Fütterungsroboter: Stets frisch auf den Tisch

Der Misch- und Fütterungsroboter teilt frisches Futter aus. ©Sabine Rübensaat
Tierhaltung
Artikel teilen

Elfmal pro Tag fährt der Fütterungsroboter in der Agrargenossenschaft Wesenitztal über den Gang. Jede Kuh bekommt dann genau ihre Ration. Das wirkt sich positiv auf die Milchleistung aus. Doch das automatische Fütterungssystem hat noch viel mehr verbessert.

Von Fritz Fleege

Der alte Kuhstall ist eng. 430 laktierende Kühe und 70 hochtragende Färsen stehen darin. In der Mitte verläuft der Futtertisch. Auf der einen Seite befinden sich drei, auf der anderen vier Liegeboxenreihen. Die Fessplätze sind nicht sehr breit. So kam es oft zu Rangkämpfen unter den Rindern. Schwächere Tiere hatten das Nachsehen. Gesundheitsprobleme und Leistungseinbußen waren die Folge.

roboter bringt leistungsgerechte Mischung

Davon ist heute kaum noch etwas zu spüren. Obwohl man nichts an der Aufstallung in der Agrargenossenschaft Wesenitztal geändert hat. Aber das Fütterungssystem ist ein neues. Früher brachte ein Futtermischwagen zweimal am Tag die Rationen aus. Heute sorgen zwei Misch- und Fütterungsroboter für Frisches auf dem Tisch. Sie bringen nicht nur zweimal, sondern elfmal pro Tag für jede Tiergruppe eine leistungsgerechte Mischung auf den Futtertisch in Dürrröhrsdorf-Dittersbach. Diese Investition hat sich bereits ausgezahlt, versichert Herdenmanagerin Susann Herzog. „Der Bau eines neuen Kuhstalles kam für uns nicht infrage. Wir wollten aber im alten Gebäude die Möglichkeiten besser ausschöpfen und da kamen wir auf den Gedanken, ein automatisches Fütterungssystem einzurichten“, berichtet die engagierte junge Frau.

FütterungsRoboter auf Schienen

„Wir suchten nach einer Lösung für das enge Fress-Liegeplatz-Verhältnis, also nach einem System, das auch kleine Futtermengen mehrmals am Tag exakt ausbringen kann. Und da stießen wir auf den Lely-Vector. Dazu musste im Stall kaum etwas umgebaut werden. Als Zentrum dient das alte Futterhaus. Die Technik war recht schnell in zwei Wochen in­stalliert und nach sechs Wochen lief schon alles wie am Schnürchen.

Im Futterhaus werden nun alle Komponenten exakt bevorratet. Da liegen in abgesperrten Bereichen Heu- und Strohballen, Silageblöcke und auch Mischfutter. In Hochsilos sind noch einzelne Kraftfutterkomponenten und Mineralstoffe gelagert. Auch Flüssigfuttermittel könnten zugeführt werden. Wichtigste Technik sind die beiden Misch- und Fütterungsroboter. Sie fahren im Futterhaus und auch draußen induktionsbasiert an tief verlegten Schienen entlang. Im Stall orientieren sie sich über Ul­traschallsensoren am Fressgitter. Beladen werden die Roboter mithilfe eines Greifers, der an einem Träger entlangläuft. Die Futterkomponenten findet dieser mit Lasertechnik. Die Gewichtsschätzung erfolgt über die Messung der Stromaufnahme. Je nach Futterkomponente ändert der Greifer die Eingreiftiefe und die Öffnungsweite.

Ruhe beim Fressen und Liegen

Wenn alle Komponenten für die entsprechende Kuhgruppe geladen sind, beginnt der Roboter mit dem sorgfältigen Mischen. Er kann maximal 2 m3 bzw. 650 kg Futter zubereiten. Anschließend fährt der Roboter in den Kuhstall und sucht – automatisch gesteuert – den entsprechenden Abschnitt der Futterkrippe auf. Dabei erfasst er mithilfe eines Höhensensors kontinuierlich die Futtermenge im Trog und schiebt auch das verbliebene Futter nach.

Auch im zweiten Stall, wo noch 32 vorzubereitende und frisch abgekalbte Kühe untergebracht sind, bringen die Roboter die entsprechenden Rationen hin. Dort orientieren sie sich entlang des Außenfuttertisches an tief verlegten Schienen. Das Fütterungssystem folgt dem Bedarf und dem natürlichen Futteraufnahmeverhalten der Kühe. Es ist niemals zu viel oder zu wenig Futter im Trog. Auch die Schwankungen in der täglichen Futteraufnahme können ausgeglichen werden. Restfutter fällt so gut wie gar nicht an.

