Interessengemeinschaft der Schweinehalter

Umfrage zur Schweinehaltung: Jeder Zweite hört auf

Symbolbild (c) ISN/Timo Jaworr
Agrarpraxis
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Eine Umfrage der Interessengemeinschaft der Schweinehalter (ISN) verdeutlicht die Krise der Schweinehaltung in Deutschland. Demnach wollen 40 % der Schweinemäster und 60 % der Sauenhalter innerhalb der nächsten zehn Jahre aufhören.

Etwa die Hälfte der Schweinehalter in Deutschland will innerhalb der nächsten 10 Jahren aus der Schweinehaltung aussteigen. Das ist eines der Ergebnisse einer aktuellen Befragung der Interessengemeinschaft der Schweinehalter (ISN) von über 1.000 deutschen Sauenhaltern und Schweinemästern. Nach der ISN-Umfrage planen kleinere Betriebe ihren Ausstieg aus der Schweinehaltung sogar kurzfristiger. 

Treibende Gründe für die Betriebsaufgabe seien der ISN-Umfrage nach viele Auflagen, fehlende Planungssicherheit sowie mangelnde Perspektiven für die Schweinehalter. Die ISN fordert die Agrarminister aus Bund und Ländern daher auf, für Planungssicherheit und Perspektive für die Schweinehalter zu sorgen, um dem erwarteten Strukturwandel entgegenzuwirken.

Strukturbruch in der Schweinehaltung erwartet

Die aktuelle ISN-Umfrage unter Schweinehaltern, die zusammen ca. 10 % der Schweine in Deutschland halten, ist alarmierend. Es zeichnet sich ein Strukturbuch unbekannten Ausmaßes ab. Rund 60 % der Sauenhalter und 40 % der Schweinemäster wollen in den nächsten zehn Jahren ihre Schweinehaltung aufgeben, lediglich 6 bzw. 8 % wollen ihre Sauenhaltung bzw. Schweinemast noch ausbauen. Zusammengenommen wird sowohl der Sauen- als auch Schweinebestand in den nächsten Jahren um weitere 25 bis 30 % abgebaut werden. Die Ergebnisse zeigen noch einmal eine deutliche Verschärfung der Lage im Vergleich zu den vorherigen Umfragen der ISN aus 2018, bei denen ebenfalls Name und Betrieb zu jedem ausgefüllten Bogen bekannt war. Die Zahlen von damals haben sich im Nachhinein übrigens sehr genau bestätigt.

Dadurch fehlen den schweinehaltenden Betrieben Perspektive und Planungssicherheit. Obendrein haben sie mit der aktuellen Preiskrise zu kämpfen. Das Risiko einer Fehlinvestition ist extrem hoch, weil zugleich verschiedene Verschärfungen der Haltungsvorgaben für Schweine anstehen. Diese erfordern umfangreiche Anpassungen der Ställe und somit hohe betriebliche Investitionen. So werden viele Bauernfamilien zur Aufgabe ihrer Betriebe getrieben. Genau das spiegelt sich in der aktuellen ISN-Umfrage – bei der ca. 1.000 Schweinehalter offen mit Namen und Adresse geantwortet haben – wider. Immer mehr der in Deutschland insgesamt noch am Markt verbliebenen knapp 20.000 Schweinehalter steigen aus, weil sie sich von der Politik im Stich gelassen fühlen und keine Perspektive für ihren Betrieb sehen. Die Verlagerung der Tierhaltung ins Ausland ist im vollen Gange.

Auflagen, Planungsunsicherheit, Politik sind Gründe für das aufgeben der Schweinehaltung

Bei der Frage nach dem Warum, sind sich Sauenhalter und Schweinemäster einig: Für die Befragten sind besonders die Summe der Auflagen, die fehlende Planungssicherheit und ganz besonders auch der fehlende politische Rückhalt Gründe, die sie zum Ausstieg treiben. Trotz der aktuell sehr schwierigen finanziellen Situation der Betriebe wird die Ökonomie erst danach als Ausstiegsgrund benannt.

Die Umfrageergebnisse zeigen außerdem deutlich: Kleinere Betriebe könnte es in Zukunft kaum noch geben. Je kleiner der Betrieb, desto eher denkt dieser laut ISN-Umfrage ans Aufgeben. Besonders in Süddeutschland zeigt sich die Lage dramatisch – dort wolle fast drei Viertel der Sauenhalter und über die Hälfte der Schweinemäster in den nächsten zehn Jahren ihre Schweinehaltung aufgeben. red

Die ISN-Umfrage zur Schweinehaltung

Im Sommer 2021 haben insgesamt 1.048 Schweinehalter – darunter 350 Sauenhalter und 698 Schweinemäster an der Umfrage der ISN teilgenommen. Im Mittel hielten die Sauenhalter 463 Sauen und die Mäster 2017 Mastschweine. Damit waren die befragten Betriebe – wie auch schon bei den vorherigen ISN-Befragungen – im Durchschnitt deutlich größer als der Durchschnitt aller deutschen Betriebe, der nach den amtlichen Statistiken bei 252 Sauen und 940 Mastplätzen liegt. Die Umfrage erfasste also rund 10 % der Schweinehaltung in Deutschland.

Der Löwenanteil der teilnehmenden Betriebe kommt aus Niedersachsen (162 Sauenhalter und 369 Schweinemäster) gefolgt von Nordrhein-Westfalen (90 bzw. 162 Betriebe). Aus dem Süddeutschland haben 59 bzw. 102 Betriebe an der ISN-Umfrage teilgenommen.

Die wichtigsten Ergebnisse der ISN-Umfrage zur Schweinehaltung:

  • In den nächsten zehn Jahren wollen 60 % der Sauenhalter und 40 % der Schweinemäster aussteigen.
  • Bei etwa jedem sechsten befragten Betrieb ist der Ausstieg schon sehr konkret und bereits eingeleitet oder steht innerhalb der nächsten zwei Jahre bevor.
  • Vor allem kleinere Betriebe planen einen zeitnahen Ausstieg innerhalb der nächsten zwei bis fünf Jahre.
  • Größte Ausstiegsraten in Süddeutschland: Mehr als 70 % der Sauenhalter und 55 % der Schweinemäster im Süden planen in den nächsten zehn Jahren auszusteigen.
  • Die Tierzahlen schrumpfen: Durch die hohe Zahl der aussteigenden Ferkelerzeuger und Schweinemäster werden voraussichtlich 25 bis 30 % weniger Sauen und Mastschweine in den Betrieben gehalten werden.
  • Hauptgründe der Betriebsaufgabe: Summe der Auflagen, fehlende Perspektive und Planungssicherheit und mangelnder politischer Rückhalt. Trotz der aktuell desaströsen Marktlage liegt die Ökonomie als Ausstiegsgrund nicht auf den ersten Plätzen.
  • Eine Umfrage der Interessengemeinschaft der Schweinehalter (ISN) verdeutlicht die Krise der Schweinehaltung in Deutschland. Demnach wollen 40 % der Schweinemäster und 60 % der Sauenhalter innerhalb der nächsten zehn Jahre aufhören. red

Mehr zu den Ergebnissen der ISN-Umfrage zur Schweinehalter gibt es hier.