27. Thüringer Fleischrindertag

Wagyurinder Thüringen: Rindfleisch auf modern

Ein Fleischstück vom Wagyurind. Zum 27. Thüringer Fleischrindertag stellte das junge Unternehmen Marblelution GmbH sein Konzept vor. (c) IMAGO / agefotostock
Tierhaltung
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Die in Haina ansässige Marblelution GmbH denkt vom Produkt. Sie will in Europa Marktführer für Fleisch von Wagyurindern werden. Zum Thüringer Fleischrindertag stellte das junge Unternehmen sein Konzept vor.

Von Frank Hartmann

Ein junges Thüringer Unternehmen der Fleischrinderzucht will bis 2030 Marktführer in Europa sein. Die Rede ist von der Marblelution GmbH in Haina im Unstrut-Hainich-Kreis. Die 2015 von den Brüdern Tobias und Robert Becker, Stefan Rottensteiner sowie Sebastian Röttcher gegründete Wagyu-Zucht war vorige Woche Gastgeber des 27. Thüringer Fleischrindertages.

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Wagyurinder Thüringen: Junges Unternehmen mit Konzept

Das Konzept des Unternehmens, das Vertriebsleiter Tobias Petzenberger den 100 Fleischrindzüchtern und Mutterkuhhaltern präsentierte, ist alles andere als gewöhnlich. Das mittlerweile 40-köpfige Team will dem Handel (einschließlich der Gastronomie) eine Systemlösung für das hochwertige Fleisch von Wagyurindern anbieten. Und das, wie Petzenberger sagte, „in regionaler Topqualität“, was klar definierte Haltungs- und Fütterungsbedingungen einschließt.

Management, Markendesign oder der finanzielle Rückhalt weichen von hergebrachten landwirtschaftlichen Konzepten ab. So wundert es nicht, dass die Marblelution GmbH beim Deutschen Gründerpreis 2022 unter die ersten zehn in der Kategorie Aufsteiger landete. Das will und kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier Landwirtschaft bzw. Rinderzucht betrieben wird.

Wie wollen die Wagyuzüchter ihr Ziel, bis 2030 einen Bestand von 40.000 Tieren, davon jährlich 10.000 schlachtreife, erreichen? 2021 summierte sich Petzenberger zufolge der europaweite Absatz von Wagyufleisch auf 11.000 t und einen Umsatz von 250 Millionen Euro. „Der allergrößte Teil davon stammt aus Überseeimporten.“ Prognosen gingen von einem weiteren Wachstum der Nachfrage nach Wagyu aus, das sich nicht nur preislich absetzt.

Wagyu-Herde
Eine kleine Wagyu-Herde stellte Robert Becker seinen Kollegen vor. (c) Frank Hartmann

Partnerprogramm und Netzwerk

Etabliert hat das Unternehmen ein Partnerprogramm, das man in den nächsten Jahren mit attraktiven Konditionen weiter ausbauen will. Aktuell zählen rund 70 Landwirtschaftsbetriebe in Thüringen, Süddeutschland, Österreich und Norditalien zum Netzwerk. Rund 5.000 Tiere werden betreut, von tragenden Kühen, Kälbern bis hin zu schlachtreifen Tieren, einschließlich der 700-köpfigen Zuchtherde in Haina. Darunter findet sich sowohl „Fullblood Wagyu“ als auch „Wagyu Cross“.

Landwirte kaufen Zuchttiere und ziehen die Kälber auf, die Marblelution von ihnen zu vorab festgelegten Konditionen zurückkauft. Der gleiche Mechanismus greift bei den Masttieren. Das Schlachten, Zerlegen, Verarbeiten und Vermarkten ist hiernach Sache der Thüringer. Für die Haltung (u. a. extensive Mutterkuhhaltung, Mast mit Außenklima oder Weidegang, keine Vollspalten, Fressplatzverhältnis 1:1) und die Fütterung (u. a. keine Maissilage, regional verfügbares Kraftfutter, sojafreies Kälbermüsli) gelten klare Vorgaben. Diese Kriterien samt dem Konzept überzeugten etwa den Fonds „fair-finance“, in die Marbelution zu investieren.

Fütterung und Schlachtausbeute der Wagyurinder

Auf der Weide in Friedrichswerth, wo den Züchterkollegen eine kleine Herde präsentiert wurde, wies Robert Becker unter anderem auf die notwendige, disziplinierte Fütterung der Rinder hin. Bei einem natürlichen Fettanteil von mindestens 35 % müsse jegliche Verfettung der Tiere vermieden werden. Und dies insbesondere bei der Kälberaufzucht, die muttermilchgebunden erfolgen soll. Damit ist auch ein wesentliches Zuchtziel benannt. Von 10 bis 15 Bullen wird Sperma gewonnen, wobei zur Auffrischung auch importiert wird. In Haina arbeitet man mit einer zugelassenen Embryonen-Entnahmeeinheit.

Wie eine Schlachtausbeute von 35–40 % an Edelteilen (z. B. Fleckvieh: 15 %) gelingt, demonstrierte Produktmanager und Fleischer Phillipp Bette. Ziel sei es, die Zerlegung an einem Standort zu realisieren. Bis dahin ist Bette bei den Partnern vor Ort, damit die Zerlegung optimal erfolgt. Die Verwertung der übrigen Schlachtteile verlangt nach Innovationen, zumal der Schmelzpunkt des Wagyufettes bei 26 °C liegt. Beim Verkosten verschiedener Edelteile vom Grill zollten die Berufskollegen dem Produkt Respekt.

Fleisch-Wagyu
Der Edelstückanteil bewegt sich zwischen 35 und 40%, wie Produktmanager Philipp Bette demonstrierte. (c) Frank Hartmann
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