ca. 2 m/s im Tierbereich zu erreichen, entweder über den Liegeboxen oder im Fressgang, um Futteraufnahme zu motivieren;
  6. Luftfeuchtigkeit vermindern; eine Sprühkühlung sollte, wenn überhaupt, nie im Stall, sondern im Auslauf oder im außenliegenden Fressgang installiert sein.

Managementmaßnahmen sind beispielsweise die Verlagerung der Fresszeiten in die kühlen Abend-/Nachtstunden. Sofern es möglich ist, sollte man die Tiere in Außenbereichen (Grünauslauf, stallnahe Weide, Auslauf mit Liegemöglichkeiten) übernachten lassen. Dadurch kann auch der Stall etwas abkühlen.


*Dr. Thomas Bauer, Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR)