Nach einem erneuten Angriff durch einen Wolf, steht das Wolfs- und Rissmanagement in der Kritik. (c) Sabine Rübensaat

Wolf überwindet „wolfssicheren“ Zaun und reißt Schaf

Nach einem Wolfsangriff in Thüringen kritisiert der Thüringer Bauernverband (TBV) das Wolfs- und Rissmanagement. Der Wolf überwand einen zwei Meter hohen Zaun und griff die Herde an. Was bisher bekannt ist:

Von den Redakteuren der Bauernzeitung

Eine kürzliche Wolfsattacke auf eine Schafherde im Ohrdrufer Gebiet hat den Thüringer Bauernverband (TBV) veranlasst, zum wiederholten Mal ein taugliches
Wolfs- und Rissschadenmanagement einzufordern. Im besagten Fall überwand ein mutmaßlich aus dem Ohrdrufer Rudel stammender Wolf einen über zwei Meter hohen Zaun, um in die Schafherde rein- und rauszukommen.

Wolf dringt in festen Pferch ein

Die Herde mit ihren rund 430 Schafen und 20 Ziegen war über Nacht in einem fest installierten Pferch mit Untergrabschutz untergebracht. Trotzdem gelang es dem Raubtier, in den frühen Morgenstunden ein rund 60 kg schweres Altschaf durch einen Kehlbiss zu reißen und eine Ziege an der Hinterhand schwer zu verletzen. Das Ohrdrufer Rudel soll derzeit aus 13 Tieren bestehen, davon acht Welpen.

Ein gerissenes Schaf im Ohrdrufer Gebiet.
Das Schaf war in einem Festpferch, als es attackiert wurde. (c) Privat

Dem TBV zufolge habe sich der betroffene Landwirtschaftsbetrieb an das Kompetenzzentrum Wolf/Biber/Luchs beim Umweltministerium gewendet und den Vorfall gemeldet.

„In der Theorie wäre der zuständige Rissgutachter unverzüglich zu dem Betrieb gefahren und hätte (frische) genetische Proben am verendeten Tier entnommen, um die Schadensursache amtlich festzustellen. In diesem Fall waren jedoch alle vier Thüringer Rissgutachter aus verschiedensten Gründen verhindert. Somit konnte erst am darauffolgenden Tag ein Rissgutachter zum Betrieb kommen und Proben entnehmen“, schildert der TBV.

Oft verspätete Entnahme von Proben nach Angriff

Dass eine, zum Teil deutlich verspätete DNA-Probenentnahme nach einem Raubtierübergriff erfolgt, sei leider kein Einzelfall. Bedienten sich Füchse oder Haushunde derweil am Kadaver, könne der Wolf als Verursacher nicht mehr eindeutig nachgewiesen werden, so der TBV. Das Ergebnis der amtlichen Untersuchung stehe in diesem Fall noch aus.

Vorfälle wie dieser würden zeigen, dass Herdenschutzzäune überwunden werden können, selbst dieser vom Umweltministerium geförderte „wolfssichere“ Festpferch – eine Fehleinschätzung, wie sich wieder einmal bestätigen würde. Es fehle ein praxistaugliches Wolfsmanagement, das die Weidetiere schützt.

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Ein Wolf frisst ein Stück Fleisch (Symbolbild).
Branchenverbände befürchten ein Ansteigen der Population und damit auch der Wolfsangriffe. (c) Sabine Rübensaat

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