Gelbvieh im Porträt: Fleischbetont, umgänglich und gefährdet
Das Gelbvieh stammt ursprünglich aus Unterfranken. Von 800.000 Kühen gibt es heute laut Herdbuch nur noch 1.250 Kühe, so dass es zur gefährdeten Nutztierrasse des Jahres 2025 erklärt wurde. Die Rinderrasse bietet auch heute noch interessante Eigenschaften für Mutterkuhhalter.
Das Gelbvieh ist die gefährdete Nutztierrasse des Jahres 2025. Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) ernennt seit 1984 alljährlich mindestens eine Nutztierrasse aus der Roten Liste in Deutschland zur „Gefährdeten Nutztierrasse des Jahres“. Sie will damit das Interesse von Tierhalterinnen und -haltern wecken sowie Erhaltungsmaßnahmen unterstützen. Auch soll dies stellvertretend auf die Problematik der insgesamt 176 gefährdeten Nutztierrassen der Roten Liste der GEH, darunter allein 18 Rinderrassen, aufmerksam machen.
Ziel ist es, keinen weiteren Verlust an speziellen, standortangepassten Rassen zu erleiden. 2025 fiel die Wahl der GEH auf das Gelbvieh, auch Frankenvieh genannt. Diese Rinderrasse ist aktuell in der Roten Liste der GEH in der Kategorie III (gefährdet) eingestuft.
Startschuss auf Grüne Woche Berlin
Die offizielle Ehrung des Gelbviehs als „Gefährdete Nutztierrasse 2025“ fand vorigen Samstag (18.1.) auf der Grünen Woche in Berlin im Ring der Tierschau-Halle 25 statt. Ein Symposium auf der Messe zum Gelbvieh schloss sich an. Die geplante Vorstellung von Tieren vor Ort war wegen der Restriktionen infolge der Maul- und Klauenseuche nicht möglich.
Der Rückgang der Gelbviehpopulation verlief schnell und stetig. Um 1950 konnten 800.000 Rinder dem „einfarbig gelben Höhenvieh“ zugeordnet werden. Anfang der 1980er-Jahre gab es in Franken 100.000 Milchkühe dieser Rasse. Derzeit sind es bundesweit nur noch ca. 1.250 Milch- und ebenso viele Mutterkühe im Herdbuch.
Lange Lebensdauer und hohes Wachstumsvermögen
Ursprünglich diente die Rasse als Dreinutzungsrasse. Nach dem zweiten Weltkrieg erfolgte durch den Einsatz von Bullen der Rasse Rote Dänen zur Verbesserung der Milchleistung eine entsprechende Konsolidierung dieser Rasse. Die nunmehr vorhandene Population, die sehr stark fleischbetont ist, wird als mittel- bis großrahmige Zweinutzungsrasse bezeichnet. Dabei wird sie als solche auch gehalten, aber darüber hinaus auch als reine Fleischrindrasse in Form der Mutterkuhhaltung.
Die charakterlich sehr umgänglichen weiblichen Tiere zeichnen sich durch eine hohe Fruchtbarkeit, gepaart mit einer angemessenen Frühreife aus. Der Geburtsverlauf ist unproblematisch und die vitalen, widerstandsfähigen Kälber entwickeln sich sehr gut. Sie besitzen ein sehr hohes Wachstumspotenzial, was sich in guten ökonomischen Ergebnissen auszahlt. Die Rasse Gelbvieh ist außerdem sehr anpassungsfähig hinsichtlich Klima, Haltungsbedingungen und verfügbarer Futtergrundlage.
Die Fundamente sind mittelstark mit sehr harten Klauen, wodurch eine ansprechende Lebensdauer und unkomplizierte Weidefähigkeit zu erwarten sind.
Neben der Reinzucht ist die Vaterseite auf vielfältige Weise als Kreuzungspartner für viele Rassen gefragt, um gute Kreuzungsprodukte für die Rindermäster zu erzeugen. Dabei wird besonders das hohe Wachstumsvermögen geschätzt.
Gelbvieh: Die wichtigsten Maße und Gewichte
Bulle | Kuh | |
---|---|---|
Kreuzbeinhöhe (cm) | 148-155 | 138-145 |
Gewicht (kg) | 1100-1350 | 700-850 |
Geburtsgewicht (kg) | 42 | 38 |
Erstkalbealter (Monate) | 24-28 |
Durch die vielseitigen, guten Eigenschaften der Rasse Gelbvieh findet man sie in Deutschland im Frankenland und auch im Thüringer Raum. Weltweit ist das Verbreitungsgebiet gegenüber anderen Rinderrassen relativ groß. So findet man diese Rasse in England, Dänemark, Kanada, USA, Brasilien, Paraguy, Sambia, Namibia, Südafrika, Australien und Neuseeland.
Gute Fleischqualität
Trotzdem ist die Mutterkuhhaltung mit Gelbvieh in Deutschland nicht weit verbreitet. Erst in den letzten Jahren begannen mehrere Betriebe in Franken sowie vereinzelt bundesweit mit der Mutterkuhhaltung der Rasse. Die Zukunft des vielseitig einsetzbaren Gelbviehs kann in der Milchviehhaltung als Doppelnutzungsrind mit ausreichend Grünland und hohem Einsatz von betriebseigenen Futtermitteln liegen sowie in Biobetrieben mit Vermarktungsoptionen.
Ein Hauptaugenmerk sollte aber auch der Mutterkuhhaltung auf mäßig intensiven bis extensiven Grünlandstandorten gelten. Hier haben sich in den letzten Jahren auch größere Gelbviehzuchtbetriebe entwickelt, die die Umgänglichkeit, Robustheit und Fleischqualität dieser Rinderrasse schätzen. Auch für die Beweidung von Grünlandstandorten in Biosphärenreservaten, Naturparken und anderen Landschaftspflegeflächen empfiehlt sich der Einsatz des heimischen Gelbviehs. Die gute Fleischqualität macht die Rasse gut geeignet für die Direktvermarktung.
Kontakte für Züchter und andere Interessierte
Ansprechpartner zum Gelbvieh:
Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH), Walburger Str. 2, 37213 Witzenhausen, Tel. 05542 1864, info@g-e-h.de, www.g-e-h.de;
Rassebetreuer Gelbvieh der GEH:
Dr. Erwin Schmidbauer, Tel. 09625 786 erwin.schmidbauer@gmx.de; Rinderzuchtverband Franken, rzv-franken@web.de, www.rzv-franken.de;
Zuchtverband für Gelbvieh in Bayern/Abt. Nürnberg
info@gelbvieh-franken.de, www.gelbvieh-franken.de;
Interessengemeinschaft Deutsches Gelbvieh:
Albrecht Strotz, albrecht.strotz@aelf.bayern.de, www.rvz-franken.de/gv/
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