Maisaussaat: Vom Winde verweht

(c) Sabine Rübensaat
Agrarpraxis
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Staubwolken wirbeln über den feinsandigen Boden. Trotzdem müssen die Maschinen laufen, die Maiskörner gelegt werden. Die Zeit drängt.

Von Sabine Rübensaat (Text und Fotos)

Frank Lindemann und Harry Wulff treffe ich gegen elf Uhr auf dem Acker in Rhinsmühlen, Brandenburg. Blauer Himmel, Waldbrandgefahrenstufe 4. Frank hievt gerade die schweren Säcke vom Hänger und Harry schüttet das gebeizte Saatgut in die Behälter der 16-reihigen Einzelkornlegemaschine für die Maisaussaat. „Da haben Sie aber Glück, Sie kommen gerade rechtzeitig! Wenn das nämlich drin ist, dauert es Stunden, bis wir wieder befüllen.“ Das hieße für mich: Keine Bilder, Pech gehabt. Ein Behälter fasst 55 Liter. Frank ist bereits seit sechs Uhr auf den Beinen.



Der Tag ist, saisonbedingt, lang. „Gestern bin ich gegen 21 Uhr fertig geworden.“ Und gestern – das war der 8. April – ging es los. Lindemann und Wulff sind langjährige Mitarbeiter von Lohnunternehmer Erwin Klaaßen aus Wagenitz, mit dem ich noch tags zuvor wegen dieses Termins telefoniert habe. „Melden Sie sich einfach, wenn Sie in Stechow sind, dann gebe ich Ihnen die Koordinaten.“ „Und wenn wir kein Netz haben (durchaus möglich in Brandenburg)?“ „Dann fahren Sie einfach nach Rathenow, das klappt immer.“

Gearbeitet wird mit der drei Jahre alten Einzelkornlegemaschine Kverneland Optima HD mit Section Control RTK-System, das ermöglicht die Überwachung jeder einzelnen Reihe, GPS-basiert. Zwölf Meter Arbeitsbreite, 16 Reihen im Abstand von 75 cm. Maisaussaat mit Unterfußdüngung.



Harry, der letzte Woche noch Gülle in der Nähe von Leipzig gefahren hat, sagt: „Der Kunde gibt uns die Bedingungen vor. Der Schlag hier ist 52 Hektar groß und es sollen 75.000 Körner pro Hektar gelegt werden, in einer Tiefe von fünf bis acht Zentimetern. Die Tiefe ist wichtig! Gerade bei der jetzigen Trockenheit auf diesem sandigen Boden ist dort vielleicht noch etwas Feuchtigkeit. Wir legen Hybridmais von DeKalb, der Dünger ist von Timac.“

Hitze im Cockpit bei der Maisaussaat

Bevor es losgeht, repariert Harry noch schnell die Klimaanlage im Cockpit, denn in der Kabine kann es ganz schnell 50 Grad und noch heißer werden – unzumutbar; dann übernimmt Frank und startet die tonnenschwere Maschine. Staub wirbelt auf, wir gehen in Deckung, im Nu ist die Linse der Kamera eingestaubt. Oje!

Wulff prüft mit dem Zollstock nochmal die Ablagetiefe und die Abstände der einzelnen Körner. „Passt!“ Sein Handy klingelt, der Chef ist dran, erkundigt sich, ob alles läuft. „Klar.“ Lindemann hat inzwischen das Teilstück bearbeitet und setzt um. Eine Allee teilt die Fläche. Auf der anderen Seite ist der Boden etwas feuchter, aber die Staubwolken sind weithin sichtbar.

Nach dem Vorgewende und der Umfahrung eines Blühstreifens stoppt Lindemann plötzlich, springt aus dem Traktor und macht sich an den Schläuchen zwischen Schlepper und Sämaschine zu schaffen. „Was ist los?“ „Druckabfall, die Dichtung von der Hydraulikeinheit ist gerissen.“

Aus der großen Transportkiste vor dem Schlepper werden in Windeseile die passenden Ersatzteile geholt und eingesetzt, sodass es weitergehen kann. „Wir müssen sehen, wie wir klarkommen. Unsere Vertragswerkstatt schickt in der Coronakrise keine Mitarbeiter raus. Wir müssten mit der Technik hinfahren, das dauert, weite Wege. So improvisieren wir.


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Video (c) Sabine Rübensaat

Unsere eigene Werkstatt ist auch unterbesetzt. Ein Mitarbeiter aus Polen ist erst mal zu Hause. Der fehlt uns jetzt natürlich.“ Von Frank und seiner Sämaschine ist nichts mehr zu sehen, am Horizont nur noch eine Staubwolke.

Tagelang Wasser marsch

Apropos Staubwolke, Harry erzählt von seinem Einsatz letztes Jahr beim Großfeuer in Treuenbrietzen. Jeder hat noch die Bilder mit den riesigen Rauchschwaden, vom Flugzeug aus fotografiert, vor Augen. Beim Maishäckseln kam der Anruf von der Feuerwehrleitstelle, ob sie aushelfen könnten. Ihr Güllefass, der Mercedes Zetros, 25.000 l, würde dringend benötigt.

Kurze Absprache mit Klaaßen Junior, dann ging es mit Polizeieskorte über die Autobahn. Ein Erlebnis der besonderen Art. Danach Schwerstarbeit, 48 Stunden am Stück Wasser fahren. Ein Foto auf dem Handy verdeutlicht das eindrucksvoll, und wie auf Kommando klingelt es erneut. Erwin Klaaßen ist wieder dran, fragt nach. „Klar, Maschine läuft wieder.“ Die Frage an mich: „Na, haben Sie alle Bilder im Kasten?“

„Ja, nur die Kamera ist total eingestaubt.“ „Ja, ja, kein Wunder, wir brauchen Regen, Regen, Regen. Dringend!“ Für Ende August haben wir uns erneut verabredet. Nur so viel: Frührodung von Ökozuckerrüben mit einer umgebauten ROPA Tiger, angebaut in Dämmen, 75 cm Reihenabstand …

Harry packt zusammen und dann kommt doch noch die entscheidende Frage …. „Butter oder Sauce hollandaise?“ Ja, beim Spargel scheiden sich die Geister.