agrafrisch Fürstenwalde

Was ein duales Studium in der Praxis bedeutet

Larissa Langheim ist mit unter 40 km/h mit dem L-Führerschein schon gut unterwegs. Den T-Führerschein macht sie gerade – der vierte Jonglageball sozusagen. (c) Heike Mildner
Agrarpraxis
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Ausbildung, Berufsschule und Studium an der Hochschule Neubrandenburg: Larissa Langheim absolviert ein duales Studium und hat sich bei ihrem Lehrbetrieb agrafrisch Fürstenwalde in Brandenburg viele Ziele gesetzt.

Von Heike Mildner

Larissa Langheim ist gerade 20 geworden und jongliert als Dualstudentin seit Juli vergangenen Jahres mit drei imaginären Bällen: der Ausbildungspraxis im Lehrbetrieb, der Berufsschule in Pritzwalk und ihrer ab und an erforderlichen Präsenz an der Hochschule in Neubrandenburg.

Wenn alles gut geht, und warum sollte es nicht, wird sie im August 2025 ihren Facharbeiter und nach dem Sommer 2028 ihren Bachelor in Agrarwirtschaft in der Tasche haben. Und dann, so der Plan, wolle sie den Master in Agrarmanagement draufsetzen, sagt Larissa.

Duales Studium: Vortrag über Ausbildungsbetrieb

In der Woche vor Ostern hat sie in Neubrandenburg einen Vortrag über ihren Ausbildungsbetrieb agrafrisch Fürstenwalde gehalten. Ihr Chef Benjamin Meise will wissen, wie es gelaufen ist. Gut ist es gelaufen! Und ein kleiner Umschlag mit Glückwünschen wechselt den Besitzer. Nicht wegen des Vortrags, sondern wegen ihres Geburtstags. Noch ein Grund zur Freude!

Dabei ist sie schon froh, nach den Berufsschulwochen und dem Abstecher nach Neubrandenburg wieder im Betrieb zu sein und nach dem Winter, wo sie vor allem im Stall gearbeitet hat, jetzt mit raus auf den Acker zu kommen.

Ausbildung: Studentin will mehr über Pflanzenproduktion erfahren

Nicht, weil ihr die Tiere nicht lieb wären, aber mit ihnen kennt sie sich schon gut aus. Sie habe schon vorher in den Ferien immer in einem Milchviehbetrieb gearbeitet, erzählt Larissa, die nebenbei noch Hühner hält und die Eier vermarktet. Außerdem unterstützt sie ihren Vater, der über Fürstenwalde hinaus als Kürbis­olli bekannt ist und schon mal die Europameisterschaft um den schwersten Kürbis gewonnen hat. Und Larissa organisiert mittlerweile auch das alljährliche Kürbis-Hoffest. Eine richtige Macherin. Mit Pflanzenproduktion im großen Stil hat sie noch nicht viel Erfahrung, darüber will sie mehr erfahren.

Larissa Langheim und Pflanzenproduktionsleiter Ronny Kaczmarek
Larissa Langheim macht mit Pflanzenproduktionsleiter Ronny Kaczmarek einen Abstecher auf auf den den Ackerschlag bei Buchholz (c) Heike Mildner


Auch wir haben mit unserem Praxispartner bisher nicht groß über die Pflanzenproduktion gesprochen und erfahren: Der Pflug kommt bei agrafrisch seit etwa drei Jahren so gut wie gar nicht mehr zum Einsatz. „Wir versuchen, uns mit der vorhandenen Technik der regenerativen Landwirtschaft zu nähern“, so Meise, „bei der Bodenbearbeitung machen wir also so wenig wie möglich, so viel wie nötig.“ Vor unserer Drille lassen wir eine Scheibenegge vorlaufen, liebäugeln aber mit der Anschaffung einer Direktsaatmaschine. Und auch bei der Gülleausbringung müssten wir uns noch in Richtung Strip-Till bewegen. „Ich habe den Eindruck, dass wir Kosten einsparen konnten und keine Ertragseinbußen haben und der Boden schneller Wasser absorbiert – aber das ist bisher nur eine gefühlte Tendenz“, sagt Meise.