Weil den Kühen etwa alle zwei Stunden frisches Futter angeboten wird, versuchen nicht immer alle Tiere zur gleichen Zeit an den Trog zu kommen. Sie gehen meistens mit Muße dorthin oder liegen in ihren Boxen und käuen in aller Ruhe wieder. „Die Situation in dem alten Stall mit der geringen Fressplatzbreite hat sich entspannt“, sagt die Herdenmanagerin. Häufigere, kleine Mahlzeiten führen auch zu geringeren Schwankungen des pH-Wertes im Pansen und somit zu höherer Gesundheit. „Als früher große Futtermengen nur zweimal am Tag ausgebracht wurden, haben manche Kühe sehr schnell gefressen, was zu subklinischer Pansenazidose führte. Das Futter passierte den Pansen auch recht schnell und führte zu einer schlechteren Verdauung.“

Der neue Kälberstall

Jungtiere brauchen die besten Bedingungen. Darum stand in Wesenitztal der Bau eines Kälberstalls an erster Stelle. Bei der Inneneinrichtung entschied man sich für das Calf-Tel-Pen-System. Das modulare Boxensystem lässt sich schnell aufbauen. Außerdem kann man es erweitern.

Die Buchten sind Rücken an Rücken oder auch seitlich angeordnet. Sie verfügen über mit Stahlrahmen verstärkte Türen. Drei Eimer – je einer für Wasser, Müsli und Milch – lassen sich daran anhängen und entsprechend füllen. Die Kälber bleiben etwa zehn Tage in der Box. Dann werden sie in Gruppenhaltung umgestallt. In dieser Zeit werden die Boxen gründlich gereinigt.

In den Gruppen sind jeweils 16 Tiere. An den Seitenwänden des Stalles lassen sich Jalousien je nach Temperatur, Wind und Regen automatisch steuern. Die Kälber werden über Tränkautomaten sowie mit einer Stroh-TMR versorgt und nach 76 Tagen abgesetzt.

Gesündere Kühe mit steigender Leistung

Die neue Fütterungsstrategie hat sich in der sächsischen Agrargenossenschaft schon nach einem Jahr positiv auf das Ergebnis in der Milchviehhaltung ausgewirkt. So ist trotz des langen heißen Sommers 2018 die 305-Tageleistung um 700 kg Milch gestiegen. Die durchschnittliche Jahresleistung liegt aktuell bei 9.400 kg Milch mit 4,36 % Fett und 3,52 % Eiweiß. Aber auch die Fruchtbarkeit verbesserte sich, wodurch sich die Nutzungsdauer auf über drei Laktationen erhöhte und die Reproduk­tionsrate auf 28,8 % zurückging. Die Zellzahl in der Ablieferungsmilch liegt bei 115.000 je Milliliter. Gemolken werden die Kühe nach wie vor zweimal täglich in einem Melkkarussell mit 28 Plätzen.

Susann Herzog ist auch mit dem Managementsystem T4C von Lely zufrieden, womit sich Melken und Füttern sowie andere Aufgaben im Betrieb verbinden lassen. So wird der Futterroboter Vector ganz einfach über eine App auf dem Smartphone gesteuert. Die Änderungen der Rationen, Futtersorten und Fütterungseinstellungen, sowie die Überwachung und Feinabstimmung der Ergebnisse erfolgen mit dem T4C-Managementprogramm. Das Programm hilft, die Fütterungsstrategie zu überprüfen und auf Grundlage der korrekten Informationen die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Es bleibt kein Restfutter übrig

„Man erfährt, wie viel Futter je Tier in der Gruppe gefressen ­wurde und auch, wie hoch die Milchleistung damit ist“ versichert die Herdenmanagerin. So geben die Kühe im Durchschnitt pro Tag nun 2,3 kg mehr Milch. Sie fressen zwar in der Hochleistungsgruppe pro Tag auch 2,5 kg mehr, aber es bleibt kein Restfutter übrig, was zuvor entsorgt werden musste. Man kommt sogar mit etwa 30 % weniger Kraftfutter aus, also spart noch Futtergeld. Die Futterkosten belaufen sich auf 12,8 ct/kg Milch.

FAZIT

Das automatische Fütterungssystem brachte der Agrargenossenschaft Wesenitztal deutlich wirtschaftliche Vorteile. So haben sich Milchleistung und Tiergesundheit verbessert. Außerdem konnte man in der Milchviehhaltung noch eine Arbeitskraft einsparen, was die Lohnkosten reduziert.