Stallbau – so nah wie möglich an den natürlichen Bedürfnissen

Tierhalter und Stallbauexperte Ralf Remmert im neuen Stall. Die Holzelemente sollen genauso viel kosten wie Stahlträger. Deshalb hat sich der Bauherr für diese schickere Variante entschieden. (c) Sabine Rübensaat
Tierhaltung
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Ralf Remmert testete über mehrere Jahre in einem Versuchsstall, was Schweine wollen. Nun setzt er seine Erkenntnisse in die Tat um und baut einen neuen Stall – und der kann sich sehen lassen.

Von Bettina Karl

Der neue Stall ist ein Hingucker: Statt langweiliger Stahlträger zieren breite Holzelemente die Deckenkonstruktion. Noch braucht es etwas Phantasie, um sich das Gewimmel von 108 Muttersauen samt Nachwuchs auf der 1.730 qm großen Fläche vorzustellen.

Die Buchten sind noch nicht eingebaut und von der Schweinetoilette sieht man vorerst nur die Schächte. In diesem Stall sollen die Sauen einmal ihre Ferkelnester selbst aus Stroh bauen können und frei abferkeln. Sind die Ferkel sieben Tage alt, werden die Buchten so geöffnet, dass immer zwei Muttertiere mit ihren Würfen zu einem Verbund zusammenkommen. Nach vier Wochen werden die Sauen rausgenommen, um neu belegt zu werden – in freier, künstlicher Besamung.

Sie bleiben aber noch weitere fünf Wochen in der Bucht neben ihren Ferkeln. „Ich wollte so viele Stressfaktoren wie möglich rausnehmen“, begründet Ralf Remmert. So sind die Ferkel einen längeren Zeitraum in der Nähe ihrer Mütter, als in herkömmlicher Haltung. Werden dann die Muttertiere ausgestallt, wiegen die Ferkel so um die 35 kg. Zu diesem Zeitpunkt sei die Trennung von der Muttersau kein Problem mehr.

Artgerechte Haltung im Schweinestall

Schweine sind sehr saubere und strukturierte Tiere. Sie teilen ihren Lebensraum in verschiedene Bereiche ein. Dazu gehört der Liegeplatz, …

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… wo aber auch gern nach fressbarem Beschäftigungsfutter gewühlt wird.

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Außerdem gibt es eine Schweinetoilette. Dafür nutzen sie das Kotband, mit dem Harn und Kot automatisch getrennt werden. (c) Sabine Rübensaat

„Wichtig ist, dass sie ihr ganzes Leben im Familienverbund zusammenbleiben, also mit den Wurfgeschwistern“, erklärt der Geschäftsführer der Prignitzer Landschwein GmbH in Neudorf. „Schweine sind von Natur aus Rottentiere. Sie sind sehr sensibel und auch intelligenter als wir ihnen zutrauen“, weiß er aus Erfahrung. Man muss ihnen ein Umfeld bieten, das den natürlichen Verhaltensbedürfnissen so nah wie möglich kommt. Ansonsten, so der Brandenburger Schweinezüchter, kommt es zu Verhaltensstörungen, beispielsweise zum Schwanzbeißen. Auch Nekrosen an Ohren und Schwänzen können sich dadurch bilden.

Aufgrund seiner Kenntnisse kann er seine Schweine unkastriert und mit langen Ringelschwänzen halten. Und sein neuer Stall wurde zudem ohne einen Abluftfilter genehmigt …


Lesen Sie die Reportage in voller Länge in der Ausgabe 28 der Bauernzeitung.

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