Tierseuchenbekämpfung

ASP-Krise: Kretschmer fordert Solidarität

Ministerpräsident Michael Kretschmer, hier im Gespräch mit Dr. Udo Mann, stellvertretender Amtstierarzt im Landkreis Görlitz, und Sebastian Vogel, Staatssekretär im Sozialministerium, (v. l.) machte sich im ostsächsischen ASP-Gebiet ein Bild von der Tierseuchenbekämpfung. (c) Karsten Bär
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Sachsens Ministerpräsident fordert in der ASP-Krise ein „solidarisches Miteinander“. Die betroffenen Länder dürften nicht alleingelassen werden, sagte Michael Kretschmer (CDU) am Mittwoch (18. August) bei einem Besuch im betroffenen Landkreis Görlitz. Dort ist man bei der Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) nach eigenem Bekunden „am Limit“ – und hätte im Rückblick manches anders gemacht.  

Im ostsächsischen ASP-Gebiet arbeiten die Beteiligten an der Belastungsgrenze. „Wir sind am Limit“, machte der stellvertretende Amtsveterinär Dr. Udo Mann deutlich, als er dem Ministerpräsidenten bei dessen Besuch im Landkreis Görlitz die aktuelle Lage in der ASP-Krise beschrieb. Er sieht inzwischen „die dritte oder vierte Welle“ über die Neiße nach Sachsen schwappen. Bestätigte ASP-Fälle an Wildschweinen im südlichen Teil der Kernzone II seien offenkundig neu aus Polen eingetragen worden. Dies sei genetisch nachweisbar.

Bund und Länder sollen sich an Seuchenbekämpfung beteiligen

Angesichts der wachsende Belastung und keinem absehbaren Ende der Tierseuche fordert Kretschmer verstärkte gemeinsame Anstrengungen in Deutschland. Die betroffenen Länder Sachsen und Brandenburg sowie Mecklenburg-Vorpommern sollten gemeinsam mit dem Bund eine Arbeitsgruppe bilden und sich der ASP-Krise gemeinsam stellen. Sachsen dränge wie Brandenburg darauf, dass der Bund und alle Bundesländer anfallende Mehrkosten für erforderliche Sicherungsmaßnahmen gemeinsam schultern. Wichtig sei zudem, auf Polen zuzugehen. Auch dort brauche es einen anderen Umgang mit der Seuche und bessere Abstimmungen mit der deutschen Seite. Noch immer gebe es zu Seuchengeschehen und  -bekämpfung im Nachbarland kaum aktuelle Informationen, bestätigten die Vertreter des Landkreises Görlitz.

Im Rückblick sehen die Görlitzer Behörden einige der ergriffenen Maßnahmen zur Seuchenbekämpfung kritisch.  „Es war ein Fehler, die Jagd nicht weitergeführt zu haben“, sagte Landrat Bernd Lange (CDU). Zu Beginn der ASP-Krise sei die Jagd auch in der Pufferzone um das direkt betroffene Gebiet untersagt worden. Das sei zwar im gefährdeten Gebiet durchaus sinnvoll, um ein Versprengen infizierter Tiere zu vermeiden  und eine Verschleppung des Virus`, wie Veterinär Mann betonte. Doch in der Pufferzone hätte die Jagd zu einer deutlichen Verringerung des Infektionsrisiko beigetragen. Zumal im Herbst und Winter eigentlich Gesellschaftsjagden stattfinden, bei denen die Jäger die meiste Schwarzwildstrecke legen. Diese Chance zur Bestandsreduzierung blieb ungenutzt.

Behörden setzen auf Unterstützung von Jägern und Landwirten

Lange und Mann betonten, dass die Behörden bei der Seuchenbekämpfung auf die örtliche Jägerschaft und ihre Ortskenntnis angewiesen seien. Jedoch habe man etwa nur die Hälfte dieser Gruppe hinter sich. Der Amtsveterinär  verwies darauf, dass es manche Jäger ablehnten, Wildschweine zu schießen, die danach entsorgt würden. Bisher wurden im ASP-Gebiet rund 1.200 Wildschweine erlegt. Davon erwies sich ein Anteil von 6,7 % als ASP-positiv.

Auch Landwirte sollen an der Seuchenbekämpfung mitwirken. Im von zwei Zaunreihen begrenzten Korridor entlang des Grenzflusses Neiße wollen die Behörden darum bitten, auf den Anbau von Mais zu verzichten. Hochwachsender Mais würde die Überwachung von Wildschweinbewegungen in diesem Raum erschweren, sagte Mann. Man wolle dabei freiwillige Lösungen erreichen und möglichst Anordnungen vermeiden.

Günther lädt Agrarministerkonferenz zu ASP-Sondersitzung ein

Der Landkreis Görlitz ist der bisher einzige Landkreis Sachsens, in dem Fälle von ASP aufgetreten sind. Er trägt damit die Hauptlast bei der Bewältigung der ASP-Krise. Zu den Aufgaben, die die Behörden des Landkreises koordinieren und erledigen müssen, zählt das Unterhalten und Kontrollieren der Zäune sowie die Fallwildsuche und Bergung toter Wildschweine. Beim Bergen der Kadaver kann auf die Unterstützung Freiwilliger Feuerwehren zurückgegriffen werden. Jedoch bedarf es hierbei noch besserer technischer Ausrüstung.

Sachsens Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (Grüne) hat inzwischen als amtierender Vorsitzender der Agrarministerkonferenz (AMK) zu einer AMK-Sondersitzung „Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest“ am 1. September eingeladen.

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