Wolf in Deutschland: 1000. totes Tier gefunden
Der Wolf etabliert sich zunehmend in Deutschland. Das zeigen auch die jährlich ansteigenden Totfunde von Wölfen. Jetzt wurde der 1000. Wolf obduziert. Die meisten sterben bei Verkehrsunfällen. Was genau die Tiere fressen und wo es die meisten Wölfe gibt.
Von Jeremy Deane
Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) hat den 1000. Wolf seit Beginn des Totfund-Monitorings obduziert. Seit 2006 untersucht das IZW alle in Deutschland tot aufgefundenen Wölfe, um genaueres über den Gesundheitszustand und die Todesursache zu erfahren.
Wölfin mit sechs Welpen trächtig
Mittlerweile landet jedes Jahr eine dreistellige Zahl an Wölfen auf dem Seziertisch. Daher können die Forscher nur noch jeden zweiten Wolf der im Straßenverkehr umkommt, untersuchen. Mit der trächtigen Wölfin, die bei einem Verkehrsunfall verstarb, sind des seit Beginn es Programms 1000. Wölfe. Die Untersuchungen der toten Tiere lassen wesentliche Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand und die Ernährungsgewohnheiten der Populationen zu.
„Diese Zahlen allein zeigen, dass die Rückkehr der Wölfe aus ökologischer Perspektive eine Erfolgsgeschichte ist.“ sagt Prof. Dr. Heribert Hofer, Direktor des Leibniz-IZW. „Die vielen Totfunde aus den verschiedensten Teilen Deutschlands zeugen davon, dass vielerorts Wolfsterritorien bestehen.“ Die zuletzt gefundene Wölfin war mit sechs Welpen trächtig. Das stehe für eine erfolgreiche Reproduktion der Populationen.
Todesursache Auto
„Tatsächlich finden wir sogar in 13,5 Prozent aller untersuchten Wölfe Hinweise auf eine Straftat wie zum Beispiel den illegalen Beschuss, wobei die Tiere nicht immer daran sterben.“, so Dr. Claudia Szentiks, verantwortliche Pathologin im Wolfsprojekt am Leibniz-IZW. Trotzdem ist etwa jeder zehnte Totfund illegal geschossen.
Aber der Großteil verstirbt, wie die trächtige Wölfin, bei einem Verkehrsunfall auf der Straße. „Dies ist mit Abstand die häufigste Todesursache. Unsere Daten zeigen, dass rund drei Viertel der toten Wölfe an einer Kollision im Verkehr sterben – zumeist mit Autos auf Landstraßen oder Autobahnen“, sagt Dr. Szentiks.
Die großen Territorien der Wölfe sind von zahlreichen Straßen und Trassen durchzogen. Diese müssen die Tiere in unserer Kulturlandschaft täglich kreuzen. Besonders häufig sterben junge Wölfe im Straßenverkehr. Diese wandern aus ihrem Elternrudel ab und ziehen auf der Suche nach einem eigenen Revier durch für sie unbekannte Gebiete.
Was frisst der Wolf?
Im Magen der toten Wölfin fand das Team eine trächtige Nutria. Der Fund der invasiven Nagetierart zeigt, dass die Wölfe bei ihrer Nahrung flexibel sind und auch in Bestände von invasive Arten eingreifen. Trotzdem bleibt das heimische Wild die häufigste Mahlzeit. Heimische Rehe, Wildschweine, Rothirsche und Damhirsche, machen über 90 Prozent der Beute aus, wie aus sich Nahrungsanalysen am Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz (SMNG).
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Weitere Informationen„Unter der Nahrung der Wölfe befinden sich jedoch auch Nutztiere, in erster Linie Schafe oder Ziegen“, so Dr. Hofer. „Auch wenn dies mit 1,6 Prozent der Nahrung Ausnahmefälle sind, lässt sich ein Konflikt mit der Weidetierhaltung nicht wegdiskutieren und es müssen echte Lösungen gefunden werden.“
Meiste Wölfe in Brandenburg und Sachsen
Die Karte der jährlichen Totfunde verdeutlicht eines: gerade in Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern werden die meisten toten Wölfe entdeckt. In Westdeutschland ist in Niedersachsen die Fundquote hoch. In diesen Bundesländern gibt es laut dem Statusbericht Wolfsterritorien 2022/2023 auch die meisten Wolfsrudel und -paare.
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Weitere Informationen
Das Landesumweltamt bestätigt für 2024 vorläufig 41 Territorien in Sachsen (Stand 19. Juli 2024). Bestehend aus 34 Rudeln, fünf Paaren und zwei Einzelgängern. In Ostsachsen liegt der Schwerpunkt der Wolfsvorkommen. Hier beobachtet das Landesumweltamt die höchste Dynamik für Etablierung, Verschieben und Verschwinden von Wolfsterritorien. Die Entwicklung und Lage der Reviere kann auf der Seite der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf nachgesehen werden.
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