Pflanzenschutz für das Getreide

Wie überall im Märzen der Bauer, sind auch die Fürstenwalder vor Ostern damit ­beschäftigt, Gülle für den Mais auszubringen, der nächsten Monat gedrillt werden soll. Außerdem wird Harnstoff im Wintergetreide – Weizen, Gerste, Roggen – ausgebracht. In Sachen Pflanzenschutz laufen Herbizidmaßnahmen im Getreide – Roggen, Dinkel, Weizen –, und im Raps wird, je nach Wetter, eine Insektizidbehandlung gegen den Rapsglanzkäfer und Stängelrüssler notwendig werden.

Pflanzenbauleiter Ronny Kaczmarek hat im Blick, was auf den Äckern ansteht. „Nach Ostern sind dann die ersten Fungizidmaßnahmen in der Gerste ­fällig, damit die Roste nicht mit den neuen ­Blättern hochwachsen“, erläutert er, während wir unterwegs zu einer Stelle sind, wo ein Schlag Raps und ein Schlag Weizen aufeinandertreffen.

Der Raps steht gut.
Der Raps steht gut. Demnächst wird er etwas gestaucht, damit er mehr in die Breite geht, und bekommt eine Insektizidbehandlung. Larissa Langheim und Pflanzenproduktionsleiter Ronny Kaczmarek prüfen ihn. (c) Heike Mildner

Zugegeben, der Abstecher mit Pflanzenproduktionsleiter Ronny Kaczmarek auf den Ackerschlag bei Buchholz ist ein bisschen für die Bauernzeitung inszeniert. Wir wollen ein paar Fotos machen und vor Ort etwas über die aktuellen Arbeiten im Acker- und Pflanzenbau erfahren. Ronny macht daraus gleich eine kleine Bonitur mit Lehrunterweisung. Der Raps steht gut. Vielleicht sind die Blätter etwas zu bläulich, was auf einen Phosphormangel hindeutet. Demnächst werden die Pflanzen mit Wuchshemmer etwas eingestaucht, damit sie mehr in die Breite gehen und unten mehr Triebe entwickeln, erläutert Ronny.

Die Bekämpfungsrichtwerte beim Rapsglanzkäfer hat Larissa schon drauf. Weiter gehts zum Weizen. Wie kann man die Weizenpflanze von der vermaledeiten Weichen Trespe unterscheiden, wenn die Pflanzen wie jetzt fast gleich aussehen? An den behaarten Blättern, erfahren wir und haben wieder was dazugelernt. Ronny erinnert Larissa an die großen Nester, die im vergangenen Sommer im Weizen standen. „Das ist ein Riesenproblem auf dem Schlag. Die Trespe unterdrückt den Weizen, der wächst dann einfach nicht mehr.“ Darum wurde vor zwei Tagen ein Herbizid eingesetzt, das hoffentlich bald seine Wirkung tun wird.

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Duales Studium: Praxis macht mehr Spaß

Da mineralischer Dünger so teuer geworden ist, arbeiten die Fürstenwalder seit einem Jahr mit Bodenhilfsstoffen wie Milchsäurebakterien und mit Mikronährstoffen, um die Kosten zu reduzieren. „Die Milchsäurebakterien haben im Getreide eine leicht stauchende Wirkung und sind ein Gegenspieler bei Pilzkrankheiten“, sagt Kaczmarek. Außerdem wird das Bodenleben angeregt.

Ende Mai beginnt für Larissa wieder eine Berufsschul-Phase des dualen Studiums in Pritzwalk. Das Schöne dort: ein strukturierter Alltag mit einem festen Feierabend Viertel nach drei. Aber trotzdem: „Die Praxis macht mehr Spaß!“, sagt sie. Gerade ist sie dabei, ihren T-Schein zu machen. Den L-Schein hat sie schon, und damit geht es nach unserem Foto-Abstecher mit weniger als 40 km/h nach Alt Zeschdorf, um Dünger zu holen. Übrigens wird bei agrafrisch noch ein neuer Spritzenfahrer gesucht. Die Spritze mit 30 m Arbeitsbreite ist zwar schon älter, aber vielleicht motiviert den potenziellen Bewerber ein niegelnagelneuer Schlepper, der nach Ostern geliefert werden soll.

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