In gleich drei Schweinehaltungen an der polnischen Grenze wurde in der vorigen Woche die Afrikanische Schweinepest (ASP) bestätigt. Das Wichtigste zur neuen Lage und den ASP-Ausbrüchen im Überblick.

Spät in der Nacht zum Freitag voriger Woche kam die Bestätigung aus dem nationalen Referenzlabor: Erstmals wurde die Afrikanische Schweinepest (ASP) in Hausschweinbeständen nachgewiesen. Betroffen waren zunächst zwei Haltungen in Brandenburg: im Spree-Neiße-Kreis ein Betrieb mit 200 Tieren und eine Kleinsthaltung mit zwei Schweinen im Landkreis Märkisch-Oderland.

Alle in der Kernzone

Am Sonnabendnachmittag gab es eine weitere Bestätigung. Wieder handelte es sich um eine private Haltung, dieses Mal mit vier Schweinen, in Märkisch-Oderland. Alle Bestände befanden sich in der bisherigen Sperrzone, die aufgrund der ASP-Ausbrüche bei Wildschweinen eingerichtet worden war.

Der größere Nutztierbestand in der Lausitz gehört einem Betrieb, der nach Ökorichtlinien wirtschaftet. Er beteiligt sich an einem EU-geförderten Projekt, das der Optimierung der ökologischen Schweinehaltung in Brandenburg dienen soll und über das die Bauernzeitung bereits berichtet hat. Das Virus wurde bei einem verendeten Tier im Rahmen des ASP-Monitorings nachgewiesen. Der gesamte Bestand – 120 Sauen mit 80 Ferkeln – wurde gemerzt.

Nach Angaben des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (Bölw) hatte der Betrieb seinen Tiere aufgrund einer amtlichen Anordnung schon seit September keinen Auslauf mehr gewährt. Als spezifischer Grund für die Ansteckung komme die ökologische Auslaufhaltung demnach nicht infrage, schlussfolgert der Bölw. Aus seiner Sicht müsse von Infektionsquellen ausgegangen werden, die auch konventionelle Schweinehalter betreffen können. Ergebnisse der epidemiologischen Untersuchungen, mit denen die Eintragsursache ermittelt werden sollen, lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor.


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Biosicherheit einhalten

Der Betrieb befindet sich nur wenige Kilometer von den Grenzen zu Polen und zu Sachsen entfernt. Die erste betroffene Kleinsthaltung im Letschiner Ortsteil Kienitz, direkt an der Oder gelegen, ist rund 130 km Luftlinie entfernt.

Brandenburgs Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher appellierte an alle schweinehaltenden Betriebe und vor allem an alle Kleinsthalter, die vorgeschriebenen Biosicherheitsmaßnahmen strikt einzuhalten, um weitere ASP-Ausbrüche in Hausschweinehaltungen zu verhindern. Gerade Brandenburg steht seit mehr als einem Jahr unter starkem Seuchendruck aus Polen. Der feste Zaun entlang Oder und Neiße ist nach Angaben der Grünen-Politikerin inzwischen geschlossen.

Bislang wurden sechs Kerngebiete ausgewiesen, in denen systematisch nach toten Wildschweinen (Fallwild) gesucht wird, um die Seuche einzudämmen. Die Zahl der bestätigten ASP-Funde unter Wildschweinen liegt bei derzeit knapp 1.300.

Ob nach den ersten Fällen in Hausschweinbeständen die existierenden Kernzonen beibehalten oder erweitert werden, stand zu Wochenbeginn noch nicht fest. Mit einer Tierseuchenallgemeinverfügung zum Fall in Kienitz rechnete der Landkreis Märkisch-Oderland erst im Laufe der Woche. Es gebe dazu viel Abstimmungsbedarf mit dem Land Brandenburg, sagte der Pressesprecher des Landkreises dazu am Freitag.

Nach ersten Erkenntnissen des Landkreises lebten die beiden erkrankten Tiere ebenfalls in einem Stall ohne Auslauf. In ersten Reaktionen gab es erneut Kritik am bisherigen Krisenmanagement. Zugleich taucht die Frage auf, warum trotz der seit Monaten zunehmenden Gefahren weiterhin Hausschweine im Freiland gehalten werden. Die Agrarministerinnen und -minister der Grünen hatten sich erst auf der jüngsten Agrarministerkonferenz (AMK) ausdrücklich dafür ausgesprochen, Freilandhaltung trotz ASP möglich zu machen. Dazu gehörte auch Brandenburg.


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ASP-Ausbrüche: Aus der Presse erfahren

„Ich bin ausgesprochen verärgert darüber, dass es angesichts der aktuellen Bedrohungslage immer noch Akteure in der Landespolitik gibt, die eine Freilandhaltung von Schweinen in Seuchenzeiten für praktikabel halten“, erklärte dazu nun Johannes Funke, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Havelland. „Jetzt heißt es wegfahren oder einstallen.“ Nur mit Elektrodrähten werde niemand eine Seuche aufhalten. „Dass sich die Schweinehaltung an gesellschaftliche Anforderungen anpassen muss, steht für mich außer Frage“, so der SPD-Landtagsabgeordnete.

Als „hochproblematisch“ empfindet der Landesbauernverband (LBV) die Informationspolitik der zuständigen Verbraucherschutzministerin. „Es ist höchst befremdlich, wenn in einer solchen Krisenlage mit der Presse, nicht aber mit den Betroffenen gesprochen wird“, erklärte LBV-Präsident Henrik Wendorff. Die Einschleppung der ASP in den Hausschweinbestand zeige, dass Biohaltungen und private Kleinsthaltungen einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, heißt es in der Pressemitteilung des Verbandes. Er erneuerte seine Forderung nach einem Strategiewechsel in der Seuchenbekämpfung. Dabei sollte der Berufsstand „direkt und kontinuierlich“ einbezogen werden. Bislang seien die Maßnahmen, die als zielführend erkannt wurden, nicht schnell, konsequent und koordiniert genug umgesetzt worden.


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ASP-Ausbrüche: „Mit voller Wucht“

Die Seuchenfälle lösten auch in Nachbarländern deutliche Reaktionen aus. Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister, Till Backhaus, appellierte an alle Halterinnen und Halter von Schweinen im Land, die Gefahr unbedingt ernst zu nehmen. „Wer Schweine hält, egal ob kleiner Hausbestand oder landwirtschaftlicher Betrieb, muss dringendst auf die strikte Einhaltung der Mindestanforderungen der Schweinehaltungshygieneverordnung an die Biosicherheit achten“, so Backhaus.

Für schlecht vorbereitet hält der Agrarsprecher der AfD-Landtagsfraktion, Hannes Loth, das Land Sachsen-Anhalt. Beteuerungen des Magdeburger Agrarministeriums, gut aufgestellt zu sein, seien auch in Brandenburg zu hören gewesen. Da sich das Land aus der Kofinanzierung der Tierseuchenkasse verabschiedet habe, würde die ASP die Betriebe in Sachsen-Anhalt bei den Tierkörperbeseitigungskosten „mit voller Wucht“ treffen. Loth forderte das Magdeburger Ressort auf, umgehend die Vorschläge des Landtages zur ASP-Prävention umsetzen. red

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