Nutztierrisse: Opferzahlen wachsen

Noch mehr Aufwand für den Herdenschutz? (c) imago/Steve Bauerschmidt
Tierhaltung
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Geradezu rasant nahmen im vorigen Jahr die Nutztierrisse zu. Die einen fordern erneut, Wölfe zu bejagen, die anderen besseren Herdenschutz.

Die Zahl der Wolfsrisse ist im vorigen Jahr deutlich gestiegen. Nach den aktuellen Zahlen der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) wurden 3.959 Nutztiere durch Wölfe getötet, das waren 37 % mehr als im Jahr zuvor.

nutztierrisse: 864 in Brandenburg, 452 in MV

Besonders viele Nutztierrissse verzeichnen die Bundesländer Niedersachsen (1.477 Risse), Brandenburg (864) und Mecklenburg-Vorpommern (452). Bei den getöteten Tieren handelte es sich vor allem um Schafe – 3.444 dieser Tiere fielen den Großräubern zum Opfer –, gefolgt von 248 Stück Gehegewild, 153 Rindern und 92 Ziegen. Darüber hinaus wurden 13 Pferde, sieben Alpakas und zwei Herdenschutzhunde nachweislich vom Wolf gerissen. Der Deutsche Jagdverband (DJV) vermutet, dass die Dunkelziffer deutlich höher liege, da nicht alle Tierhalter die Vorfälle auch meldeten.

Befürchtung: Weidehaltung wird zum Auslaufmodell

Für den Umweltbeauftragten des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Eberhart Hartelt, zeichnet die neue Rissstatistik das Ende der Weidetierhaltung vor. Hartelt, zugleich Vorstand im Forum Natur, bekräftigte deshalb die Forderung nach einer Regulierung des Wolfsbestandes. Ansonsten werde die Haltung von Schafen, Ziegen, Pferden und Rindern auf der Weide zum Auslaufmodell, warnte er. Es werde „Zeit, dass die Politik endlich aufwacht und zur Kenntnis nimmt, dass dieser Trend ungebrochen die Existenz der Weidetierhaltung in Deutschland infrage stellt“. Dass der Wolf in das Jagdrecht aufgenommen gehöre, könne nur noch leugnen, wer auf einem anderen Stern lebe, so der Rheinland-Pfälzer Hartelt.

Wolfsjagd erlauben oder auf Herdenschutz und Weidetierprämie setzen?

Angesichts der neuen Zahlen hat sich Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner für die Jagd auf die geschützten Tiere in bestimmten Regionen ausgesprochen. Dabei gehe es nicht darum, den Wolf auszurotten, stellte Klöckner gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ klar. „Aber wenn wir die Weidetierhaltung in einigen Regionen nicht aufgeben wollen, müssen wir handeln“, betonte die CDU-Politikerin.

Die Tierschutz-Sprecherin der Grünen im Bundestag, Renate Künast, warf Klöckner eine populistische Politik auf Kosten des Naturschutzes vor. Um Konflikte zu minimieren, sei eher auf gute Herdenschutzmaßnahmen und eine Weidetierprämie zu setzen. Laut DBBW sind Wolfsrisse vor allem dort zu verzeichnen, wo sich Schaf- und Ziegenhalter noch nicht auf die Anwesenheit von Wölfen eingestellt hätten. In Niedersachsen oder Schleswig-Holstein sei bei über 80 % der Übergriffe kein oder nur ein eingeschränkter Herdenschutz vorhanden gewesen. red

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